Brandl, Blues und kühles Bier

11.5.2013, 14:00 Uhr
Brandl, Blues und kühles Bier

© Panzer

Mit Leiterwagen ziehen sie übers Land und trinken dabei bevorzugt Bier, manchmal ziemlich viel davon. Ein Ritual der musikalischen Art — mit ähnlichem Konsumverhalten — vollzieht sich seit etlichen Jahren im 100-Seelen Dorf Kästel, idyllisch in einem engen Tal zwischen Dachsbach und Weisendorf gelegen.

Als Kästeler Himmelfahrts-Blues ist die Veranstaltung ein fester Begriff geworden. Nicht nur in der Blues-Szene, sondern auch bei Wanderern, Rad- und Motorradausflüglern. Und bei Leuten, die deftige Brotzeiten in einem urigen Biergarten mögen sowieso. Sie alle pilgern in den Gerhardshofener Ortsteil, der ansonsten vor allem durch seine etwa 700 Jahre alte Kirche bekannt ist.

Immer mit dabei ist der Nürnberger Blues-Gitarrist Klaus Brandl. Als Protagonist ist er seit jeher unverzichtbarer Bestandteil. Heuer folgten ihm der Saxofonist James T. Durham und der Tastenmann Willy Förtsch auf die Bühne unterm Scheunendach.

Angesagt ist bei Meister Brandl handgemachter, stark Country-lastiger Blues, mit akustischer Gitarre und Genre-typischen Spielarten wie Fingerpicking und Bottleneck vorgetragen. Das Trio präsentierte sich einmal mehr mit ungebremster Spielfreude und bewies dabei eine beachtliche Ausdauer. Wie gewohnt wurde den ganzen Nachmittag über ein Zwölftakter nach dem anderen zum Besten gegeben.

Der Hof vor der einstigen Dorfschänke und die Wiese hintendran platzten wieder einmal aus allen Nähten. Die Veranstalter um die Familie Liebscher-Grund hatten alle Hände voll zu tun, um den Ansturm zu bewältigen.

Das Kästeler Publikum, in der Masse jenseits der 40, pflegt bei der Garderobe einen eigenen Stilmix: von der Bikerkluft übers Lederoutfit bis hin zu den trendig-sportiven Funktionstextilien fürs Wandern und Radeln. Alles, was man sich so überstreift, um zu zeigen, dass man zu den Jung- gebliebenen gehört. Viele Konstanten also bis hin zum kahlgeschorenen Schädel des Hauptdarstellers.

Also, alles wie gehabt? Nicht ganz. Wer den Blick nach oben richtete, mag es bemerkt haben: Die Kästeler haben ihre Kirche, die genauso fest zum Bild gehört wie der mächtige Kastanienbaum im Hof, mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Eine aufgefrischte und doch stilgetreue Kulisse, nicht nur für den Himmelfahrtsblues.

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