Zukunftspläne nach dem Blutkrebs

20.1.2012, 09:00 Uhr
Zukunftspläne nach dem Blutkrebs

© Winckler

Der 18. Januar ist für Jürgen Wiesinger aus Roßtal nicht irgendein Tag. Der 44-Jährige nennt ihn seinen „zweiten Geburtstag“. Denn genau gestern vor einem Jahr war es, dass er mit Leukämie in der Erlanger Uniklinik lag, über einen Katheter angeschlossen an einen Beutel, aus dem Blut in seinen Körper hineinströmte. Gesundes Blut. Neues Leben. Gegen 15.45 Uhr begann seine Rettung mit der Transplantation von Stammzellen aus dem Körper einer Frau, die Wiesinger bis heute nicht kennt, mit der er aber einen anonymen Briefwechsel pflegt.

Im FN-Gespräch wirkt der Vater einer 15-jährigen Tochter aufgekratzt. Nach seinem „Ritt durch die Hölle“ gehe es ihm jetzt „ganz gut“, versichert er, „auch wenn ich noch nicht wieder der Alte bin und oft auf drei Zylindern fahre.“ Doch die Wochen des Bangens, ob die Stammzellen anwachsen oder nicht, sind vorbei, ebenso wie die Zeiten, in denen er 25 Tabletten am Tag schlucken musste. „Es sind nur noch sieben.“

Vor Weihnachten hörte Wiesinger aus dem Mund seiner Onkologin den erlösenden Satz: „Sie sind durch.“ Nun tastet er sich im Rahmen einer Wiedereingliederungsmaßnahme mit gestaffelten Stundensätzen wieder in seinen Job als Straßenwärter bei der Straßenmeisterei des Landkreises.

Im November 2010 haben sich bei einer Typisierungsaktion in Roßtal fast 1500 Menschen bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen, um Jürgen Wiesinger zu helfen oder einem anderen Menschen, der an einer Erkrankung des blutbildenden Systems leidet. Im Februar 2011 kam es zu einer ähnlichen Hilfsaktion am Fürther Hardenberg-Gymnasium. Gewidmet war sie dem damals 18-jährigen Schüler Patrick. Auch er kämpfte gegen den Blutkrebs. Dank der DKMS war Patricks genetischer Zwilling zu dem Zeitpunkt bereits gefunden. Weil aber noch immer jeder fünfte Betroffene vergeblich nach seinem Retter sucht, lag dem jungen Mann viel daran, dass die bereits geplante Aktion nicht abgeblasen wurde. Patrick hätte 2011 Abitur machen wollen. Doch seine Krankheit ließ das nicht zu. Als inzwischen 19-Jähriger unternimmt er nun einen neuen Anlauf. „Im Großen und Ganzen geht’s ihm gut“, sagt seine Mutter, auch wenn es „ab und zu schlechte Tage“ gebe. Seit den Weihnachtsferien nimmt ihr Sohn wieder „in Vollzeit“ am Unterricht teil, und er schmiedet Zukunftspläne: „Nach dem Abi will er studieren.“

Auf eine Chance, wie sie sich für Patrick und Jürgen Wiesinger aufgetan hat, hofft jetzt in Emskirchen die Familie von Sascha. „Wer ihn nicht kennt, sieht ihm die Krankheit nicht an“, sagt Sandy Schuldt, eine Freundin der Familie, „aber seine Blutwerte sprechen eine andere Sprache.“ Seit November bleibt der Sechsjährige dem Kindergarten fern. Eine Vorsichtsmaßnahme, denn schon ein Sturz beim Toben oder ein Infekt kann, so Schuldt, für den Jungen fatale Folgen haben.

2200 Erwachsene haben sich am Sonntag in Emskirchen Blut abnehmen lassen. Ob Saschas genetischer Zwilling dabei war, muss die Auswertung der Blutproben im Labor zeigen. Bei der DKMS heißt es, man habe eine Mischkalkulation und deshalb werde jede abgegebene Probe analysiert — trotz der fehlenden 40000 Euro. Trotzdem braucht die Gesellschaft das Geld. Jürgen Wiesinger und Patricks Mutter bitten daher, „weiter für den kleinen Sascha“ zu spenden, Geld oder Blut. Denn: „Wenn’s ihm nicht hilft, dann hilft es einem anderen.“

Geldspenden: Stichwort „Hilfe für Sascha“, Konto 990990, Blz 76069559, VR Bank Emskirchen. Informationen auch zur Registrierung als Spender: www.dkms.de

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