Tauziehen um Fürther Waldkindergarten

9.7.2015, 11:00 Uhr
Tauziehen um Fürther Waldkindergarten

© Harald Hofmann

Der Bauantrag wurde bereits im Mai eingereicht. Doch obwohl Moggerla ein Schnellverfahren zugesagt wurde, mahlen die Mühlen der Verwaltung langsam – und gründlich.

Das konnte die Moggerla-Vorstandsvorsitzende Katja Weiß auf Anfrage der Fürther Nachrichten feststellen, nachdem sich die Lebensmittelaufsicht bei ihr gemeldet hat. Dabei ist der Verein noch weit davon entfernt, an die Essensversorgung zu denken. Darüber hinaus hat die Gewerbeaufsicht dem Architekten der Einrichtung bedeutet, dass für das Kita-Personal Umkleideräume erforderlich seien. Zudem fordere ein Brandschutzgutachten große Löschwassertanks. „Das kann leicht Zusatzkosten in fünfstelliger Höhe verursachen“, sagt Katja Weiß.

Noch vor den Sommerferien wollte der Verein die beiden mit Batteriebeleuchtung, Trockentoiletten und Gasheizung ausgestatteten Spezial-Bauwagen ordern. Die Lieferfrist beträgt zwei Monate. Eine vorläufige Betriebserlaubnis ab September hat die neue Kita bereits erhalten. Allerdings nur für ein Provisorium im 2011 eröffneten Anbau mit Hort und Krippe an der Adalbert-Stifter-Schule. Eng wird es hier vor allem beim Mittagessen und in der Ruhezeit danach, wenn keine Freiluftaktivitäten unternommen werden können. Allenfalls für einen überschaubaren Zeitraum sei dieser Ausnahmezustand zu bewältigen, meint Weiß. Angst macht ihr der Gedanke, dass dieses Provisorium den ganzen Winter über aufrecht erhalten werden muss. Dann erschwere die Witterung das Ausweichen ins Freie.

„Das bringt uns an die Grenze der Belastbarkeit“, sagt die Vorstandsvorsitzende im Hinblick auf die Mitarbeit der Eltern im Verein und die Suche nach Sponsoren für den Waldkindergarten. Dabei ist das Projekt mit 100 000 Euro Gesamtkosten noch vergleichsweise billig. Zumal der Freistaat 30 000 Euro und die Stadt 37 000 Euro übernehmen.

Den Standort auf einer Lichtung hinter dem Oberfürberger Reitverein St. Georg hatte Stadtförster Martin Straußberger vorgeschlagen. Doch inzwischen haben die zur Stellungnahme aufgeforderten Behörden diverse Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Hygiene vorgebracht, mit denen man sich im Bauamt auseinandersetzen muss. Um Probleme auszuräumen, wird bereits nach einem Alternativstandort Ausschau gehalten, weiß Baureferent Joachim Krauße. Ursprünglich habe man nur an eine Schutzhütte wie das „Grüne Klassenzimmer“ bei der Stadtförsterei im Wald gedacht. Erkundigungen wurden bei einer entsprechenden Einrichtung in München eingeholt, nicht jedoch in den Nachbarstädten Nürnberg und Erlangen, wo bereits mehrere reguläre Waldkindergärten betrieben werden.

Der Elternwunsch nach einer längeren Betreuung machte laut Sozialreferentin Elisabeth Reichert die Schutzhütten-Version hinfällig. Nun werde an einem Mittelding zwischen Schutzhütte und regulärem Kindergarten gearbeitet. Dabei verzichte man auf viele Standards, die im Wald nur schwer zu erfüllen seien und mit hohen Kosten verbunden wären.

Reichert gehört wie auch Jugendamtsleiter Hermann Schnitzer zu den glühenden Verfechtern des Fürther Pilotprojekts. Sie bittet aber auch um Verständnis dafür, dass sich die Genehmigungsbehörden in ihrer Verantwortung für die Betriebssicherheit absichern müssen. Katja Weiß indes befürchtet, dass aus dem Provisorium an der Schule eine Dauerlösung werden könnte.

„Wir sind festen Willens, den Waldkindergarten zu realisieren“, versichert der Jugendamtschef. In dem Projekt sieht er „eine wunderbare Abrundung“ des Fürther Kita-Spektrums. Die jetzt aufgetauchten Bedenken nimmt Schnitzer nicht auf die leichte Schulter, aber gelassen. Es sei schließlich allen klar gewesen, dass das Genehmigungsverfahren nicht einfach werde. Nun könne man gemeinsam konkrete Problemlösungen erarbeiten und dabei auch auf Erfahrungen der benachbarten Waldkindergärten zurückgreifen. Schnitzer geht davon aus, dass die naturnahe Bauwagen-Kita im nächsten Frühjahr mit Leben erfüllt werden kann.

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