Tauziehen um die Hotelfassade

10.12.2012, 09:00 Uhr
Tauziehen um die Hotelfassade

© FN

Wie viel von der Ursprungsversion heute noch vorhanden ist und in welchem Zustand sich die Reste befinden, ist allerdings unklar. Einem Bombentreffer und einem Brand im Februar 1945 fielen die oberen Stockwerke zum Opfer, später wurde umgebaut und aufgestockt, der Denkmalcharakter des Gesamtgebäudes ging verloren. 1956 schließlich bekam der Hotelkomplex auf Weisung der Stadt neuen Putz. Nach Ansicht des Vereins schlummert darunter bis zum dritten Stockwerk hinauf auch heute noch das Original. Ein Steinmetz, den man in den eigenen Reihen hat, wäre bereit, kostenlos weitere Untersuchungen darüber anzustellen, ob diese Annahme zutrifft.

Tauziehen um die Hotelfassade

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Dies, so Kamran Salimi von „Wir sind Fürth“, werde man am Montagabend dem Bauherren, der Firma MIB, anbieten, mit dem sich Vereinsvertreter zu einem Gespräch treffen. MIB-Geschäftsführer Uwe Laule wollte, von den FN befragt, mit Hinweis auf diesen Termin noch keine Einschätzung zum Architektur-Vorschlag der Kritiker abgeben, der ihm erst seit Freitagnachmittag vorliegt. Ein Einlenken von MIB wäre jedoch eine faustdicke Überraschung, denn der Investor machte zuletzt mehr als deutlich, dass man sich am Ende eines zweijährigen Diskussionsprozesses über Fürths „Neue Mitte“ sehe — in dem der Erhalt des Hotel-Komplexes nie eine Option war.

Wie berichtet, hatte sich MIB Ende November auf den – mehrfach überarbeiteten – Entwurf festgelegt, mit dem das Leipziger Büro Weis & Volkmann als Sieger aus einem Architekten-Workshop hervorgegangen war. Die aktuelle Version sieht an Stelle des Park-Hotels ein modernes Gebäude mit Glas-Obergeschoss vor. In der Chefetage des Rathauses und quer durch alle politischen Lager des Stadtrats ist der Vorschlag auf positive, teils begeisterte Resonanz gestoßen, im Frühjahr sollen nun die Abbrucharbeiten für den Einzelhandelskomplex beginnen.

Der Verein „Wir sind Fürth“ indes bleibt bei seiner scharfen Kritik am Volkmann-Entwurf. In einer Erklärung ist von „gesichtsloser Durchschnittsarchitektur“ die Rede; beim alten Hotel dagegen handle es sich um einen „visuellen Eckpfeiler der Stadt“, der unabhängig von seinem nicht mehr vorhandenen Denkmalcharakter großen „emotionalen Wert“ für Fürth habe.

Emotionen schürt der neuerliche Widerstand gegen die laufende Planung unterdessen bei großen Teilen der Geschäftsleute in der Innenstadt, die unter dem seit Jahren anhaltenden Abwärtstrend leiden. Wie Einzelhandelssprecher Norbert Staudt erst kürzlich hörbar gereizt schilderte, „gehen die letzten von uns aus Fürth raus oder gleich ganz kaputt, wenn es jetzt nicht zügig vorangeht“.

Und Klaus Hunneshagen, Sprecher des städtischen Wirtschaftsbeirats, sekundiert: „Wir diskutieren über Backsteine, während die Bürger nach Nürnberg und Erlangen zum Einkaufen fahren.“ Zu lange bereits sei man die versprochenen Impulse für die City schuldig geblieben, finden viele der Ladenbetreiber, die noch immer vergeblich auf den Umschwung hoffen.

Vorwürfe, man wolle das Projekt verzögern oder gar verhindern, weist „Wir sind Fürth“-Sprecher Salimi allerdings von sich. Da MIB mit Abriss, Um- und Neubau zunächst auf der anderen Seite der Breitscheidstraße beginnen will, bleibe noch genügend Luft, die Pläne für das Park-Hotel zu überdenken. Selbst ein Bürgerbegehren, das der Verein ins Gespräch gebracht hatte, werde zügig über die Bühne gehen — wenn es denn komme.

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