Göppel: „Sonst seid Ihr arme Hund’.  .  .”

23.5.2012, 12:53 Uhr

 

 

 

Die Landwirte hätten es mit Kräften zu tun, die nicht einfach niederzuringen sein dürften. Da gebe es zum einen die Investmentbanker, die sich nun daranmachten, mit dem Agrarwesen ihre Spekulationen zu treiben, nachdem sie 2008 die Welt an den Rand des wirtschaftlichen Chaos brachten. Auch eine ganze Branche beäuge es misstrauisch, wenn der ländliche Raum durch das Konzept dezentraler Nutzung erneuerbarer Energien an Attraktivität gewinnt. „Denn dann verdienen die Stromkonzerne nicht mehr so viel", so Göppel wörtlich.

Die Landwirte könnten hier nur auf eine Weise dagegenhalten. Sie sollten Vermarktungsgenossenschaften gründen. Ein solches Vorgehen sei das Gebot der Stunde, „sonst seid Ihr alle arme Hund’!", formulierte es der CSU-Umweltpolitiker drastisch.

Nach seiner Einschätzung sind im Prinzip zwei Szenarien für die nahe Zukunft denkbar. Die eine ist düster. Wenn es nicht gelänge, das Verschieben unvorstellbarer Geldmengen (nichts anderes ist laut Göppel das Investmentbanking) zu besteuern, „dann wird unser Land ausbluten!" So stellte der Abgeordnete seine Sicht der Dinge unmissverständlich klar. Seine optimistische Variante lautete so: Könnte die Wertschöpfung bei der Nutzung der erneuerbaren Energien im ländlichen Raum gehalten werden, würde dies eine Zeitenwende einleiten, denn Energie sei das Herzstück aller Wirtschaft. Um sie herum „gruppieren sich Arbeitsplätze", und zwar hochwertiger Natur, unterstrich Göppel. Das wiederum würde junge Menschen vom Wegziehen aus dem ländlichen Raum hindern und diesen attraktiver machen. Es würde so ein Trend verstärkt, der bereits abzusehen sei: weg vom großen, zentralen Kraftwerk, hin zu kleinen, dezentralen Einheiten. Anders ausgedrückt: weg von den großen Konzernen und hin zu kleinteiliger, mittelständischer Wirtschaft; weg von ausufernder Urbanisierung und hin zur wirklichen Stärkung des ländlichen Raums.

Dafür brauche es auch kleinste Ortschaften wie Thannhausen, spannte Göppel den thematischen Bogen zum Dorf seines Redeauftritts. Sein Fazit: „Wir müssen das Rennen um die Energiewende gewinnen!" Er zeigte sich recht zuversichtlich, dass dies gelingen wird.

Seinen Teil zu einem solchen Umsteuern wolle auch der Landkreis beitragen, unter anderem mit der Erstellung einer Potenzialanalyse, deren Fertigstellung noch vor der Sommerpause geplant ist, so Landrat Gerhard Wägemann in seinem Grußwort.

Mit Spannung waren im Festzelt zwei weitere Grußworte erwartet worden. Es sprachen der neu gewählte Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) Günther Felßner und der Landesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) Friedrich Wienert. Damit standen sich die Spitzen zweier Verbände gegenüber, die in den vergangenen Jahren nicht gerade durch Harmoniesucht aufgefallen waren. Klar kontrovers fielen auch diesmal die Positionen aus. Felßner protestierte gegen die von der EU laut seinen Worten geforderte Zwangsstilllegung von landwirtschaftlichen Nutzflächen und pries die gesteigerte Wertschöpfung pro Hektar als nachhaltiges Wirtschaften. Das führe jedoch nur zur chemischen Mehrbelastung der Böden und nicht zur Produktionssteigerung, entgegnete Wienert. Die Rede von der angeblich eingeforderten Zwangs-stilllegung sei zudem „eine falsche Aussage!"

MdB Josef Göppel versuchte salomonisch zu schlichten: Man müsse versuchen, die Prämien für die Landwirte zu erhalten. Dazu brauche es eine Begründung, die auch von den Bürgern akzeptiert werde. Und die wollten eben den Einsatz der Landwirte für die Bewahrung der Natur, den Artenerhalt in Flora und Fauna sowie den Boden- und Grundwasserschutz.

In jedem Fall aber sei der freie Markt im Agrarwesen wenig zielführend, denn er habe nicht „befreite Bauern" zur Folge, sondern „die Befreiung der Orte von den Bauern". so drückte es Isabella Hirsch, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Bäuerliche Landwirtschaft" für die fränkischen Bezirke, in ihrem besinnlichen Schlusswort aus.

Keine Kommentare