Eine Stimme, viele Bücher

9.11.2017, 16:47 Uhr
Lebendiges Vorlesen: Philipp Ahrend demonstrierte es bei Bücher, Medien und mehr.

© Margot Jansen Lebendiges Vorlesen: Philipp Ahrend demonstrierte es bei Bücher, Medien und mehr.

In Erlangen finden sich gerade mal zwei oder drei Leute ein, meinte er. Inhaberin Stefanie Greber beteiligte sich mit dieser Lesung an der bundesweiten Aktion "Woche der unabhängigen Buchhandlungen".

Die Idee, Ahrend zu engagieren, kam ihr, als sie ihn bei einem Treffen mit dem Herzogenauracher Schriftsteller Henning Mützlitz "belauschte". "Er las einfach los, und das war etwas völlig anderes, man hörte die ausgebildete Stimme", berichtete sie.

Ahrend gestand, dass er sich mit diesem Beruf einen Lebenstraum erfüllte. Träume sind manchmal schwer zu verwirklichen, resümierte er aber das Nachwort im "Alchimisten" von Paulo Coelho. Das hat ihn darin bestärkt, seine Passion zum Beruf zu machen.

Auch der Sprecher Christian Brückner – die markante Synchronstimme von Robert de Niro – spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Eigentlich ist der in Leer, Ostfriesland, geborene Sprecher von Beruf Erzieher. Jetzt studiert er professionelles Sprechen an der Akademie "Deutsche POP in Nürnberg" und leiht anderen seine Stimme. Wie das geht, erläuterte er in einem kurzen Abriss.

Im Studium lernt man vor allem das richtige Atmen, Sprecherziehung ist wichtig. Der Korken im Mund ist allerdings nicht mehr üblich, denn davon bekommt man Kieferprobleme.

Inzwischen wohnt er in Röttenbach, ist Hörbuchsprecher und ist auch bei Herzo-TV tätig. Im Büchercafé las er Passagen aus den unterschiedlichsten Genres der Literatur. Da fanden sich Hölderlins Gedichte, klassisch deklamiert, neben gruseligen Schilderungen aus der "Lübecker Rache" von Mützlitz. Aber vor allem waren Texte von Harald Martenstein dabei, denn Ahrend outete sich als ein großer Fan seiner Kolumnen.

Dabei wurde die Stimme zum Klangkörper, zum Interpreten des Textes. Er las aber nicht nur, sondern plauderte auch. Ahrend, selbst ohne Dialekt aufgewachsen, liebt Dialekte und berlinerte oder sächselte so vor sich hin. Witze etwa, die kann man nicht lesen, die muss man erzählen und das tat er denn auch. Wie meinte Stefanie Greber zum Abschluss: "Experiment gelungen". Dem schloss sich das Publikum an und bedankte sich mit viel Applaus.

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