Wespen-Plage: In den Apotheken werden Notfall-Sets knapp

18.8.2018, 06:00 Uhr
Wespen-Plage: In den Apotheken werden Notfall-Sets knapp

© Foto: Peer Grimm/dpa

Es ist eine Szene, wie man sie zurzeit oft erleben kann. Auf dem Teller liegt ein Stück Kuchen. Mandarinenschmand. Aber als der Neunjährige, der sich mit Mama und Oma unter den bunten Sonnenschirmen des Milchhäusle in der Adenaueranlage niedergelassen hat, davon essen will, umschwirren zig Wespen seinen Mund, seine Gabel, den Teller. Der sonst unspektakuläre Vorgang des Essens wird erst zum wilden Tanz mit viel Gefuchtel und dann zum listigen Versteckspiel. In der Not legt das Kind eine Serviette über den Kuchen und lupft die Abdeckung nur, wenn die Luft rein scheint, ehe es sich hastig einen Bissen in den Mund schiebt.

2018 ist ein "Superjahr für Wespen", hieß es bereits auf der FN-Weltspiegel-Seite. Der Naturschutzbund Nabu erklärte das damit, dass die Insekten von Wärme und Trockenheit profitierten. Auch weil die Schafskälte im Juni ausblieb, seien die Populationen groß und stark geworden.

Mehr Wespen, davon muss man ausgehen, bedeuten mehr Wespenstiche. In harmlosen Fällen verschaffen oft schon einfache Hausmittel Linderung. Wie der Leiter der Notaufnahme am Fürther Klinikum, Prof. Dr. Harald Dormann in der Erste-Hilfe-Video-Serie der FN erklärt, kann man auf der Einstichstelle Zucker mit etwas Flüssigkeit verreiben. "Das zieht die Toxine, mildert die Schwellung und den Juckreiz." Auch Zitronen oder Zwiebeln helfen, wie ein FN-Redakteur neulich im Selbstversuch erfuhr.

Manche Wespenstiche aber sind lebensbedrohlich. Nicht zu spaßen ist mit Stichen im Mund- und Rachenraum. Gefährdet ist, wer aus offenen Gläsern süße Schorle oder Limonade trinkt. Auch Motorradfahrer mit offenem Visier oder Radfahrer laufen Gefahr, einen Stich im Mund- oder Rachenraum abzubekommen. Eine Blockade der Atemwege kann die Folge sein. Dormann rät in solchen Fällen: Ab in die Klinik! Bis dahin sei es ratsam, Hals und Nacken zu kühlen, von außen und innen.

Bei allergischen Reaktionen ist damit zu rechnen, dass nicht nur der Bereich um den Stich, sondern der ganze Körper anschwillt, Atemnot und Schwindel hinzukommen, der Patient kollabiert. Notfall-Sets, die sich Allergiker vom Arzt verordnen lassen können, enthalten Adrenalin-Sticks zur Selbstinjektion, die den Kreislauf stabilisieren, eine cortisonartige Flüssigkeit, die, eingenommen, abschwellend wirkt und Antihistaminika. Das Problem: Wie berichtet, gibt es bei den Medikamenten aktuell Lieferengpässe. Stichprobenartige Nachfragen der Redaktion bei Fürther Apotheken bestätigten: Die Sets sind kaum zu kriegen.

Dragana Viskovic, Inhaberin der Fürther Hirsch-Apotheke, registriert heuer "deutlich mehr" Nachfragen nach Notfallsets als sonst. Doch musste ihr Team Betroffene zuletzt enttäuschen. Die Hersteller, sagt sie, seien am Produzieren. Doch bräuchten auch Qualitätskontrollen, die Freigabe der Chargen und die Logistik ihre Zeit. Viskovic erwartet, dass sich die Lage Anfang September entspannt. Wer Medikamente benötige, solle trotzdem in Apotheken vorstellig werden. "Vielleicht geht’s ja schneller."

Schock am Geburtstag

Aus persönlicher Erfahrung rät Viscovis dazu, einen Menschen nach dem Stich aufmerksam zu beobachten. Ihr Sohn trat an einem Sonntag Anfang Mai, ausgerechnet sein elfter Geburtstag, barfuß in eine Wespe. Im Nu war der Mund des Jungen geschwollen, überzogen Pusteln seinen Körper, fiel ihm das Atmen schwer. Die Familie fuhr ins Krankenhaus, wo dem Kind in der Notaufnahme geholfen wurde.

Unter www.nordbayern.de/fuerth finden Sie in unserer Erste-Hilfe-Serie Videos zum Umgang mit Bienen- und Wespenstichen.

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