Vandalen vernichten den Traum vom Süden

11.11.2011, 22:00 Uhr
Vandalen vernichten den Traum vom Süden

© Mark Johnston

Zypressen sind etwas kapriziöse Gewächse. Ebenso wie andere Nadelgehölze reagieren sie empfindlich, wenn man sie ihrer Spitze beraubt. Während Laubbäume meist umso buschiger austreiben, wenn man den oberen Trieb kappt, ist es um Nadelbäume in so einem Fall meist geschehen. Vier Zypressen, die zusammen mit Palmen, Lavendel und Feigen für südländischen Charme sorgen sollten, widerfuhr in der Woche vor Halloween dieses Schicksal, wenig später musste ein weiteres Gehölz daran glauben.

„Alle fünf zerstörten Zypressen haben wir mittlerweile ausgegraben und entsorgt“, sagt Birgit Auerswald, die im Grünflächenamt für Pflege und Unterhalt der Flächen zuständig ist und auch bei Vandalismusschäden zum Einsatz kommt. Dort, wo die immergrünen Bäume in zwei Reihen die Verkehrsinsel schmückten, stehen jetzt nur noch zwei Pflanzen. Die beiden Hanfpalmen, die ebenfalls Urlaubsgefühle in die Südstadt bringen sollten, sind nämlich auch schon nicht mehr da. Sie fielen, obwohl sie dick in Jutesäcke eingepackt worden waren, dem strengen Frost der vergangenen Winter zum Opfer.

Das Herz bricht

Wenn Wolfram Hirt an die erfrorenen Palmen, vor allem aber an die mutwillig zerstörten Zypressen denkt, bricht ihm schon ein wenig das Herz. Als Landschaftsarchitekt und Planer vom städtischen Grünflächenamt war er vor gut zwei Jahren mit dem Experiment, aus wärmeren Gefilden kommende Pflanzen in Fürth heimisch werden zu lassen, betraut. Aufgeben will er das Projekt trotz der Rückschläge nicht: Im Frühjahr sollen die Lücken, die nun auf dem Oval des Kreisverkehrs prangen, wieder mit neuen Pflanzen gefüllt werden. Seiner Meinung nach gerne mit Zypressen. Schließlich seien die Bäume trotz anfänglicher Bedenken gut gewachsen. „Und gegen Vandalismus ist keine Pflanze resistent“, sagt Hirt.

Davon kann auch Birgit Auerswald ein Lied singen. Immer wieder muss sie Verwüstungen beseitigen. Vandalen trampeln nicht nur Pflanzen im Stadtpark nieder, es gibt auch Zeitgenossen, die Gewächse ausgraben, um sie im heimischen Garten anzupflanzen. Aus dem Schulgarten verschwindet regelmäßig Gemüse, und an Halloween kam es in den vergangenen Jahren zu Zerstörungen auf Spielplätzen.

Auch das Sandsteindenkmal zur Erinnerung an Opfer von Krieg, Verfolgung, Diktatur und Gewalt in der Nähe der Auferstehungskirche ist beschädigt worden. Am 13. November, dem Volkstrauertag, im vergangenen Jahr wurde das Ehrenmal mit Farbe verschmutzt (wir berichteten). Spuren davon sind heute noch zu sehen, denn die Renovierung des Sandsteinsockels, auf dem ein Krieger steht, der ein Kind beschützt, ist teurer als gedacht. Vom Einsatz scharfer Mittel oder dem Hochdruckreiniger, mit denen die Stadt sonst gegen Farbe auf Fassaden oder Denkmälern vorgeht, hat ein herbeigerufener Steinrestaurator abgeraten. Sehr vorsichtig müsse man an den Sockel herangehen, sonst bleibe nur ein Schutthaufen übrig, habe der Fachmann gewarnt, sagt Hochbauamtsleiter Jürgen Brucker.

Dass das Ehrenmal sanierungsbedürftig ist, weiß man schon lange. Momentan jedoch scheitert dieses Vorhaben an den leeren Kassen der Stadt. Rund 12000 Euro müsste man dafür aufbringen, sagt Brucker. Damit der Anblick des Denkmals zum Volkstrauertag am kommenden Sonntag nicht allzu trostlos ist, soll heute noch ganz behutsam versucht werden, die Schmierereien zumindest ein wenig zu mildern.

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