"Wir sind Fürth": Schweigend durch die Gustavstraße

11.11.2012, 16:51 Uhr

© Günter Distler

Der Schweigemarsch war der emotionale Höhepunkt einer sonst ausgesprochen fröhlichen Demonstration: Nachdem sich die Menschenmenge, begleitet von lauter Partymusik, von der Fürther Freiheit aus durch die Fußgängerzone in Richtung Rathaus bewegt hatte, wurde es in der Gustavstraße ganz still.

Fast geräuschlos sollte die kleine Etappe zwischen der Gaststätte „Grüner Baum“ und dem „Alten Rentamt“ zurückgelegt werden: „Als Zeichen dafür, wie es wäre, wenn es die Gustavstraße nicht mehr gäbe“, wie Felix Geismann, Vorsitzender des noch ganz jungen Vereins „Wir sind Fürth“, erläuterte. So wurde die Musik abgedreht, der Motor des vorausfahrenden Kleinlasters ausgeschaltet, der Wagen geschoben. Alle schwiegen, während sie an den Kneipen vorbeizogen. Nur die Kirchenglocken läuteten. Ein Gänsehautmoment. "Das war jetzt wie ein Totenmarsch", stellte eine Frau fest.

Die Stadt hatte für die Demonstration, mit der der Verein erstmals öffentlich in Erscheinung trat, klare Spielregeln vorgegeben: Es dürfe keine schmähenden Transparente, Gesänge und Rufe geben, die sich gegen einzelne Anwohner der Gustavstraße richteten.

Das sei aber auch im Sinne des Vereins, sagte Schatzmeister Kamran Salimi, der zu den 23 Gründungsmitgliedern von „Wir sind Fürth“ gehört. Der Verein wolle nämlich nicht „gegen“, sondern „für“ etwas sein: für eine lebendige Altstadt - unter anderem.

„Wir sind Fürth“, dem bisher rund 40 Mitglieder angehören, wurde im September gegründet, als Reaktion auf den Streit in der Gustavstraße. Wie berichtet, liegt eine Gruppe von Anwohnern, die mehr Ruhe in der Altstadt fordert, im Dauerclinch mit einigen Wirten, Gästen und anderen Bewohnern des Viertels. Es sei ein Konflikt, der jeden betreffe, wie Geismann findet.

Die Gustavstraße ist aber nicht das einzige Anliegen: „Wir haben schnell festgestellt, dass es an vielen Ecken an kommunalpolitischer Information und Bürgerbeteiligung fehlt.“ Der Verein sei eine Gemeinschaft von Fürthern, die ihren „Lebens- und Schaffensraum“ mitgestalten möchten.

Ebenfalls Thema war auf der Demo dann auch der geplante Einkaufsschwerpunkt: Mit einem Bürgerbegehren werde man für den Erhalt des Park-Hotels kämpfen, versprach Salimi. Angeprangert wurden ferner die Folgen des Sparkurses der Stadt für den Kulturbereich, doch Hauptthema war die Gustavstraße.

„Wir wollen die Stadt ermutigen“, sagte Geismann, „keine weiteren Einschnitte“ zulasten der Wirte und Gäste zu beschließen. Bei der Kundgebung am Grünen Markt, bei der auch der Nürnberger Krimi-Autor Elmar Tannert sprach, wies Peter Stutzmann, Gründungsmitglied von "Wir sind Fürth", darauf hin, dass es Forderungen gebe, die Bewirtung im Freien weiter einzuschränken. Unerwähnt blieb dabei zunächst, dass die Stadt genau das selbst ausgeschlossen hat — der Verein also für etwas kämpft, das längst allgemeiner Konsens ist in den Reihen der Kommunalpolitiker: Mehrfach haben Rathauschef Thomas Jung und Rechtsreferent Christoph Maier deutlich gemacht, dass mit dem zuletzt im Stadtrat beschlossenen Kompromiss das Ende der Fahnenstange erreicht sei und weitreichendere Forderungen vor Gericht erstritten werden müssten.

Was also will der Verein? „Wir möchten die Stadt an ihr Versprechen erinnern“, sagt Geismann. Das schien gar nicht nötig: OB Jung beteuerte bei seiner Ansprache erneut, dass man die Gustavstraße „in dieser Form“ verteidigen werde: „Was jetzt festgezurrt ist, bleibt.“ Er sehe in dieser Sache keinen Dissens zu seiner Meinung — in puncto Park-Hotel allerdings schon: Hier bat er, „uns im Rathaus zu unterstützen“.
 

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