Barbara Ohm hat St. Christophorus beleuchtet

16.10.2013, 13:00 Uhr
Barbara Ohm hat St. Christophorus beleuchtet

© Rempe

Was sind vierzig Jahre in der Geschichte? Ein Hauch möchte man meinen. Barbara Ohm jedenfalls nennt das 1973 im Fürther Nordosten geweihte katholische Gotteshaus gleich zu Beginn ihres facettenreichen Rückblicks „eine junge Kirche“. Ganz anders sieht es allerdings aus, schaut man auf das Gebiet, in dem Sankt Christophorus errichtet wurde. Zwar steht der Bau gerade noch auf Poppenreuther Gemarkung. Aber kaum ein paar Millimeter, so Ohm, trennen das Gelände von Ronhof. Ein Ort, der schon im 14. Jahrhundert in Urkunden auftaucht.

Im alten Dorf Ronhof arbeiteten die Menschen ebenso wie im nahen Kronach in der Landwirtschaft. Ein stilles Leben im Kleinen, sagt die langjährige Stadtheimatpflegerin. Eine Kirche gab es hier nicht. „Aber in jedem Dorf ein Gasthaus.“ Im 19. Jahrhundert verändert sich die Welt. Der Ludwigskanal und die Ludwig-Süd-Nord-Bahn werden gebaut. Das nahe Fürth wird zur prosperierenden Industriestadt und dehnt sich rasant aus.

Die Menschen, die in den neuen Fabriken Arbeit gefunden haben und jetzt in Fürth leben, werden in Kronach das „Schlagrahmparadies“ entdecken: den Gasthof Weigel, der direkt am Ludwigskanal liegt und praktischerweise eine eigene Bootsanlegestelle hat. Viel länger schon ist der „Prater-Weiher“ ein Anziehungspunkt, der mit Musikpodium und Garten lockt.

Schule, Sportplatz, Kläranlage

Am 1. Januar 1900 wird Poppenreuth eingemeindet. Die Ronhofer schütteln den Kopf zu solchen Überlegungen. Nein, sie wollen nicht zu Fürth gehören. Unaufhaltsam wächst die Stadt dennoch an das Dorf heran. Bereits 1881 war der Fürther Hauptfriedhof an der Erlanger Straße auf Ronhofer Grund eingerichtet worden. 1906 baut man – auf nahezu freiem Feld – die Pestalozzischule. Für die Ronhofer Kinder eine Erleichterung. Sie müssen sich nicht länger auf den langen Weg bis zur Schule am Kirchenplatz machen.

Am 11. September 1910 wird auf Ronhofer Gebiet das Stadion für die junge Spielvereinigung eingeweiht. Es trägt offiziell den flotten Namen: Sportplatz am Ronhofer Weg gegenüber dem Zentral-Friedhof. Ob je irgendwer „den Ronhof“ tatsächlich so genannt hat? Eine saubere Sache ist das Klärwerk, das 1914 auf Ronhofer Grund gebaut wird. 1927 fällt dann doch die Entscheidung für die Eingemeindung. Es sind die Neu-Ronhofer, die in den neuen Häusern zum Beispiel an der Erlanger Straße wohnen, die es zur großen Stadt drängt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Wohnungsnot zu einem beherrschenden Thema. Überall wird gebaut, um den vielen Menschen, die ihre Heimat verloren haben, eine Unterkunft zu bieten. So entsteht zum Beispiel die Trabantenstadt in unmittelbarer Nähe zum Stadion. Viele der Vertriebenen, die im evangelischen Fürth ansässig werden, sind katholisch. Schon 1953 wird ein Kirchenbauverein Nordost gegründet, sechs Jahre später eine katholische Notkirche in der Flurstraße geweiht, die – geschätzt von der Gemeinde – genutzt wird, bis im Jahr 1973 der Neubau fertig gestellt ist.

Barbara Ohm macht klar, was den markanten Entwurf („Für mich eine der gelungensten Kirchen in Fürth“) unter anderem auszeichnet: „Der Innenraum atmet den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils, was mir zum Beispiel gefällt, ist der Mut zur ungeschmückten Wand.“ Auch in Zukunft, so die Historikerin, solle man sich hier an den Schutzpatron Christophorus halten: „Unterwegs bleiben, auch geistig, und aufmachen zu neuen Ufern.“

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