Süße Ruhe inmitten von Streit und Diebereien

19.9.2009, 00:00 Uhr
Süße Ruhe inmitten von Streit und Diebereien

© Günter B. Kögler

Nachdem die Gattin des Oberbürgermeisters, Ursula Lichtenberg, eine Flasche Sekt über die Nase des Jets gegossen und «allzeit gute Landung» gewünscht hat, brechen die Ehrengäste mit der DC 10 zu einem Rundflug auf, der mit einer Ehrenrunde über Fürth beginnt und dann über München, Innsbruck, Oberitalien und die Schweiz zurück nach Nürnberg führt. Der Höhenrausch macht mutig. Eine FN-Reporterin ist live dabei, als Bürgermeister Weidemann seiner Sekretärin das «Du» anbietet, und OB Lichtenberg über dem Comer See verkündet, dass er sich in sechs Jahren der Wiederwahl stellen will.

Daheim in Fürth sorgt der Haushalt des kommenden Jahres für die dringend benötigte Bodenhaftung. Kämmerer Zottmann vergleicht den finanziellen Zustand der Kommune mit dem eines stark angeschlagenen Boxers, «der sich unter Aufbietung aller Kraftreserven über die Runden zu retten versucht».

Ring frei zur nächsten Runde heißt es beim Bayernligisten SpVgg Fürth: «Präsident kontra Trainer» titeln die FN. Nach der 0:3-Niederlage in Frohnlach fordert Vereinschef Helmuth Liebold in einem Brief von Trainer Günter Gerling eine Analyse des Spiels. Gerling soll unter anderem dazu Stellung nehmen, warum er die zuletzt siegreiche Mannschaft auf einigen Positionen verändert hat und ob die Mannschaft konditionelle Mängel aufweist. Außerdem interessiert sich Liebold dafür, warum Stürmer Thomas Adler nach der Pause eingewechselt wurde, obwohl er direkt von einem Bundeswehrmanöver kam und 40 Minuten nach Spielbeginn in Frohnlach auftauchte. Gerling ist stinksauer, nennt den Brief «schamlos» und droht, alles hinzuschmeißen, doch am Ende werden «alle Missverständnisse ausgeräumt», teilt das Präsidium mit.

Völlig unbeeindruckt davon steht in Laubendorf ein Pferd an einem Gartenzaun - bis die Polizei kommt. Das Tier ist vermisst gemeldet worden. Wie sich herausstellt, haben es zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen aus einem Stall in Burggrafenhof entführt. Vielleicht um Indianer zu spielen? So etwas wie der Schatz im Silbersee jedenfalls schlummert bei der Firma Grundig. Innerhalb von zwei Jahren stecken einige Mitarbeiter der Galvanikabteilung Edelmetall im Wert von einer halben Million Mark ein. Als ein Mann mit 16 Kilo Silber im Gepäck am Werkstor entdeckt wird, schaltet Grundig den Sheriff ein.

24 Ledersandalen - der Schuh des Manitou ist nicht dabei - erbeutet ein Dieb aus einem Auto im Westen der Stadt. Sein Pech: Er hat einen Musterkoffer erwischt. Bei den Sandalen handelt es sich ausschließlich um Exemplare für den rechten Fuß.

Keine rechten Schuhe, dafür rechte Devotionalien bietet ein Mann am Fürther Grafflmarkt feil. Unter anderem verkauft er NS-Embleme und ein Hitler-Abbild aus Bleiguss für 25 Mark. Also alles in allem a rechtes Graffl, das dem 41-Jährigen prompt eine Strafanzeige einbringt.

Dass der Verkauf auch ohne Ärger mit der Polizei anstrengend sein kann, zeigt unser Foto, auf dem sich ein völlig unbescholtener Händler auf seine Ware gebettet hat. Von was er träumt? Dem Aufstieg der SpVgg? Einem Rundflug mit der «Fürth»? Wahrscheinlich einfach nur von einem Bratwurst-Weckla und einem Seidla Bier. Fürth hebt nicht ab, Fürth bleibt am Boden. Auch im September 1984.