Gunzenhäuser baut Gitarren mit Geschichte

20.9.2018, 06:31 Uhr
Gunzenhäuser baut Gitarren mit Geschichte

© Foto: Mario Früh

Die Idee dazu reifte bereits seit 2008. Bei der damaligen Erneuerung seiner Terrasse dachte Walch daran, die alten, sonnenverbleichten Lärchenholzstücke in einer Gitarre zu verbauen. So war auch gleich ein passender Name für sein Label gefunden: Veranda Guitars.

Bis er diese Idee in die Tat umsetzte, sollten jedoch noch sieben Jahre vergehen. Vor drei Jahren fertigte er dann seine erste eigene Gitarre aus dem Holz seiner ehemaligen Terrasse. Zu seiner Überraschung war die Klangqualität des Eigenbaus erstaunlich: "Meine Gitarren sehen nicht nur gut aus, sondern klingen auch tatsächlich sehr gut", lacht Walch. Während der Arbeit an diesem Instrument reiften in ihm weitere Ideen für außergewöhnliche Gitarrendesigns. Seitdem hält er stets die Augen nach neuem Material offen. Von der alten Bierkiste aus Holz über Messingschilder von längst vergessenen Läden bis hin zur Kühlerfigur eines Ford Mustang verbaut er alles, was er in die Finger bekommt, in seinen Gitarren.

Meist findet er zufällig im Internet oder auf Flohmärkten einen interessanten Gegenstand und versucht dann, weitere dazu passende Teile zusammenzutragen. In seiner kleinen Werkstatt tüftelt er anschließend an neuen Designs und vollendet seine Kreationen. Bei seiner Arbeit helfen ihm die Kenntnisse aus seiner Zeit als Elektroniker: "Mit den elektrischen Bauteilen kenne ich mich selbst ganz gut aus, bei den Holzfragen muss ich manchmal den einen oder anderen Kollegen um Rat bitten."

Bei der Grundform der Gitarren orientiert er sich meist an gängigen Modellen. Den Korpus baut er dann je nach vorhandenem Material selbst. Manchmal verschönert er bereits fertige Gitarren auch nur mit Details. Beispielsweise hat er einem Instrument kurzerhand den Asterix-&-Obelix-Style verpasst und kleine Figuren der Bewohner des gallischen Dorfes im Body verbaut. Die weiteren Bauteile einer E-Gitarre wie Tonabnehmer, Drehregler oder Tremolo wählt er passend zum Thema aus. Meistens kommen hier sehr hochwertige und seltene Bauteile zum Einsatz, die teilweise noch aus dem Bestand seines früheren Ladens stammen. Bei den Details auf der Kopfplatte oder dem Korpus der Gitarre kann er sich dann austoben und seine Ideen umsetzen. Allerdings betont Robert Walch, dass seine Art des Gitarrenbaus nur mit E-Gitarren möglich ist.

Der Gunzenhäuser versucht stets, eine Geschichte rund um die jeweilige Gitarre aufzubauen und diese mit passenden Details abzurunden. So hat er etwa das Holz einer Sprengstoffkiste aus einer ehemaligen norwegischen Dynamitfabrik von Alfred Nobel für eine seiner Gitarren verwendet. Zusätzlich hat er einen Verstärker im Design eines alten Fernzünders gestaltet. Neben seinen selbst gebauten Teilen hat er auch einen von Alfred Nobel unterschriebenen Originalbrief von 1869 und ein Buch über Nobel von 1928 erworben. Eine alte englische Grubenlampe rundet das Paket ab.

Einige seiner Gitarren hat er in speziellen Themengebieten zusammengefasst. So hat er als bekennender Whisky-Liebhaber bereits mehrere Whisky-Gitarren konstruiert. Diese Unikate wurden aus dem Holz alter Schnapsfässer oder -kisten hergestellt. In einem Modell hat er sogar ein Fach für eine kleine Whiskyflasche installiert. Zusätzlich hat er stets zu jeder Gitarre eine alte, ungeöffnete Flasche der jeweiligen Brennerei parat.

Manchmal lässt sich Robert Walch aber auch von banalen Dingen aus seinem Alltag inspirieren. So baute er beispielsweise die weltweit erste E-Gitarre aus einem Lattenrost und die erste Lenkradgitarre. In der Vergangenheit hat er schon mehrmals den Bezug zu seiner Heimat Gunzenhausen beziehungsweise Franken einfließen lassen. So fertigte er beispielsweise eine Schorschbräu-Gitarre und eine Kulmbacher-Bier-Gitarre.

Vergessene Munitionskisten

Sein neuestes Objekt hat ebenfalls einen besonderen Bezug zur Region. Auf einem Dachboden, seit Jahrzehnten unter Stroh versteckt und vergessen, fand ein Wirt aus Wolframs-Eschenbach einige alte Munitionskisten der US-Armee aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Sprengkörper, die darin enthalten waren, wurden vermutlich im Jahr 1945 in der Schlacht um Merkendorf eingesetzt.

Da der Wirt ein alter Bekannter von Robert Walch ist, überließ er ihm einige der geschichtsträchtigen Kisten. Aus dem Deckel einer dieser Munitionskisten baute der schließlich, passend zum Thema, seine 45. Gitarre und gab ihr den Namen "Veranda Fourty-Five." Nach der Fertigstellung des Instruments ging es stilecht mit einem alten US-Jeep in den Wald zum authentischen Fotoshooting.

Seine Gitarren sind ihm mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Eigentlich dachte er nie daran, jemals eines seiner Unikate zu verkaufen, da es sein persönliches und einzigartiges Hobby ist. Doch mittlerweile platzt sein Lagerraum aus allen Nähten. Da er noch viele Ideen für neue Gitarrendesigns hat, muss er sich schweren Herzens von einigen seiner Schätze trennen. Darum bietet er ab Ende des Jahres einige seiner selbstgebauten E-Gitarren auf seiner Website zum Verkauf an.

Dabei legt er besonderen Wert darauf, dass seine Kunstwerke nicht in irgendwelchen Kellern verschwinden "Ich verkaufe meine Gitarren vorzugsweise an Personen, die mit dem Instrument spielen oder es wenigstens in der Öffentlichkeit ausstellen", erklärt Walch. 50 Gitarren möchte er fertigstellen. Dann reicht sein Lagerplatz nicht mehr aus. 45 hat er bereits angefertigt. Ideen für die noch fehlenden fünf hat er schon im Kopf. Nachdem er diese Anzahl erreicht hat, möchte er sich allerdings eine kreative Pause nehmen und in aller Ruhe den einen oder anderen Single-Malt-Whisky auf seiner "Veranda" genießen.

ZAm Samstag, 22. September, präsentiert Robert Walch eine Auswahl seiner selbstgebauten Gitarren im Rahmen des 13. US-Car-Treffens auf dem Schießwasen. Viele Bilder und die interessanten Hintergrundgeschichten jeder Gitarre findet man im Web unter www.veranda-guitars.de

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