Brauerei Gutmann feiert Kellerfest

15.8.2013, 15:22 Uhr
Brauerei Gutmann feiert Kellerfest

© Werner Falk

"Wir hatten an drei Tagen schon an die 15000 Besucher“, sagt Seniorchef Fritz Gutmann, der inzwischen seine beiden Söhne Fritz und Michael mit in die Verantwortung genommen hat. Die Brauerei ist ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht. Fritz Gutmann (66) vertritt heute zusammen mit seinem 31-jährigen Sohn Fritz das Unternehmen nach außen. Er spart sich einen großen Werbeaufwand, denn die beste Werbung für seine Brauerei ist natürlich das Bier, für dessen Qualität er mit seinem guten Namen steht. Wie kaum ein anderer Unternehmer pflegt er den Kundenkontakt. Fritz Gutmann kennt alle Wirte und viele von deren Stammgästen persönlich. Und das schon seit Jahrzehnten.

Seine Frau Rosa, die vor zwei Jahren gestorben ist, war ihm betriebsintern stets eine große Stütze. Das "Gutmann-Gen“ hat er seinen Söhnen eingeimpft. Beide beherzigen, was der Vater ihnen vorlebt: "Alles geht besser, wenn man sich kennt.“ Sein zweiter Sohn Michael (30) ist Dip­lom-Braumeister und kümmert sich mit Hans Gutmann (58), seinem Onkel, um die technischen Abläufe.

Brauereiareal auf fünf Hektar

Das ehemalige Wasserschloss ist die Keimzelle der Brauerei. Zu ihm gehört auch das 2009 umgebaute "Ochsenhaus“, das heute in alten Mauern moderne Innenarchitektur bietet. Dort hat die Verwaltung ihren Platz, zudem gibt es im Foyer einen schicken Souvenirshop. Das ganze Gelände breitet sich auf rund fünf Hektar aus – viel Platz also nicht nur für die Produktion, sondern auch für das Kellerfest.

Gutmann-Fans kennen natürlich auch das gemütliche Bräustüberl mit seinem schönen Biergarten. Dort kehren auch die Gäste ein, die an den offenen Führungen teilnehmen, die von Mai bis September jeden Donnerstag um 15 Uhr angeboten werden und auf gute Resonanz stoßen. Die Gutmanns sind Brauer aus Leidenschaft, aber ihr Blick endet nicht am heimischen Braukessel. Sie haben sich Verdienste um die Denkmalpflege erworben, indem sie nicht nur das historische Wasserschloss seit Jahren Schritt für Schritt restaurieren (die vorläufig letzte Etappe wird nach dreijähriger Bauzeit im nächsten Jahr abgeschlossen), sondern insbesondere auch deshalb, weil in die historische Bausubstanz moderne Technik eingebaut wurde und als lebendiges Denkmal erhalten bleibt.

Daneben wurden alte Jurahäuser, unter anderem das Bräustüberl in Titting und ein Stadtbauernanwesen in Eichstätt, restauriert. Dafür haben sie 2004 sogar den renommierten Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung erhalten. Gutmann hat in der Region ein vorzügliches Image als Weizenbierbrauerei. In den siebziger Jahren hat sich die Brauerei eindeutig positioniert und seither weist die geschäftliche Entwicklung immer noch oben, nicht in großen Sprüngen, aber kontinuierlich. Es wird zu 95 Prozent Weizenbier produziert, nur in ganz geringen Margen gibt es noch Vollbier. "Sehr hefig mit mildem Aroma und einer angenehmen Bittere“, so charakterisiert Fritz Gutmann jr. das Kultbier, das sich im Glas erst so richtig entfaltet, wenn die grobe Hefe den Gerstensaft eintrübt.

