Donnergrollen beeindruckt Höchstadter Altstadtfest wenig

27.8.2017, 14:56 Uhr
Donnergrollen beeindruckt Höchstadter Altstadtfest wenig

© Foto: Edgar Pfrogner

Schwitzen mussten alle beim Altstadtfest, einerlei ob am Grill für Bratwurst und Makrelen, vor dem Pizzaofen oder an der Fritteuse. Für die Vereine ist es das "schönste Fest im Aischgrund" alljährlich eine Mammutaufgabe. Nicht immer sei es leicht, genügend Helfer zu finden, sagt Stadtrat Alexander Schulz, der – wie viele andere Aktive auch — Mitglied in gleich mehreren Vereinen ist und am Samstag erst am Langosstand des Kolpingvereins, anschließend in der Weinlaube des Obst- und Gartenbauvereins hinter der Theke stand.

Auf dem Kinderflohmarkt in der Oberen Brauhausgasse und rund ums Kommunbrauhaus waren Schattenplätze heiß begehrt. Die kleine Lena hatte allerdings nur noch einen Platz auf der Sonnenseite erwischt, aber trotzdem tapfer durchgehalten, um Barbies, Einhörner & Co. zu Taschengeld zu machen. Der Erfolg gab ihr Recht – kurz vor Feierabend wechselten noch zwei Dinos den Besitzer.

Wertvolle Leihgabe

Weitaus wertvoller waren die Schätze, die Christian Plätzer, der neue Leiter des Heimatmuseums, den Besuchern präsentierte. Auf Betreiben seines Vorgängers Sebastian Schmidt konnten aus Privatbesitz drei Ölgemälde für das Museum gewonnen werden, die Johann Baptist Ritter von Spix, dessen Mutter Franziska Tadino und Bruder Jakob Spix zeigen. Die Ähnlichkeit des neuen Spix-Porträts mit der aus vielen Publikationen bekannten Darstellung ist auffallend. Plätzer vermutet deshalb, dass nicht der Naturforscher selbst Modell gestanden haben könnte, sondern nur sein Konterfei. Der einzige Unterschied: Auf dem neuen Gemälde ziert ein Orden die Brust von Höchstadts berühmtestem Sohn.

Fast noch interessanter als das Bildnis des Brasilienreisenden findet Museumschef Plätzer die Porträts von Spix’ italienischer Mutter und von seinem Bruder Jakob, der als Schuhmachermeister in Höchstadt tätig war. Dessen direkte Nachfahren haben die drei Gemälde dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Vor einer Woche erst wurden sie in die Sammlung integriert, im Oktober sollen sie restauriert werden.

Den Freundeskreisen der Höchstadter Partnerstädte Castlebar und Krasnogorsk, die sich im Kommunbrauhaus vorstellten, geht es ebenfalls um das Kennenlernen anderer Länder und Kulturen. "Wie bellt ein russischer Hund?" wurde beispielsweise in einem Russland-Quiz gefragt. Dass die richtige Antwort nicht "wau wau" lautet, gehört zu den spielerischen Informationen, die die Teilnehmer am Schüleraustausch mit der russischen Partnerstadt neben vielen nützlichen Hinweisen, dem kyrillischen Alphabet und ein paar Floskeln auf Russisch mit auf den Weg bekommen, erzählt Sibylle Menzel, Vorsitzende des Freundeskreises Krasnogorsk. Im kommenden Jahr solle auch eine Bürgerreise angeboten werden, ergänzt sie, doch zunächst stehe Ende September ein Besuch beim neuen Bürgermeister von Krasnogorsk an.

In mehreren Schichten kümmerte sich die Sanitätsbereitschaft des BRK um das Wohlergehen der Altstadtfestbesucher. "Am Freitag war es ruhig, nur vier Versorgungen, nichts Gravierendes", sagt der ehrenamtliche Rettungssanitäter Alexander Freundt bei Dienstbeginn und hofft, dass ihm ein ebenso entspannter Samstag bevorsteht. Natürlich ist man in der provisorischen Rettungswache auf alle Notfälle eingerichtet. Eine Behandlungsliege und ein AED-Defibrillator stehen bereit. Sogar ein EKG kann durchgeführt werden. Meist gehe es bei den Behandlungen jedoch um die Folgen von übermäßigem Alkoholgenuss oder Handgreiflichkeiten, wissen die erfahrenen Sanitäter.

Lange Schlangen vor den Ausschank- und Essensbuden zeigten: Die kulinarische Vielfalt beim Altstadtfest war beliebt. Doch viele Gäste kamen auch, um Bekannte zu treffen — und wegen des Musikprogramms. "Ich bin wegen der Rock’n’Roll-Band hier", sagt ein Besucher aus dem Nachbarlandkreis. Und "Mr. Fingers & The Shifters" enttäuschten die Fans von fetzigem Rhythm’n’Blues nicht, auch wenn diese angesichts der Temperaturen lieber vorm als im Zelt auf dem Schlossberg saßen. Im Schlosshof-Zelt brachte derweil Tim Brown mit Country- und Rockoldies das Publikum auf Betriebstemperatur für "Number Nine – The First Generation", die mit ihren Rockklassikern die 80er und 90er Jahre wieder aufleben ließen.

Vor dem Zelt am Marktplatz war kein Durchkommen mehr, als am Samstagabend die "Musiggfabrigg" in großer Besetzung die Bühne eroberte. Die Lokalmatadoren begeisterten ihr Publikum mit tanzbaren Coversongs und mitreißenden Arrangements. Im Engelgarten herrschte Open-Air-Atmosphäre, und wie schon am Abend zuvor wurden "Hotter Beats" aufgelegt. Am Samstag machte das Wetter den Feiernden dabei zum Glück keinen Strich durch die Rechnung, aber am Abend zuvor musste die Party warten, bis sich der Gewitterregen verzogen hatte.

"Wir haben bei dem Unwetter unser neues Sicherheitskonzept gleich umgesetzt", sagt Organisatorin Susanne Gabler. Als am Freitag gegen 21 Uhr eine Gewitterwand mit Donnergrollen und heftigem Wetterleuchten auf die Region zurollte, habe man die Wetterlage intensiv verfolgt und gemeinsam mit allen Verantwortlichen bewertet. "Es bestand keine Gefahr", betont Gabler. Die Zeltwände wurden geschlossen, die Helfer in den Buden informiert, um sich gegen Ausläufer der Gewitterfront zu wappnen. Bis auf einige wenige kleinere Schäden ging alles glimpflich ab. Die Besucher suchten in den Zelten Schutz vor dem strömenden Regen, viele machten sich eher als sonst auf den Heimweg. Das war jedoch der einzige Wermutstropfen. Das Sicherheitskonzept, so Gabler, habe seine Bewährungsprobe jedenfalls bestanden.

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