Ausbau des Bahnhofs Gunzenhausen

27.7.2011, 15:29 Uhr
Ausbau des Bahnhofs Gunzenhausen

© Manfred Pappler

Die Fotos kamen von Manfred Pappler, dem Vorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion. Sie zeigten, wie stattlich der Bahnhof einst war und was aus ihm geworden ist. Vor allem der Reisende, der gerade angekommen ist, gewinnt einen äußerst schlechten Eindruck vom Bahnhof und seinem Umfeld. Es ist schier zum Verzweifeln, wie ungepflegt, hässlich und trostlos vieles wirkt, drinnen wie draußen. Pappler und sein Mitstreiter, CSU-Stadtverbandsvorsitzender Friedrich Kolb, fassten es so zusammen: „Der Bauzustand des denkmalgeschützten Bahnhofs wird seit Jahren vernachlässigt und wirkt unansehnlich. Große Teile des Gebäudes sind völlig ungenutzt. Als zentrales ,Eingangstor‘ für Bahnreisende wirkt der Bahnhof nicht einladend.“ Von einem offenen Schalter, einer Gepäckannahme wie in alten Zeiten und Barrierefreiheit kann man derzeit nur träumen. Nur die Buchhandlung und die Gaststätte hellen das insgesamt niederschmetternde Bild ein wenig auf.

Ausbau des Bahnhofs Gunzenhausen

© Manfred Pappler

Bekanntlich hatte die örtliche CSU vor einigen Wochen einen Vorstoß in der Zentrale der Deutschen Bahn in Berlin unternommen. Dort wurde sachkundig diskutiert, und die Delegation aus Gunzenhausen erfuhr immerhin, dass die DB keine Absichten hat, das Bahnhofsgebäude zu verkaufen. Außerdem erwartet die Bahn ein Konzept, das mehr Leben in den Bahnhof bringt. Dabei sind gerade auch „Frequenzbringer“ erwünscht: Geschäfte und Dienstleister, die sich im oder am Bahnhof ansiedeln und Menschen anziehen.

Der Bahn gehören deutschlandweit 5700 Bahnhöfe. Der Geldbetrag, der jährlich für Investitionen zur Verfügung steht, ist begrenzt. Man müsse sich rühren und massive Signale geben, dass vor Ort endlich etwas getan werden muss. So lautet Friedrich Kolbs Einschätzung. „Wenn die Bahn den Eindruck hat, dass die Leute ganz zufrieden sind, dann tut sie auch nichts. Wer dagegen laut schreit, der erhöht die Chance, dass die Bahn aktiv wird.“ Wer nach Berlin klare Vorstellungen übermittele, was getan werden könnte, der könne etwas erreichen.

Auf einem anderen Blatt stehen die Zugverbindungen, die nicht nur nach Meinung der CSU ebenfalls vieles zu wünschen übrig lassen. Hier sind der Freistaat Bayern sowie die Abgeordneten aus der Region die wichtigsten Ansprechpartner, denn es ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die im Auftrag des Verkehrsministeriums die Regionalverbindungen ausschreibt, bestellt und mit Steuergeldern bezahlt. Außerdem sind die Vorstellungen des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) zu beachten. Er sorgt insbesondere für den Bahnverkehr Richtung Nürnberg.

Über Parteigrenzen hinweg

Die CSU hatte ausdrücklich nicht zu einer parteipolitischen Veranstaltung eingeladen. Sie will auch nicht alleine kämpfen, sondern unter dem Motto „Mehr Bahn fürs Seenland“ eine breit angelegte Diskussion anstoßen. Es soll sozusagen der Druck im Kessel wachsen, damit die Bahn AG und die Politik erkennen, dass es so nicht weitergehen kann und der Bahnstandort Gunzenhausen doch ein beträchtliches Potenzial hat, das es zu nutzen gilt. Vielleicht habe es die Stadtpolitik in der Vergangenheit versäumt, eine breite Öffentlichkeit herzustellen, räumte Pappler ein. Ein Bürgermeister-Schreiben nach Berlin beeindrucke die Bahn jedenfalls nicht.

Im Moment jedenfalls sei klar ersichtlich, dass Bahn und Verbindungen weder attraktiv noch leistungsstark seien, sagte der Fraktionsvorsitzende weiter. Nicht ohne Grund würden die meisten der 3000 Pendler aus der Region, die jeden Tag in den Großraum Nürnberg wollten, die Bahn meiden. Und auch für den Fremdenverkehr stelle der Bahnhof in seinem jetzigen Zustand kein Plus für den Fremdenverkehr dar.

