Veto gegen den Schliemann-Umzug

13.10.2016, 16:00 Uhr
Das historische Sandsteingebäude an der Königstraße muss Heimstatt des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums bleiben, finden der Elternbeiratsvorsitzende und die Fürther Linke.

© Hans-Joachim Winckler Das historische Sandsteingebäude an der Königstraße muss Heimstatt des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums bleiben, finden der Elternbeiratsvorsitzende und die Fürther Linke.

Wie berichtet, will die Stadt für das Gymnasium einen Neubau auf dem einen Steinwurf entfernten Gelände der Wolfsgrubermühle errichten. Für das seit vielen Jahren verwaiste Areal hat die Kommune eine Kaufoption bis zum Jahresende. Die Rathaus-Chefetage plädiert für diese Variante, denn nur so bekomme man eine Ideallösung für die Schule, die unter erheblichem Platzmangel leidet.


Vor allem aber, so Oberbürgermeister Thomas Jung, bliebe Schülern und Lehrern der jahrelange Lärm von Sanierung und Umbau am jetzigen Standort erspart. Ein Vorteil, der auch HSG-Direktor Carsten Böckl für den Neubau plädieren lässt. Tobias Wagner indes bezweifelte am Dienstag im Gespräch mit den FN, dass sich diese Belastung über zehn Jahre hinzieht, wie es der OB prophezeit. Die wirklich starken Beeinträchtigungen seien nach Ansicht eines einschlägig erfahrenen Architekten aus der HSG-Elternschaft nur ein bis zwei Jahre lang zu erwarten.


Wagner, der selbst an der Schule war, zwei seiner Kinder dort hat und das dritte nach der Grundschulzeit ans HSG schicken möchte, hält dieses Opfer für verschmerzbar. Denn im Gegenzug bleibe erhalten, was ihm weit wichtiger erscheint: die traditionsreiche Heimstatt des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums an der Königstraße, die unvergleichliches Flair habe.


Zudem bezweifelt Wagner, wiederum unter Berufung auf den Fachmann aus den eigenen Reihen, dass der Verbleib im alten Quartier zusammen mit der seit langer Zeit favorisierten Erweiterung im Feuerwehrgebäude und einem Anbau im Hof schlechtere Bedingungen zur Folge hätte als ein Neubau. Das Raumprogramm, das die dafür zuständige Regierung von Mittelfranken fordert, sei auch mit der Sanierung voll zu erfüllen.


Wagner spricht mit Blick auf die Wache, die nach dem Bau des neuen Feuerwehrdomizils am Schießanger in den nächsten Jahren geräumt wird, von einer „Jahrhundertchance“. Das denkmalgeschützte Gebäude sei „ein Rohdiamant, den wir schleifen müssen“. Ein Neubau hingegen wäre in seinen Augen „nur Modeschmuck“.


Ungewöhnliche Koalition: Dem CSU-Mann springt die Fürther Linke zur Seite. Eine Schließung des Altbaus sei „nicht hinnehmbar“, heißt es in einer Stellungnahme der Partei. Es gebe Lösungen, mit denen „kein Lehrer oder Schüler zehn Jahre Baulärm in Kauf nehmen muss“.
Die Linke würde es jedoch befürworten, „zusätzlich ein Gymnasium oder eine andere Schule neben der Wolfsgrubermühle unterzubringen“. Darin sähe man „eine absolute Bereicherung für Fürth“, so Stadträtin Monika Gottwald.

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