Unmut im Dekanat Heidenheim

8.7.2011, 15:08 Uhr
Unmut im Dekanat Heidenheim

© Eisen

Regionalbischof Christian Schmidt gab den Synodalen das Wort „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient“ mit auf den Beratungsweg. Bei der Junitagung der Heidenheimer Synode zeigte sich nun, dass dieses Wort wohl nicht bei allen Kirchenvorständen und Dekanatsausschussmitgliedern auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Laut Landesstellenplan muss im Dekanat Heidenheim eine Stelle eingespart werden, das heißt, dass in der Kirchengemeinde Ursheim nach Ende der Amtszeit der derzeitigen Pfarrerin nur noch eine halbe Stelle zur Verfügung steht.

Damit trägt die Landeskirche der Bevölkerungsentwicklung Rechnung, da die Zahl der Gemeindemitglieder auch auf dem Land stetig zurückgeht. Damit die Umsetzung möglichst gerecht und für alle siebzehn Gemeinden verträglich erfolgen kann, wurde eine Modellgruppe gegründet, die in vier Sitzungen ein tragfähiges und umsetzbares Modell entwarf. Neben Dekanin Annette Kuhn, Dekan Klaus Kuhn, Seniora Pfarrerin Ruth Harrison-Zehelein, Pfarrer Spitzenpfeil, den Mitgliedern des Dekanatsausschusses Reinhard Loy und Hans-Werner Baumgarten gehörten Studienleiter Horst Bracks und Studienleiter Martin Rösch sowie Diplom-Geograf Mathias Besser als externe Berater dazu.

Entwurf der Synode vorgestellt

Bei der außerordentlichen Dekanatssynode wurde der ausgearbeitete Modellvorschlag vorgestellt. Ihm haben 16 Gemeinden zugestimmt. Es sieht vor, dass die Kirchengemeinde Heidenheim II, zu der Degersheim und Ostheim gehören, ersatzlos aufgelöst wird. Ostheim bildet mit Westheim und Hohentrüdingen einen neuen Dreierverbund, ebenso Degersheim mit Hechlingen am See und Hüssingen. Die Heime in Heidenheim werden in Zukunft im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft von der Geistlichen aus Auernheim betreut. Bei den anderen Kirchengemeinden gibt es unwesentliche Änderungen: die Meinheimer Pfarrstelle wird zusätzlich mit der Geschäftsführung für den Diakonieverein verbunden.

Die Modellgruppe hatte vor, dass in Zukunft die Kirchengemeinden Ursheim, Polsingen und Trendel eine Kirchengemeinde bilden, der Sitz sollte in Ursheim sein, da das dortige Pfarrhaus saniert wird. Der Amtsinhaber der Pfarrstelle in Döckingen, der derzeit nur eine halbe Stelle innehat, soll mit der Betreuung der Bewohner der Polsinger Heime betraut werden. Die Kirchenvorstände in Ursheim, Trendel und Döckingen stimmten diesem Vorschlag zu, nur Polsingen will sich mit dem Verlust des Pfarrsitzes wohl nicht abfinden.

Trotz der Zustimmung der drei Kirchengemeinden, der positiven Stellungnahme der Diakonie Neuendettelsau und des Landeskirchenamtes setzte sich der Dekanatsausschuss in Heidenheim über diese Voten hinweg. Es kam ein Gegenvorschlag zur Abstimmung, der finanziell aufwendiger und für die Betreuung der Heime ungünster ist. Statt einem „halben“ Pfarrer soll nun nur ein „Drittel“-Pfarrer die Aufgaben im Heim wahrnehmen. Nach dem Vorschlag und dem Beschluss des Ausschusses soll Polsingen mit seinen Heimen und Trendel eine neue Pfarrei bilden.

Brüskierung der Döckinger

In der Diskussion zu den Vorschlägen ging es vor allem um die Südgemeinden. Pfarrer Schmitz aus Döckingen fand den Vorschlag des Dekanatsausschusses als Brüskierung und so für die Döckinger Gemeindemitglieder nicht hinnehmbar. Zum einen verwies er auf die erheblichen finanziellen Investitionen, die für das Pfarrhaus gemacht wurden und nun eine „Fehlinvestition“ sind, zum anderen würden die in den letzten Jahren engen Verbindungen zu den evangelischen Gemeindemitgliedern in Wolferstadt, die durch die Döckinger Pfarrei betreut werden, wieder lockerer und diese würden sich wieder nach Wemding orientieren.

Weiter spricht für die Betreuung der Heime von Döckingen aus, dass diese dann mit einer halben Stelle sehr intensiv betreut werden und die Bewohner einen erheblichen Nutzen hätten. Für die Lösung des Dekanatsausschussplanes sprachen Jürgen Kugler und Hans-Werner Baumgarten aus Polsingen. Kugler versuchte vor allem die Einheit von Heimen und Dorf in den Vordergrund zu stellen, die nach seiner Meinung durch die Trennung in Frage gestellt würden. Baumgarten sprach gar von einem „Seitenschuss des Landeskirchenamtes“, das die Sanierung des Ursheimer Pfarrhauses kurzfristig genehmigt habe und damit „vollendete Tatsachen“ schaffen wollte.

Dekan Klaus Kuhn teilte mit, dass der Antrag auf Sanierung des Gebäudes bereits lange vor dem Landesstellenplan 2012 erfolgt ist, nämlich 2003. Die Leiterin der Polsinger Heime, Roswitha Fingerhut, betonte erneut, dass sich die Heime und der Heimbeirat eine Betreuung durch den Döckinger Pfarrer durchaus vorstellen könnten: „Wir wollen deshalb die bisherige Betreuung nicht schlechtmachen.“ Dekan Klaus Kuhn stellte klar: „Der Beschluss des Dekanatsausschusses entspricht nicht den Vorgaben der Modellgruppe.“ Jetzt kommt es zu einem weiteren Verfahren der Anhörung und der Prüfung. Das Konzept für die Nordgemeinden des Dekanats soll zum 1. Januar 2013 stehen, das für den Süden 2015 umgesetzt werden.

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