Auf der CSU-Agenda steht ganz oben der Ausbau einer direkten Bahnverbindung von und nach Nürnberg. Derzeit bildet die nicht elektrifizierte Strecke Gunzenhausen-Pleinfeld ein Hindernis, das aber überwindbar sei. Anderswo – Stichwort Buchlohe – gehe es doch auch, dass ein Schienenbus direkt bis nach Nürnberg fahre. Für die Elektrifizierung wäre der Bund zuständig: „Hier könnte eine Tür aufgestoßen werden“, hoffte Pappler. Das zweite Anliegen besteht darin, die Linie Nördlingen-Gunzenhausen zu reaktivieren, damit Gunzenhausen in dieser Hinsicht nicht länger Endbahnhof ist. Hier verwies der Fraktionssprecher auf den Güterverkehr von und zum Schwarzkopf-Werk in Wassertrüdingen als Ansatzpunkt.

Für ein schlüssiges Konzept braucht die örtliche Politik die Stimmen aus der Bevölkerung. Hier war die Diskussion in der „Post“ mehr als ein Fingerzeig. Es wurde intensiv kritisiert und gewünscht. Dabei wurde nicht unbedingt zwischen Bahnhofsgebäude und Zugverbindungen unterschieden, denn das sind für den Nutzer zwei Seiten einer Medaille.

Landsberg als Vorbild

Günter Wesel, auch im ISEK-Prozess engagiert, berichtete von der Auferstehung des Bahnhofs in Landsberg am Lech, wo man nun italienisches Flair statt Tristesse vorfinde. Aus der Wartehalle sei ein Restaurant im alten Stil geworden. Auch das Umfeld stimme. Man solle, auch in Gunzenhausen, das Problem aus Sicht des Städtebaus angehen und einen Architekten einschalten. Eine Bürgerin machte das Vorbild Dänemark geltend. Dort seien auch die kleineren Bahnhöfe gut organisiert, verfügten etwa über Supermarkt, Autovermietung und einen Busbahnhof in direkter Nähe.

Die heftigsten Kritikpunkte für Gunzenhausen lauteten so: Das Fehlen eines Fahrkartenschalters erschwert das Bahnreisen ungemein, denn der Automat stellt für viele ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Auf dem Vorplatz fehlt ein großer Übersichtsplan zur Orientierung der Ankommenden. Der Park-and-Ride-Parkplatz ist zu klein. Das Warten im Bahnhof ist vor allem im Winter sehr ungemütlich. Die Überwachung lässt zu wünschen übrig, was man etwa an geklauten oder demolierten Fährrädern merkt. An den Treppen würde ein Mittelhandlauf gute Dienste leisten, fehlt aber.

Außerdem wurden genannt: Die Zahl der Schnellzugverbindungen etwa nach München ist etwa im Vergleich zu den 80er-Jahren erschreckend zurückgegangen. Es gibt keine Möglichkeit, nach einem Theaterbesuch in Nürnberg mit der Bahn zurück nach Gunzenhausen zu kommen. Wörtlich: „Das Städtchen ist so schön hergerichtet, nur beim Bahnhof und den Verbindungen hat man geschlafen.“ Zwar fährt stündlich ein Zug nach Würzburg, doch inzwischen haben diese Züge eine viel geringere Kapazität, weshalb eine Ausdünnung dieser Strecke vermutet werden muss.

Arroganz der Bahn

Klaus Seeger, ebenfalls bei ISEK engagiert, empfahl, gemeinsam und spektakulär zu kämpfen, also in Gunzenhausen und Cronheim wie in Wassertrüdingen und Pleinfeld. Es gelte, die Bevölkerung zu mobilisieren. Wenn die Bahn als Eigentümer des Bahnhofs jetzt sage, die Gunzenhäuser sollten ein Konzept erarbeiten und vorlegen, dann könne man das sehr wohl als arrogante Haltung verstehen.

Das Thema „Frequenzbringer und andere Nutzungen“ kam an diesem Abend etwas kurz. Genannt wurden: Reisebüro, Touristik-Information, Auskunft- und Fahrkartenschalter, Fahrradverleih, Buslinie zum See, Übungsraum für junge Musikbands im Obergeschoss, Toiletten, Vermietung der oberen Räume an Reisende, die spätabends ankommen und eine Bleibe brauchen.

Die CSU-Vertreter waren von den vielen Wortäußerungen sehr angetan und sehen sie als Ansporn, möglichst im Herbst die öffentliche Diskussion fortzusetzen. Dann könnte der Warteraum im Bahnhof Versammlungsort sein. Für einen Abend würde der Bahnhof die so sehnlichst erwünschte Funktion als Begegnungsstätte erfüllen.

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