Fürth: Jüdisches Museum Franken feiert Jubiläum

17.9.2009, 00:00 Uhr
Fürth: Jüdisches Museum Franken feiert Jubiläum

© Issler

Seit Sommer 1999 vermittelt das Museum mit Sitz in Fürth und Dependancen in Schnaittach und – noch im Aufbau – in Schwabach die jüdische Geschichte und Kultur in Franken. Mit Erfolg, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf der Jubiläumsfeier laut Manuskript betonte: «Das Museum hat sich weit über die Grenzen Mittelfrankens hinaus einen Namen gemacht. Es reiht sich würdig in die großen jüdischen Museen Deutschlands ein und ist eine großartige Bereicherung unserer fränkischen Kulturlandschaft.»

Am Anfang ging’s turbulent zu

Dabei waren die Anfänge des Museums noch etwas turbulent: Gründungsdirektor Bernhard Purin hatte mit der Ausstellung «Feinkost Adam» viel Kritik der israelitischen Kultusgemeinden in Fürth und Nürnberg auf sich gezogen. Der Zwist wurde beendet, als Purin eine neue Aufgabe als Chef des Jüdischen Museums in München erhielt.

Die Leitung in Fürth übernahm ab April 2003 Daniela Eisenstein. Der Konflikt, der ihren Vorgänger betraf, hat sie in ihrer Arbeit nicht sehr beeinflusst, sagt sie: «Ich habe ein neues Kapitel aufgeschlagen. Und ich hatte mit richtigen Problemen zu tun.» Die hießen Schulden: «Es hat vier Jahre gedauert, bis die Schulden abgebaut waren.» Jetzt sei die finanzielle Lage sehr stabil.

Positiv entwickelt hat sich auch das Museum, findet die Chefin. Deutlich wird es an der neuen Dauerausstellung, die im Jubiläumsjahr eröffnet wurde: «Sie ist familienfreundlicher, spielerischer, lebendiger.» Man habe viele biografische Zugänge geschaffen. «Wir haben das Gefühl, dass Menschen begreifen, was wir vermitteln», freut sich Eisenstein. Das liege zum Teil auch am unorthodoxen Umgang mit Text. Die überarbeitete Dauerausstellung bietet unter anderem in neuen Abteilungen eine Auseinandersetzung mit der Schoah und der Nachkriegszeit.

Auch die Außendarstellung des Museums verändert sich gerade. Es will durch Werbung mehr Touristen ansprechen. Für die Leiterin hat das Museum in Franken sein Alleinstellungsmerkmal darin, dass es sich da befindet, wo es das jüdische Leben gab und immer noch gibt. «Es gibt viel zu erzählen und viel zu recherchieren.» Erleichtert wird es sicherlich durch den Neubau, der in einigen Jahren das Museum erweitern soll. In ihm soll die wissenschaftliche Bibliothek auf rund 190 Quadratmetern die jüdische Forschung voranbringen. Zudem gibt es Überlegungen, dort eine Stiftungsprofessur für jüdische Geschichte und Kultur einzugliedern, um die sich die Universität Erlangen-Nürnberg bemüht.

Auch Verwaltung und Sonderausstellungen sollen im Neubau ihren Platz finden, die pädagogische Arbeit soll dann intensiviert werden. Dabei ist schon jetzt die Arbeit mit jungen Menschen ein wichtiger und wachsender Bestandteil des Museums, berichtet Eisenstein: «Unsere Kinderprogramme waren 2008 ausgebucht.» Eine große Gruppe unter den Besuchern bilden Schüler. «Von jüdischer Erfahrung ausgehend sprechen wir Themen von heute an», so die Museumsdirektorin. Dies würdigt auf der Jubiläumsfeier auch Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland: Die Einrichtung fördere «mit einem offenen Dialog über das Judentum die Wissensaneignung und eine demokratische Meinungsbildung im Geiste der Toleranz, die dazu beiträgt, dem Antisemitismus und Rassismus den Nährboden zu entziehen. Diesen Bildungsauftrag gilt es zu stärken gerade in Zeiten, in denen Rechtsextremisten unsere demokratische Gesellschaft unterwandern».

«Wir wollen ein lebendiges Haus sein. Dabei darf es auch humorvoll zugehen», erläutert Eisenstein das Selbstverständnis ihres Hauses. Eine Dauerausstellung muss sich ihrer Meinung nach alle zehn Jahre verändern. Denn ein Museum befinde sich permanent in einem Wandel. «Man darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen.» Eines aber soll immer konstant bleiben: «Man muss immer Mut haben, Dinge zu machen, auch wenn es provokant erscheint.»

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