Zündelnder Feuerwehrmann

FÜRTH - Buhrufe gibt’s gern mal bei umstrittenen Operninszenierungen. Im Fall von Satire und Nonsens erwartet man Missfallenstöne dieser Art allenfalls bei schweren verbalen Entgleisungen. In Poppenreuth, beim Gastspiel Norbert Neugirgs, ist es passiert.

Ein - nach eigenen Worten — „rotzfrecher“ Oberpfälzer zieht über seine Gastgeber her. Norbert Neugirg, bekannt als faschingserprobter Kommandant der Altneihauser Feierwehrkapell’n, hat ein Poppenreuth-Gedicht verfasst, in dem er die Knoblauchslandfranken unter schwedischer Ikea-Herrschaft durch den Kakao zieht. Dass Knoblauchdünste die Schweden aus der Pfarrscheune fernhalten, bis „für entsprechendes Salär“ der Franke seinen Kirchturm verkauft, will das dicht gepackte Publikum dem Gast dann doch nicht nur mit Lachern durchgehen lassen.

Sobald sich Neugirg freilich in einem Rundumschlag mit Texten aus seinen Büchern gegen alle und alles andere wendet, weder Ehemänner noch Dorfgasthauswirtinnen oder die provinzielle Lebensart verschonend, wird die Indigniertheit durch Schadenfreude abgelöst. Längst nicht alles ist originell, was Neugirg beobachtet haben will. Dass „Männer bei der Paarung“ nicht denken, weil das Blut anderswo als im Hirn benötigt wird, gehört zum festen Weisheitsschatz überlieferter Klischees. Neugirgs gelegentlich pseudowissenschaftlich anmutende Vortragsweise gibt seinen Überlegungen aber einen Witz, der übers bloße Wiederholen bewährter Pointen hinausgeht. Dazu kommt die Lust am Grauen, wenn immer wieder das Unappetitliche liebevoll geschildert wird, und wenn der ganze Schrecken des Bierzelts in Neugirgs trügerisch schlichten Paarreimen vorm geistigen Auge des Zuhörers entsteht.

Die Lesung bereicherte das Trio Fletz Musik in der Besetzung Harfe (Ulrike Merkl-Richter), Hackbrett (Markus Merkl) und Bass (Ulli Schmutzer). Wer vom Hackbrett nichts erwartet als Volkstümelei und von der Harfe nur Kuschelklassik, der war verblüfft über draufgängerisch swingende Töne. Ob keltisch anmutende Folklore, eine rasende Tarantella, Filmmusik, Nonsens — das alles hat Tempo und Variationskraft.

Kein Wunder, dass Neugirgs urkomische Stoiber-Persiflage nicht der letzte Beitrag des Abends blieb. Zwei Zugaben.