Ärger mit der Gülle

29.3.2015, 08:54 Uhr
Ärger mit der Gülle

© Foto: Philipp Schulze/dpa

Christian Nagel hat in Haundorf einen großen Bauernhof mit 100 Milchkühen. Die produzieren jede Menge Gülle, die für die Landwirtschaft ein wertvoller natürlich anfallender Dünger ist. Er enthält viel Stickstoff, Phosphor, Kalium und andere Nährstoffe. Bringt der Bauer die Gülle auf die Felder, braucht er weniger synthetischen Dünger dazukaufen. „Ich muss jedes Jahr rund 1500 Kubikmeter Gülle auf meinen Flächen gleichmäßig verteilen“, sagt der 40-jährige Landwirt.

Idealerweise werde Gülle kurz vor einem Regen auf die Flächen aufgebracht, weil der Niederschlag die Gülle schnell in den Boden wäscht — und so die Erde optimal verbessert, außerdem stinke es dann kaum. „Wir richten uns da immer nach der Wettervorhersage“, erklärt Nagel. „Wenn Regen gemeldet ist, dann versuchen wir die Gülle so auszubringen, dass wir fertig sind, wenn der Regen aufhört.“

So hieß es am jüngsten Wochenende, dass es drei Stunden regnen soll. Er habe 30 Hektar Wiese, um auf der gesamten Fläche Gülle auszubringen, brauche er insgesamt acht Stunden. Also begann er fünf Stunden vor dem angekündigten Regen damit, die Gülle auszufahren. „Leider hat es aber nicht so viel geregnet wie geplant“, bedauert Nagel. Das wiederum hat zur Folge, dass die Gülle nicht gleich in den Boden eindringt, sondern dass der in dem flüssigen Mist enthaltene Ammoniak verdunstet — und dabei eben stinkt.

„Das, was der Bürger riecht, ist unser Verlust“, erklärt der Landwirt. Denn um den optimalen Nährstoffgehalt im Boden zu erhalten, müsse er künstlichen Dünger dazu kaufen „und das kostet mir viel Geld“. Also sei er allein aus finanzieller Sicht schon selbst daran interessiert, dass der natürliche Dünger schnell in den Boden eindringt. Außerdem wolle er sich natürlich keinen Ärger mit den Bürgern einhandeln. „Nur leider kann ich das Wetter nicht machen“, sagt er. „Wenn der Regen nicht so kommt, wie angekündigt, dann kann ich das aber nicht ändern“, stellt Nagel klar.

Schon streng geregelt

Susanne Krauß-McKinley aus Niederndorf hatte sich in einem Leserbrief beschwert, dass ausgerechnet am Wochenende Gülle ausgebracht wurde, gerade in einer Zeit, wo viele Leute mal ihre Terrasse nutzen, durchlüften oder Wäsche draußen aufhängen wollen. Sie fragte sich zudem, ob es im Bereich Herzogenaurach nicht eine Düngeverordnung (wie zum Beispiel in der Stadt Weilheim) gebe, die das Ausbringen der Gülle regele.

Auf dieses Ansinnen reagiert der Haundorfer Landwirt mit einer Portion Ironie. „Wir haben über EU, Bund und Land schon so viele tolle Gesetze und Richtlinien, die das regeln, da brauchen wir nicht noch eine Verordnung mehr.“ Außerdem bringe eine Düngeverordnung für Herzogenaurach nichts: „Ich zum Beispiel arbeite auf drei Gebieten — auf dem Stadtgebiet Herzogenaurach, Erlangen und im Seebachgrund, also im Bereich der Gemeinde Heßdorf.“

Der Landwirt gibt ferner zu bedenken: „Biobauern dürfen nur Gülle und Mist auf ihre Flächen ausbringen. Jeder will biologisch produzierte Nahrungsmittel, aber stinken darf es nicht.“ Und außerdem: „Wir sind halt hier am Land, das sollte man vielleicht auch ein Stück weit akzeptieren“, findet Christian Nagel.

Und noch ein Zusatz im Leserbrief der Niederndorfer Bürgerin ärgert den Haundorfer Bauern: Der Vergleich von Gülle und Hundekot. Auch hier sieht Nagel Erklärungsbedarf: „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen.“ Die Gülle stamme von Wiederkäuern, das seien reine Pflanzenfresser, „sozusagen Vegetarier“. Diese Gülle sei — wenn sie richtig ausgebracht werde — für Tiere und Pflanzen unbedenklich.

Im Kot von Fleischfressern, wie eben dem Hund, seien dagegen sogenannte Neospora-Parasiten enthalten. Wenn trächtige Kühe mit Hundekot verunreinigte Gräser fressen, könne dies zu Totgeburten führen. „Das ist gefährlich und für viele Landwirte ein ernsthaftes Problem“, betont Nagel. Deswegen sei es wichtig, dass Hundebesitzer die Hinterlassenschaft ihrer Tiere am besten per Tüte wieder mitnehmen.

Christian Nagel wirbt um Verständnis für die Landwirte. „Wer sich für unsere Arbeit interessiert und Fragen hat, der darf gerne zu mir auf den Bauernhof kommen“, bietet er deshalb an. Immer wieder kämen auch Schulklassen auf seinen Hof in Haundorf oder er unterhalte sich mit Spaziergängern. Seine Erfahrung sei hier: „Die meisten Leute sind sehr aufgeschlossen.“ Und am besten sei es, wenn man mit direkt einander redet, dann könne man viele Probleme leicht lösen.

Keine Kommentare