Gunzenhausen: Nach langer Pause geht es im Gewerbegebiet voran

28.1.2015, 07:00 Uhr
Gunzenhausen: Nach langer Pause geht es im Gewerbegebiet voran

© Wolfgang Dressler

So geht heuer die Firma SAR Elektronik GmbH vor. Bereits im September soll ihr Firmenneubau im Gunzenhäuser Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle bezugsfertig sein.

SAR hat seinen Hauptsitz in Dingolfing. Die Kreisstadt in Niederbayern ist überregional bekannt wegen des großen BMW-Werks. Aber auch der erfolgreiche Mittelständler SAR braucht sich nicht zu verstecken. Das 1985 gegründete Unternehmen zählt rund 500 Mitarbeiter, ist im In- wie im Ausland präsent und macht einen Jahresumsatz von 110 Millionen Euro. 60 Prozent entfallen auf die Automobilsparte, der Rest verteilt sich auf mehrere Branchen. Geschäftsfelder sind Automation, Prozess- und Umwelttechnik, Prüf- und Messtechnik, IT-Services, Oberflächensysteme, Kunststoffsysteme und Green Energy.

Damit ist SAR sehr gut aufgestellt, ist Geschäftsführer Konrad Sigl überzeugt. Das Jahr 2014 war das beste in der SAR-Geschichte. Die Firma nahm 46 Neueinstellungen vor. Die Belegschaft setzt sich aus Menschen aus 15 Nationen zusammen, auch das unterstreicht die Absicht, weiterhin international erfolgreich zu sein.

Seit 2005 ist SAR in Gunzenhausen in der Nürnberger Straße 96 präsent, und zwar als Mieter der Firma Hering. Im dortigen vorderen Gebäudeteil war zuvor die Firma DAT Automatisierungstechnik untergebracht. DAT war auf Automatisierungslösungen durch den Einsatz flexibler Gelenkarm-Roboter spezialisiert. Handelsübliche Roboter wurden entsprechend den Kundenbedürfnissen programmiert und beim Kunden aufgestellt. DAT erlebte einen bemerkenswerten Aufstieg, geriet aber im weiteren Verlauf wirtschaftlich ins Schlingern. In dieser Phase stieg die SAR ein. Ihr Werk Gunzenhausen, es ist das einzige in Franken, zählte damals 30 Mitarbeiter, heute sind es 66. Werkleiter ist Rainer Schneider-Schnappauf.

Auch Wegzug war möglich

Die Zeichen in Gunzenhausen stehen weiter auf Wachstum – SAR braucht künftig mehr Platz. Vor dieser Situation steht allerdings auch die Firma Hering. Sie hat deshalb den Mietvertrag gekündigt, SAR muss sich also nach etwas anderem umsehen. In Frage kam die Nutzung einer bestehenden Immobilie, da hatte Gunzenhausen nicht viel zu bieten. Bei einem Neubau hätte man auch ohne Weiteres in eine andere Stadt gehen können. Alle Optionen lagen auf dem Tisch. Andererseits war Geschäftsführer Konrad Sigl und Rupert Beisl (Geschäftsleitung Controlling) bewusst, dass man die Mitarbeiter unbedingt halten sollte. Es galt, die richtige Entscheidung zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt, es war Sommer 2014, schaltete sich Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein. Er hörte von der SAR-Spitze, welchen Bedarf das Unternehmen hatte, und suchte nach Lösungen. Zu einem zweiten Kontakt kam es im Dezember. Kurz vor Weihnachten beauftragte SAR den Architekten, die Firma Systeambau in Hilpolstein, die sich auf den Gewerbebau spezialisiert hat (etwa für Baader Konzept am Gunzenhäuser Schießwasen).

Mitte Januar setzten sich SAR, Systeambau und Stadtspitze zusammen, die Würfel waren pro Scheupeleinsmühle gefallen. Dort wird SAR jetzt ein 8500 Quadratmeter großes Grundstück erwerben, der Notar­termin ist nächste Woche. Der städtische Bauausschuss hat dem Projekt bereits zugestimmt (wir berichteten), und die Baugenehmigung durch das Landratsamt dürfte keine Probleme bereiten, so die allgemeine Erwartung.

SAR will bereits im März loslegen, die Zeit drängt. Systeambau wird nicht nur als Planer, sondern auch als Generalunternehmer tätig sein. Möglichst viele Aufträge sollen an Firmen in der Region vergeben werden, kündigte Konrad Sigl bei einem Pressetermin im Rathaus an. Er findet die ins Auge gefasste Architektur für die Fünf-Millionen-Euro-Investition sehr ansprechend. Mittelfristig will SAR am Standort Gunzenhausen auf 85 Mitarbeiter wachsen. Dass das potente Unternehmen der Altmühlstadt treu bleibt, habe natürlich damit zu tun, dass man die qualifizierten Mitarbeiter halten wollte, sagte Sigl. Eine Rolle habe aber auch die sehr gute Kooperation mit der Stadtverwaltung gespielt. Nicht zuletzt verspreche man sich viel vom neuen Technologietransferzentrum für Kunststofftechnik und Studiumzentrum in Weißenburg. Dort wirken die Hochschulen Ansbach und Deg­gendorf mit. Mit Deggendorf hat SAR bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.

Kontakt zu Schulen

Den Neubau in Gunzenhausen sieht der Geschäftsführer auch als Bekenntnis zum ländlichen Raum. Man wisse um die Vorzüge, Besonderheiten und Schwachstellen. Um gute Leute zu gewinnen, werde man engen Kontakt zu den örtlichen Schulen halten. Die jüngste Ausbildungsmesse gebe Anlass zu Optimismus, dass SAR, ein fleißiger Ausbilder, ausreichend Bewerber finden werde. Derzeit bildet SAR in der Nürnberger Straße fünf künftige Mechatroniker aus, auch bei der dualen Ausbildung will man hier einsteigen. Es gelte für SAR wie für andere Firmen, junge Leute in der Region zu halten, betonte der Firmenchef.

Dass Gunzenhausen nicht direkt an der Autobahn liegt, hat Sigl schon des Öfteren zu seinem Bedauern „erfahren“. Er sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die Vorteile des Standorts überwiegen. Der Grundstückspreis war nach seiner Einschätzung günstig. Dieser Betrag sei im Übrigen nicht ausschlaggebend für die Standortentscheidung gewesen.

Wie Bürgermeister Fitz darlegte, kann die Scheupeleinsmühle, wo sich alle noch freien Parzellen im städtischen Besitz befinden, die Anforderungen des Dingolfinger Unternehmens passgenau erfüllen. Das Areal sei hervorragend erschlossen, Breitbandanschluss vorhanden. Fitz merkte an, dass er einen Wegzug des Werks auch im Interesse der Beschäftigten unbedingt vermeiden wollte. Dass dies erreicht wurde, habe auch damit zu tun, dass die Chemie zwischen Rathaus und Unternehmen von Anfang an gestimmt habe. Den SAR-Neubau wertet der Bürgermeister als Durchbruch für das Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle, wo einige Jahre Stagnation angesagt war. Die Stadt werde auch noch konkrete Schritte unternehmen, damit sich kleine Betriebe leichter ansiedeln könnten.

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