Fritz Hörner: „Man muss nichts ändern, was gut läuft“

4.2.2017, 07:02 Uhr
Fritz Hörner: „Man muss nichts ändern, was gut läuft“

© Fotos: Ellinger

Dahinter steckt eine lange und sehr alte Geschichte, wie Jürgen Stemmer, seit 1. November Leiter des Bereichs Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg, und Markt Berolzheims Bürgermeister Fritz Hörner erzählen. In seiner Gemeinde wird diese Tradition sehr rege aufrecht- erhalten, freut sich der Rathauschef. Derzeit sind 93 ganze und 41 halbe Rechte aktiv. Der Inhaber eines ganzen Rechts hat Anspruch auf einen Klafter Scheitholz plus der abfallenden Wellen, für ein halbes Recht gibt es logischerweise die Hälfte.

Für einen Schmunzler am Rande sorgte dabei die Frage, wie viel genau denn nun ein Klafter ist, erinnert sich der Bürgermeister. Die Gemeinde habe das Holz an die Rechtler immer sehr großzügig ausgegeben, was von der staatlichen Rechnungsprüfung regelmäßig beanstandet worden sei. Denn es gibt nun mal Unterschiede zwischen einem bayerischen (Länge 1,75 Meter) und einem preußischen Klafter (Länge 1,88 Meter). Da es nicht von der Hand zu weisen ist, das Markt Berolzheim ehedem preußisch gewesen ist, wird hier auch das großzügigere Maß zugrunde gelegt, das etwa vier Ster Holz für den Rechtler bedeutet.

Dafür muss er kräftig mit anpacken, sprich eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden im Wald ableisten. Etwa 60 Prozent der Zeit wird für den Holzeinschlag verwendet, erklärt Gemeindearbeiter Fritz Prosiegel, bei dem alle Fäden der Waldarbeit zusammenlaufen. „Er ist die gute Seele“, betont der zuständige Revierleiter Bernd Kraus und lobt die gute Organisation und die vorbildliche Arbeit der Markt Berolzheimer Rechtler. „Hier wird viel Zeit und Geld investiert, das gibt es nicht überall“, weiß der Fachmann und verweist auf die gute Mischung aus Laub- und Nadelbäumen, unter denen viele klimatolerante Sorten zu finden sind.

Prosiegel koordiniert die Einsätze im Wald, vermerkt die Stunden der Arbeiter und sorgt so dafür, dass von den rund 60 Männern und sechs Frauen jeder seinen Teil leistet. Etwa 780 Festmeter Holz werden im Jahr eingeschlagen, circa die Hälfte davon bekommen die Rechtler. Der Rest – die unteren, dickeren Stammstücke – wird über die Forstbetriebsgemeinschaften verkauft. Der Erlös geht an die Gemeinde, die wiederum für alle Kosten aufkommt und sämtliche Gerätschaften zur Verfügung stellt. „Wir sind hervorragend ausgestattet“, betont Fritz Prosiegel, dessen Herz für die Waldarbeit schlägt.

Pflanzen und Zaunbau

Und dazu gehört eben nicht nur der Holzeinschlag, auch die Waldverjüngung ist ein großes Thema: ein Hektar Fläche soll heuer von der Gemeinschaft mit Laub- und Nadelbäumen wiederaufgeforstet werden. Das sind etwa 4000 bis 5000 Bäume, rechnet Bernd Kraus vor und hebt eine Markt Berolzheimer Besonderheit hervor: Nicht alle jungen Bäume stammen aus Baumschulen, es werden auch sogenannte Buchen-Wildlinge vorsichtig ausgegraben und an dem neuen Standort wieder eingepflanzt.

Um die kleinen Bäumchen vor Wildverbiss zu schützen, müssen Zäune gebaut werden. Auch diese Aufgabe übernehmen die Rechtler, in der Regel übrigens ein reiner Männerverein, der aber beim Pflanzen auch mal weibliche Unterstützung bekommt. Ein wichtiger Aspekt im Forst ist zudem die Nachhaltigkeit: „Der Wald darf nicht übernutzt werden“, macht der Bürgermeister klar, dem durchaus bewusst ist, dass seine Gemeinde ein besonders gut gepflegtes Areal besitzt. Der Biolandwirt setzt hierbei besonders mit Blick auf den Klimawandel („eine große Herausforderung“) auf die Erfahrung der Fachleute und deren gute Betreuung: „Es ist wichtig, dass wir Revierförster haben. Sie sind die Basis, die Ansprechpartner vor Ort.“

Fritz Hörner: „Man muss nichts ändern, was gut läuft“

Die Stimmung rund um das wärmende Feuer ist gut, die Gemeinschaft stimmt. Nicht von ungefähr ist Fritz Hörner überzeugt: „So etwas hält das Dorf zusammen. Man muss nichts ändern, was gut läuft.“ Es funktioniert also in Markt Berolzheim, auch wenn es hier wie anderswo unter der Woche nicht immer einfach ist, die berufstätigen Leute in den Wald zu bekommen. Da sind dann vor allem die Rentner gefragt. „Im Durchschnitt sind wir zu acht“, so die Erfahrung von Fritz Prosiegel, der an den Samstagen aber auf 15 bis 20 Helfer zählen kann. Auch Jüngere sind darunter. „Bis jetzt sind in Markt Berolzheim immer alle Rechte genutzt worden“, erzählt er nicht ohne Stolz. Und das ist gut so: Liegt ein Recht über einen längeren Zeitraum brach, erlischt es, gibt Fritz Hörner zu bedenken.

Wer jetzt glaubt, die Rechtler könnten im Sommer die Hände in den Schoß legen, der irrt sich: In den warmen Sommermonaten sind sie schnell zur Stelle, falls Käferholz beseitigt werden muss. Gespritzt wird bei Fritz Prosiegel nämlich nicht, vielmehr wird das befallene Holz sofort aus dem Wald geschafft. Ob die Truppe diesbezüglich heuer viel zu tun bekommt, wagen weder Bernd Kraus, noch Jürgen Stemmer oder sein Stellvertreter Ludwig Schmidbauer eindeutig zu beantworten.

Wachsam durch den Wald

Schon im vergangenen Jahr haben sie mit einem höheren Befall gerechnet, doch das feuchte Wetter im Frühjahr sorgte dafür, dass die erste Generation, die üblicherweise im Mai schlüpft, ganz ausfiel und erst im August die ersten Borkenkäfer ausflogen. Die Schäden hielten sich daher in Grenzen. Nassfeuchte Witterung mögen die Tierchen überhaupt nicht, dann verpilzen sie.

Die Kälte der letzten Wochen jedoch konnte ihnen nicht viel anhaben, wissen die Forstexperten. Es hängt heuer also wieder von den Niederschlägen im Frühjahr ab.

Fritz Prosiegel hat derweil schon mal ein waches Auge auf Spechtlöcher. Dort, wo die Vögel an der Rinde picken, ist meistens etwas Fressbares wie eben Käfer zu finden. Er wie auch seine Mitstreiter wissen, wie wertvoll der Wald in den Zeiten des Klimawandels ist, erhöhte Aufmerksamkeit ist also gefragt. Und dazu leisten die Rechtler einen nicht unerheblichen Anteil.

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