Gunzenhausen freut sich auf Generationenspielplatz

23.11.2017, 06:02 Uhr
Gunzenhausen freut sich auf Generationenspielplatz

© Viola Bernlocher

Auf dem großen Freigelände, gleich hinter dem "Haus für Kinder farbenfroh" und der Grundschule Süd, liegt kein Erdkrumen mehr auf dem anderen. Die Baufirma Hartmann hat ganze Arbeit geleistet und die einstmalige Grünfläche in einen Spielplatz verwandelt. Zumindest fast. Die riesige Sandfläche ist noch von kleinen Hügelchen durchzogen, darauf stehen bereits die Gerüste für die Schaukeln und einige Spielgeräte. Zwischen entrindeten und lackierten Baumstämmen ist eine Schnur gespannt, die schon andeutet, wo später im Sommer ein Sonnensegel Schatten spenden soll für Mütter und Kleinkinder.

Aus dem rund 3700 Quadratmeter großen Grundstück soll ein Spielplatz für alle Generationen werden, so dass dort sowohl Großeltern als auch Enkel und Eltern vergnügliche Stunden verbringen können.

Damit auch niemandes Wünsche an den neuen Spielort zu kurz kommen, hat die Stadt Gunzenhausen drei Workshops veranstaltet, bei denen die Bürger, egal ob ganz groß oder ganz klein, ihre Wünsche einbringen konnten, wie Bürgermeister Karl-Heinz Fitz beim Baustellenfest zur Einweihung des Spielplatz-"Rohbaus" berichtet.

Umgesetzt hat die dabei entwickelten Ideen dann die Landschaftsarchitektin Lucia Ermisch aus Roth. Sie erinnert sich noch gut, wer sich Hängematten gewünscht hatte: Das waren nämlich nicht die Senioren oder Eltern, wie man vielleicht denkt, sondern die Grundschüler. "Die meinten, dass man zwischendurch ja auch mal ,chillen‘ muss", erzählt sie, immer noch amüsiert. Darauf finden aber beileibe nicht nur Kinder Platz, die Hängematten sind so stabil, dass man auch als Erwachsener in diesem "Areal der Ruhe" abhängen, Wolken beobachten und entspannen kann.

Die Hängematten sind oberhalb des Spielplatzes in der Nähe des bereits bestehenden Obstgartens geplant. Darunter fällt das Gelände ab in Richtung Sandkasten. Hier ist auch mit Lehm ein kleiner Aussichtshügel aufgeschüttet, von dem man einen "fantastischen Blick auf die Stadt" hat, wie Architektin Ermisch erzählt. Und wirklich, von hier oben überblickt man alles. Sicher ein erhebendes Gefühl für kleine Eroberer. Wer genug von der Aussicht hat, kann dann später die Wellenrutsche hinab sausen und zum Beispiel zum großen Kletterparcours gehen, der von oben gesehen rechts in Richtung der Grundschule angesiedelt wird. Er ist für größere Kinder gedacht, aber auch Erwachsene können dort kraxeln.

Der Kleinkind- und Eltern-Bereich soll bis zur Kante des Sandkastens barrierefrei mit Kinderwagen oder auch Rollstuhl erreichbar sein. Unter den Sonnensegeln werden noch kleine Tische aufgebaut, so dass man seinen Sandkuchen auch schön präsentieren kann. Damit der Spielplatz nicht erst einwachsen muss, sind bereits zehn Bäume, die vorher die Stadthalle säumten, an den Rand des Spielplatzes gesetzt worden.

Neben dem Freizeitnutzen kommt noch ein praktischer hinzu. Durch einen neuen Durchgangsweg wird der oberhalb liegende Kirchenweg nach Oberasbach angebunden.

Rund 346 000 Euro kostet das Projekt die Stadt. Allein diese Wegemaßnahme fiel mit 108 000 Euro ins Gewicht. Für den Spielplatz samt Spielgeräten waren es dann nur noch 238 000 Euro, berichtet Bürgermeister Karl-Heinz Fitz beim Baustellenfest. Der neue, anfangs durchaus umstrittene Spielplatz soll den weit kleineren an der Frankenmuther Straße ersetzen, da dieser einem Wohnungsbau-Projekt weichen muss. "Der neue Spielplatz ist ein sehr attraktiver Platz. Wir wollten damit konsequent etwas Neues schaffen", sagt Fitz. Auch wenn das Thema Wasser hier nicht möglich sei, habe man doch versucht, allen anderen Wünschen gerecht zu werden.

Im September begannen die Arbeiten, vier Wochen fehlen jetzt noch bis zur Vollendung, vor allem die Spielgeräte müssen noch aufgestellt werden. Wie schnell es geht, hängt vom Wetter ab. Über den Winter wird man ihn noch nicht benutzen können, spätestens an Ostern soll dann aber alles fertig sein.

Die Kinder stört der halbfertige Zustand bei der Eröffnung freilich nicht im Geringsten. Kaum kommen sie aus dem nahen Kindergarten und der benachbarten Grundschule, rennen sie schon auf die Sandfläche und toben dort umeinander. Auch der Aussichtshügel aus ziemlich schmierigem Lehm wird sofort erklommen. Die Eltern freuen sich später über dreckige Schuhe, die Kinder aber erst mal auch.

Zur Eröffnung spielen die Grundschüler den versammelten Gunzenhäuser Honoratioren zwei Lieder auf der Flöte. Mit dem Baustellenfest will Karlheinz Hartmann von Gartenbau und Landschaftsbau Hartmann den Kindern die Chance geben, den Spielplatz schon einmal zu erkunden — und sich ein Stück weit bedanken für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung: mit einer Spende über 500 Euro an die Stadt, gedacht für einen weiteren Spielplatz. Architektin Lucia Ermisch erhält von ihm eine Spende über 300 Euro für das Rother Frauenhaus, eines ihrer persönlichen Projekte. Für den Kindergarten gibt es Schaufeln und kleine Schubkarren, für die Grundschule Blumenzwiebeln, die im Frühjahr den Schulhof verschönern sollen.

 

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