Unter falschem Namen überlebt

1.9.2009, 00:00 Uhr

Als Deutschland den Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen begann, ahnte Bella Rosenkranz nicht, was ihr bevorstehen würde. Die 16-Jährige lebte im Waisenhaus, besuchte die Schule - und wurde im Oktober von der Straße weg in Haft genommen und deportiert. Zusammen mit 53 weiteren Fürther Juden, die polnische Staatsangehörige waren.

Fünf Jahre Arbeitslager

Die Jugendliche schlug sich über Polen und Weißrussland in die Ukraine durch, sie lernte in Gemeinschaft mit anderen Flüchtlingen das Kochen. Ein erträgliches Leben. Bis die Russen kamen. Bella wurde gefangen genommen und - wegen angeblich politischer Verbrechen - zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt. Sie litt Hunger, Kälte und musste knochenharte Arbeit verrichten - aber sie überlebte. Mit falschen Papieren heuerte sie nach Kriegsende auf russischen Frachtern an und fuhr zehn Jahre lang zur See. Erst 1961 konnte sie die Sowjetunion verlassen und nach Deutschland zurückkehren.

Nach kurzem Aufenthalt in Berlin und Abstechern nach Israel und New York kehrte sie nach Fürth zurück. Ihrer Heimatstadt, in der sie den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde begleitet hat und bis heute lebt.

Über all dies berichtet Bella Rosenkranz im Gespräch mit Norbert Joa. Der BR-Moderator besuchte sie zu Hause in der Theaterstraße: «Ein trauriges, ein spannendes Schicksal - und so ein besonderes Leben, dass es gut in die Reihe passt», sagt er. Wer eine dahinplätschernde Unterhaltung erwartet, wird enttäuscht. Bella Rosenkranz hätte manche Frage kurz und entschieden beantwortet. «Es war keine leichte Übung», sagt Joa, «aber eine, die sich gelohnt hat.»