Geplantes Baugebiet entzweit Röttenbach

15.4.2016, 14:00 Uhr
Geplantes Baugebiet entzweit Röttenbach

© Rainer Groh

„Als Gemeinde mit wenig Gewerbeansiedlung braucht Röttenbach Einkommenssteuerkraft“, argumentiert der Rathauschef. Für eine positive Bevölkerungsentwicklung müssten sich junge Familien im Ort ansiedeln. Doch wo? Eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zur städtebaulichen Gesamtentwicklung (die NN berichteten ausführlich) sieht unter anderem Möglichkeiten für ein neues Baugebiet im Westen. Dort regt sich allerdings massiver Widerstand. In einem Schreiben, das von 76 Röttenbachern unterzeichnet wurde, werden Argumente gegen das angedachte Vorhaben ins Feld geführt.

Den Anwohnern geht es dabei nicht nur um den Verlust ihrer bisher unverbauten Aussicht auf Felder und Wiesen. Sie fürchten, dass ihnen wertvolle Erholungsflächen und den dort lebenden Wildtieren der Lebensraum genommen werden könnte. Ein Altlastenverdacht durch einen ehemaligen Schrottplatz wird ebenfalls vorgebracht und die Befürchtung geäußert, eine Versiegelung der Flächen könnte zu hydrotechnischen Problemen führen. Die Einwände der Bürger nimmt Ludwig Wahl ernst. Deshalb habe er alle Bedenken aufgegriffen und auf die Schreiben persönlich geantwortet, betont er. Einiges, wie etwa der Altlastenverdacht, habe sich sofort entkräften lassen.

Allerdings, so mahnt Wahl, müsse die Gemeinde auch „übergeordnete Interessen im Blick behalten“. Dazu gehört eine Infrastruktur, die angesichts der aktuellen demographischen Entwicklung bereits bedenklich wackelt. Die Mittelschule sei faktisch schon Vergangenheit, doch die Grundschule wolle man erhalten, auch wenn künftig nur noch eine Regelklasse angeboten werden könne und die Betreuung bis 16 Uhr von der Gemeinde getragen werden müsse, sagt der Bürgermeister.

Um die Gemeinde auch künftig vital zu halten, setze sie mit ihrem Gesamtkonzept keineswegs nur auf die Ausweisung von neuen Baugebieten, so Wahl. Es umfasst unter anderem auch eine bedarfsgerechte Überarbeitung der Bebauungspläne im Kernort, so dass dort eine Nachverdichtung erfolgen kann. Entwässerung und Kanalsystem könnten neue Einwohner problemlos verkraften: Die Kapazität stehe für 8000 Einwohner zur Verfügung, genutzt würden aktuell 5000, zählt Wahl auf. Natürlich müssten auch die wachsenden Verkehrsströme gelenkt werden. Dafür wurde bereits ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben.

Wieviel Bauland braucht aber Röttenbach nun wirklich? „Der Gemeinde liegen aktuell 80 Nachfragen nach Bauplätzen vor“, sagt Bürgermeister Wahl. Über 200, wie es die Machbarkeitsstudie vorschlägt, sollen aber nicht ausgewiesen werden. Man habe Sondierungsgespräche für 2,9 Hektar im Nordwesten, 2,5 Hektar im Mittelwesten und 1,2 Hektar im Südwesten geführt, erläutert Wahl. 95 Prozent der Verhandlungen wurden mit positivem Ergebnis abgeschlossen. Als nächster Schritt müsse ein Flächennutzungsplan erstellt werden. In diesem Zusammenhang werden auch naturschutzrechtliche Aspekte gewertet.

Wieviele Bauplätze genau entstehen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Etwa 135, schätzt Wahl, von denen 60 die Gemeinde anbieten wolle. Dafür möchte der Rathauschef ein Sozialmodell entwickeln. Auch eine Bauverpflichtung soll an die Grundstücke geknüpft werden, um Spekulationen den Riegel vorzuschieben. Ludwig Wahl ist überzeugt, dass dies für die Gemeinde der richtige Weg ist. „In den letzten beiden Jahren hatten wir erstmals wieder ein Wachstum der Bevölkerungszahlen“, sagt er. Das sei der Effekt der Zuzüge in die jüngsten Baugebiete gewesen. Er hofft, dass diese Entwicklung jetzt nicht abreißt.

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