Weg zur demenzfreundlichen Kommune

23.10.2014, 13:00 Uhr
Weg zur demenzfreundlichen Kommune

© Ralf Jakob

Mit einer sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus stellt sich die Gemeinde „aktiv der Herausforderung demenziell veränderter Menschen“, so Bürgermeister Leonhard Eder in seiner Begrüßung. Etwa 25 Prozent der Tuchenbacher sind älter als 60 Jahre, ein Personenkreis von 364 Personen. Aus diesem Grund, so Eder, lenke man verstärkt das Augenmerk auf die Senioren.

Die kleinste Gemeinde im Landkreis möchte sich dafür einsetzen, sich „stetig von einer familienfreundlichen zu einer senioren- und demenzfreundlichen Gemeinschaft“ zu entwickeln. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass jeder dritte ältere Mensch über 85 Jahre an einer Demenzerkrankung leidet. Demenz betrifft nicht nur Bürger, die diese Krankheit haben, sondern auch die wesentlich jüngeren Angehörigen.

Über die Initiative will sich die Gemeinde für das Wohlergehen und die gesellschaftliche Teilhabe dieser Bevölkerungsgruppe einsetzen, um die Zugehörigkeit zu ihrem Wohnort zu erhalten und ein langes Leben zu Hause zu ermöglichen. „Wir müssen alles dafür tun, damit sich in unserer Gesellschaft eine freundliche Einstellung gegenüber dem Phänomen Demenz entwickelt“, betonte Eder.

Keine Krankheit

Aus diesem Grund hatte die Vorbereitungsgruppe den Arzt und Psychotherapeuten Dr. Richard Mahlberg sowie Elfi Ziebell von der Gerontopsychiatrischen Fachkoordination Mittelfranken als Experten eingeladen. Mahlberg, der auch Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken ist, zeigte sehr verständlich auf, dass Demenz keine Krankheit ist, sondern lediglich das Zusammenkommen verschiedener Syndrome bezeichnet.

Erst, wenn kognitive Störungen im Bereich der Gedächtnisleistungen und des Denkvermögens einhergehen mit Verhaltensstörungen und dem Ausfall alltagspraktischer Fertigkeiten, diagnostizieren die Ärzte ein Demenzsyndrom.

Neu sei, so Mahlberg, dass diese Beeinträchtigungen des Gehirns nicht mehr allein hochbetagte Pflegefälle betreffen, sondern in zunehmendem Maße körperlich gesunde 75-Jährige. Dies sei mit ganz neuen Herausforderungen für Kommunen verbunden. Veränderungen in der Umweltgestaltung seien genauso nötig wie eine verstärkte Einbindung von Betroffenen bei ihren Aktivitäten im öffentlichen Raum.

Beispiel Oberasbach

Als derzeitigen „Königsweg“ bezeichnete Mahlberg den Aufbau „ambulanter Wohngemeinschaften“ als Alternative zum Pflegeheim. Hier wohnen bis zu zwölf Senioren in einem Haus und können sich durch Zusammenlegung ihrer Pflegesätze eine umfassende Versorgung und Betreuung leisten. Eines der vielen Beispielprojekte steht derzeit in Oberasbach, der zweiten „demenzfreundlichen Kommune“ im Landkreis Fürth. Wie es mit einfachen Mitteln gelingen kann, Menschen mit demenziellen Veränderungen und ihre Angehörigen in die kommunale Gemeinschaft zu integrieren, zeigen die Aktivitäten des Tuchenbacher Seniorenteams unter der Leitung von Irmgard Weiß.

Die vielfältigen Angebote des Teams reichen von einer Senioren-Bürgersprechstunde über sportliche Aktivitäten, Spiele-Treffs, kulturelle Veranstaltungen, dem Senioren-Stammtisch, Gedächtnistraining und Filmvorführungen bis hin zu gemeinsamen Treffen mit Jugendlichen und der ganz neu installierten „Tuchenbacher Demenz-Sprechstunde“, berichtete der Bürgermeister.

Gerhard Oyntzen vom Seniorenteam, der sich zum Alltagsbegleiter und Senioren-Assistenten fortgebildet hat, steht hier allen Betroffenen sowie deren Angehörigen als fachkundiger Unterstützer zur Verfügung. Als nächstes Projekt ist eine Bürgerbefragung zum „demenzfreundlichen Tuchenbach“ durch die Jugendlichen des gemeindlichen Jugendtreffs geplant.

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