Produziert wird in einem Fünf-Geräte-Sudwerk mit 150 Hektolitern Ausschlagmenge und unterschiedlich großen Gärbottichen zu 70 Prozent Weizenbier hell, das leichte Weizen macht etwa zehn Prozent aus und das dunkle ebenfalls zehn Prozent. Stark im Kommen ist das alkoholfreie Weizen, das gegenwärtig einen Anteil von sechs Prozent hat. Es wird seit vier Jahren produziert. Nur saisonal gibt es den Weizenbock. Die Gutmanns wollen sich nicht in die Karten schauen lassen, was den Ausstoß betrifft. In den siebziger Jahren hat die Brauerei an die 10000 Hekto­liter ausgeliefert, heute liegt man vermutlich nicht ganz verkehrt, wenn man vom Zehnfachen ausgeht.

Gärung in offenen Bottichen

Gebraut wird in einem traditionellen Verfahren in offenen Gärbottichen, das inzwischen in der Branche nur noch selten angewandt wird. "So kann sich das Aroma besser entfalten“, sagt Braumeister Michael Gutmann und verweist darauf, dass dem Sud vor dem Abfüllen in Flaschen noch frische Hefe zugeführt wird, der Gerstensaft also in den Flaschen noch drei Wochen nachreifen kann. Weil es nur kurze Vertriebswege gibt, muss auch nichts pasteurisiert werden, um über lange Zeit genussfähig zu sein. Das ist ein Problem der Braugiganten, aber nicht der Gutmanns. Ebenso gibt es kein Bier in Fässern, abgefüllt wird nur in Flaschen – 20000 in der Stunde.

Was den unverwechselbaren Geschmack des Tittinger Weizens betrifft, verlassen sich die Chefs nicht nur auf ihren sicheren Gaumen, sondern nutzen die modernste Sensorik­labortechnik. Immer freitags trifft sich die geballte Kompetenz des Hauses zur gemeinsamen Probe. "Wenn’s nicht hundertprozentig passt, dann kommt’s nicht in den Vertrieb“, ver­sichert Michael Gutmann. Weil die Bierkästen größtenteils vom Getränkefachhandel (beispielsweise dem Bierverleger Jäger in Gunzenhausen) wöchentlich abgeholt werden, kann sich die Brauerei auf einen eher kleinen Fuhrpark (drei Fahrzeuge) beschränken. Nur etwa zehn Prozent der Flaschen werden selbst ausgefahren, unter anderem zu den Gaststätten in der näheren Umgebung von Titting. Der Radius des Gut­mann-Ge­schäftsfelds geht von Nürnberg und Erlangen im Norden bis Ingolstadt im Süden. Und weil Senior Fritz Gutmann, ein kumpelhafter Typ, mit allen gut auskommt, gibt es ein "faires Miteinander“ mit den regionalen Mitbewerbern.

Die untergärigen Spezialisten, das Fürstliche Brauhaus Ellingen und die Strauß-Brauerei in Wettelsheim, haben seine Produkte im Portfolio. Der Senior weiß, wo seine Wurzeln sind und wo er herkommt. Deshalb ist er gern Bauer geblieben. Auf 40 Hektar baut er Weizen und Braugerste an, die er in der eigenen Mälzerei weiterverarbeitet. Kapazität: etwa 6000 Doppelzentner im Jahr. Den Rest erhält er von 35 Landwirten aus der Umgebung. Und weil er ein bodenständiger Typ ist, geht Fritz Gutmann gern auf die Jagd in seinem Tittinger und Kaldorfer Revier. Er kann es sich leisten, denn er hat sein Haus bestellt: die Söhne Fritz und Michael sind im Betrieb verantwortlich tätig, Tochter Bernadette (28) ist bei der UNICEF in Genf und der jüngste Sohn Raphael (25) studiert im schweizerischen St. Gallen. Seine große Leidenschaft gilt dem "Club“, dessen Mitglied und Dauerkartenbesitzer er schon länger als zwanzig Jahre ist. Die meisten Spiele des FCN sieht er sich im Stadion an, früher war er auch noch zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender der DJK Titting.

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