Zu dritt schmeckt der Absacker am besten

20.3.2016, 12:00 Uhr
Zu dritt schmeckt der Absacker am besten

© Foto: Hans Winckler

Das ist doch mal ein Motiv für eine Briefmarke: Zwei Bayern und eine dralle Bajuwarin in ihrer Mitte halten sich am Bierkrug fest und recken die Flasche. Gleich daneben das russische Pendant, dasselbe auf kyrillisch und mit Soldatenmützen. Und hier schießt der Wodka als Sturzbach durch die Kehlen.

Ein Bilderpaar, dessen Lockerheit man eher einem jungen Menschen zutraut. David Krugmann aber ist seit Januar 80. Und wundert sich darüber: „Früher in der Sowjetunion haben meine Kumpel und ich jeden Tag Wodka geleert. Meine Freunde sind längst tot.“ Und doch prosten sie auf einem alten Gemälde dem Betrachter immer noch zu und warten gemäß Titel auf den dritten Mann, „denn zu dritt ist es am schönsten“.

Jenes Gemälde — wie auch andere aus dieser Zeit — mutet wie ein recht farbenfroher Nachklang des Kubismus an. Den hatte Krugmann in der Tauwetterperiode unter Chruschtschow für sich entdeckt, als Picasso, Matisse und andere Moderne in Russland gezeigt werden durften und den sozialistischen Realismus zum Tanzen brachten. Verschlungene Linien haben es dem Maler angetan. Verschnörkelter Kabelsalat wie bei den alten analogen Telefonen zieht sich über seine Farbflächen derart plastisch, dass man schon an Halbreliefs denkt oder an eingefärbte Schnüre oder Kordeln.

Tatsächlich bestehen diese Schlaufen aus mehreren Schichten Sand und Leim, die Krugmann mehrfach bemalt hat. Da geben sich dann stilisierte Paare ein Stelldichein und durchdringen grafisch einander; bilden Gruppen ein Kuddelmuddel aus stilisierten Körperteilen, oder ragt selbst der Fürther Rathausturm wie aus Zuckerguss in den Nachthimmel.

Und vollends bei den psychedelisch bunten Kühen auf der Wiese ist klar: Auf der Kolchose scheint ein ganz spezielles Gras zu gedeihen.

„Retrospektive“: Art-Kunstschaufenster und -Galerieladen im City-Center, Schwabacher Ebene. Donnerstags bis samstags ab 14 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 77 77 84. Bis 16. April.

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