Wie sich Fürth vor den Bomben schützte

19.4.2010, 00:00 Uhr
Wie sich Fürth vor den Bomben schützte

© Schuller

Beim Stichwort Luftschutz denken die meisten Leute an den Zweiten Weltkrieg und die alliierten Bombenabwürfe. Was die wenigsten wissen: Die Nationalsozialisten machten die deutsche Bevölkerung bereits ab 1933 systematisch mit Sicherheitsmaßnahmen vertraut und drillten sie in entsprechenden Übungen. Kaum, dass Hitler die Macht ergriffen hatte, standen die Zeichen also auf Krieg.

Dies hat die Fürther Historikerin Renate Trautwein recherchiert. Im April 2008 hatte sie mit Susanne Plack, Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes, die Ausstellung »Geheimnisvolle Zeichen - Zeugnisse des Bombenkrieges 1943 bis 1945« im Bunker an der Friedrich-Ebert-Straße präsentiert. Dabei begaben sie sich auf Spurensuche nach Aufschriften wie »LSR« für Luftschutzraum, »NA(S)« für Notausstieg oder »LSN(A)« für Luftschutznotausstieg.

Viele Häuser, besonders in der Südstadt, aber auch rund um die Theater- und Mathildenstraße, tragen noch solche Beschriftungen. Plack fotografierte über 100 Stück davon, Trautwein verfasste die Begleittexte. In der Folge wurden die Beschriftungen sogar unter Denkmalschutz gestellt, um sie als Mahnung und Warnung zu erhalten. Immerhin scheint Fürth die einzige Stadt in Bayern zu sein, die noch so viele »geheimnisvolle Zeichen« besitzt.

Weil viele damalige Ausstellungsbesucher erklärendes Begleitmaterial vermissten, beschlossen Trautwein und Plack, an dem Thema dranzubleiben und eine Broschüre zu erstellen. Sie ist nun erschienen. Trautwein hat in engagierter Kleinarbeit die alten Zeitungsberichte aus der Nazi-Zeit ausgewertet, um sich ein Bild von der Stimmung im Land zu machen.

Das Ergebnis, wie früh es mit dem Luftschutz losging - nämlich bereits im Mai 1933 - dürfte selbst Zeitzeugen überraschen. Nicht im Geheimen, sondern in drei Fürther Tageszeitungen wurde das korrekte Verhalten im Angriffsfall ausführlich behandelt, um die Menschen psychologisch auf Luftkrieg zu trimmen. »Zuerst sah man noch Unterschiede, aber dann waren alle Zeitungen gleichgeschaltet und brachten dieselben Artikel, allenfalls mit unterschiedlichen Fotos«, so Trautwein. Der Fürther Anzeiger klärte über den Flugmelde- und Luftschutz-Warndienst auf, die Leser erfuhren, dass die Alarmfrist nur zehn Minuten betrage. Die Luftschutz-Blockwarte wurden in der Presse gewürdigt, ebenso der Luftschutztrupp Ekkehard. Über praktische Übungen im Geißmannsaal berichteten alle Medien groß. Selbst Verdunkelungsmaßnahmen gab es schon lange vor Kriegsbeginn.

Die gut gestaltete Broschüre mit der Zusammenstellung der Luftschutzberichterstattung von Trautwein und den Fotos von Plack, inklusive einer eigens erstellten Stadtkarte mit allen noch vorhandenen Luftschutzzeichen, kostet 14,90 Euro. Sie ist erhältlich in der Bürgerinformation Fürth und in der Buchhandlung Edelmann.

CLAUDIA SCHULLER