Trolli baut frühestens im nächsten Jahr

3.6.2010, 00:00 Uhr
Trolli baut frühestens im nächsten Jahr

© Winckler

Noch im Januar hatte sich Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller dafür stark gemacht, dass der Freistaat Trolli im Zuge der Quelle-Krise mit einem zinsgünstigen Darlehen unterstützt, um den Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Johnson-Kaserne möglichst schnell auf den Weg zu bringen. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte, wie berichtet, am Rande der Kabinettstagung in Fürth seine Zustimmung signalisiert. Doch seitdem war nichts mehr von dem Projekt zu hören.

Auf Nachfrage erfuhren die FN nun, dass der Bau auf 2011 verschoben wird. Firmenchef Herbert Mederer begründet dies mit der derzeitigen wirtschaftlichen »Großwetterlage«. Zwar habe das Unternehmen die Wirtschaftskrise »relativ gut« überstanden, bauen will Mederer aber erst, »wenn wir gesicherter in die Zukunft schauen können«.

Nur aufgeschoben

Für Trolli – nach Haribo die Nummer zwei auf dem deutschen Fruchtgummi-Markt – habe eine Verschiebung des Bautermins keine negativen Folgen, versichert Mederer. Schließlich sei es nicht die Auftragslage, die den Neubau erforderlich mache. Vielmehr gehe es darum, den in die Jahre gekommenen Firmenkomplex in der Oststraße durch ein modernes Gebäude zu ersetzen. Und das habe durchaus noch ein Jahr Zeit. Mederer: »Wir behalten das Grundstück, die Pläne sind fix und fertig, es geht nur um den Termin.«

Der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller zeigt Verständnis dafür, »dass ein Mittelständler in dieser ausgewachsenen Krise vorsichtig ist mit derart großen Investitionen«. Er selbst müsse jedoch nun der Staatsregierung beibringen, dass der Startschuss in diesem Jahr noch nicht fallen kann.

Müller ist überzeugt davon, dass der Bau von Trolli nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben ist. Er hofft sogar, dass der Fruchtgummi-Hersteller andere Werkstandorte, beispielsweise in Tschechien, schließt und auf dem neuen Gelände in Fürth konzentriert. Die Stadt werde das Unternehmen jedenfalls unterstützen, beispielsweise bei der Verwertung des Altbestands an der Oststraße, wo sich Müller eine Umwandlung in Wohnnutzung vorstellen kann.

Derweil schießen bei einem zweiten Fürther Großprojekt die Spekulationen ins Kraut: Insider fürchten, dass der Discounter Norma den geplanten Neubau von Verwaltung und Logistikzentrum im neuen Gewerbegebiet Hardhöhe nach dem Tod von Firmenchef Manfred Roth im April möglicherweise ebenfalls aufschiebt beziehungsweise sogar zu den Akten legt.

Wirtschaftsreferent Müller, von den FN auf die Gerüchte angesprochen, ließ sich nur die Aussage »die Verhandlungen laufen noch« entlocken, räumte aber ein, dass sich »die Situation nach dem Tod des Firmenchefs nicht einfacher gestaltet«. Die Norma-Geschäftsleitung wollte sich gegenüber unserer Zeitung noch nicht äußern, kündigte aber für nächste Woche eine Presseerklärung an.

Die Stadt treibt unterdessen die Pläne für eine Erschließung des Gewerbegebiets voran. Vorgesehen ist eine Zufahrt beim Baumarkt Obi über die Würzburger Straße sowie eine weitere von der Hafenstraße. Nächste Woche soll der Bauausschuss darüber entscheiden. »Wir stehen hier ziemlich unter Druck«, sagt Müller, »da einige Firmen am liebsten sofort bauen würden.« Zwar dürfe er die Namen der Unternehmen noch nicht nennen, Interessenten gebe es aber mehr als Grundstücke vorhanden seien.