Herzogenaurach: Weiher mit Öl verseucht

23.7.2015, 06:00 Uhr
Herzogenaurach: Weiher mit Öl verseucht

© F.: Berny Meyer

Im Zuge der Ausführungsplanungen zur Entwässerung des Geländes an den Vereinsanlagen Auf der Nutzung, beziehungsweise der adidas-Erweiterung nordwestlich des bisherigen Firmengeländes, wurde auch der sogenannte „Schlagweiher“ mit einer Größe von 150 Meter Länge mal 30 Meter Breite überprüft. Er liegt in der Nähe der eingezäunten Pumpstation an der Kreisstraße ERH 3 auf Höhe der Parkplatzzufahrt zur adidas-Hauptverwaltung und ist als zusätzlicher Retentionsraum, das heißt Stauraum für Oberflächenwasser, geplant (wir berichteten).

Entnahmen von Proben

Dieser Weiher besitzt aktuell einen Zufluss aus den westlich gelegenen Himmelsweihern, die sich ausschließlich über Regenwasser speisen und dem Niederschlagswasser aus dem adidas-Gelände, das über ein Rohrsystem zugeleitet wird.

Letztgenannte Oberflächenwasser werden in einem neben der Pumpstation liegenden, betonierten Regenrückhaltebecken zwischengepuffert und dann an die Weiherkette abgegeben.

Im Rahmen der jetzigen Planungsarbeiten ergaben sich Hinweise auf einen erhöhten Mineralöl-Kohlenwasserstoffgehalt (MKW) im genannten „Schlagweiher“, weshalb seit einigen Monaten Erkundigungen mit Probenahmen an den Weihersedimenten durchgeführt wurden.

Als Haupt- und Leitparameter wurden die MKWs untersucht und um stichprobenartige Untersuchungen auf leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) sowie leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTX) und Erhebungen zu polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) ergänzt.

Herzogenaurach: Weiher mit Öl verseucht

Als Ergebnis der Untersuchungen muss die Stadt Herzogenaurach, so in einer Mitteilung, „leider feststellen, dass im Bereich des untersuchten Weihers sanierungsbedürftige Bodenverunreinigungen vorliegen. Welche Ölmengen in die Weihersedimente eingetragen wurden, kann nicht belastbar abgeschätzt werden.“

Über die festgestellte Menge des kontaminierten Erdreichs und eine angenommene Durchschnittsbelastung lässt sich eine Menge an eingebrachtem Öl abschätzen, welche aber durch die angesetzte Durchschnittskonzentration rein fakultativ wäre, heißt es ferner.

Die Informationen an das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt erfolgten jeweils umgehend entsprechend dem jeweiligen Kenntnisstand.

Durch die abfallrechtliche Einstufung wird letztlich die weitere Vorgehensweise bestimmt, wozu auch ein sogenannter Testlauf mit rund 100 Tonnen Boden aus nachgewiesen belasteten Bereichen dient, um einen Abtransport des zu entfernenden Materials technisch bewerkstelligen zu können.

Dazu gehört das Abpumpen von Überschusswasser, Beladen und Abfahren mit geeigneten Transportfahrzeugen und der Annahme des Aushubmaterials zur Behandlung und Verwertung bei einer biologischen Bodenreinigungsfirma.

Prüfung rechtlicher Schritte

Im Rückschluss beziffert die Stadt die Schadenshöhe auf mindestens eine halbe Million Euro.

„Selbstverständlich wurde bereits eine eingehende Ursachenforschung betrieben“, teilt die Stadt mit Bürgermeister German Hacker und Gerhard Merkel, dem Leiter des Bauamts, außerdem mit.

Vielfältige und unterschiedlichste Untersuchungen am Kanalnetz der Umgebung sowie durchgeführte Altersbestimmungen zum Schadenseintritt führten allerdings zu keinen signifikanten Ergebnissen.

Vermutet wird auf Grund der Ergebnisse lediglich, dass der Eintrag in etwa vor fünf bis sieben Jahren erfolgt ist. Bemerkt wurde durch den stets sehr niedrigen Wasserstand des Schlagweihers und die starke Verschilfung offenbar nichts. Bereits 1992 zog die US Army von der Herzo Base ab.

Die Stadt Herzogenaurach hat alle Schritte in enger Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden wie Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt vorgenommen und prüft derzeit rechtliche Schritte.

Die bereits durchgeführte umfangreiche Beprobung möglicher Zuflüsse, die einer Spurensicherung gleichkommt, hat allerdings keinerlei Ergebnis geliefert, sodass voraussichtlich auf diesem Wege kein Verursacher feststellbar sein wird, zumal Öl auch direkt in den Weiher hätte gekippt werden können.

Sollten Zeugen im genannten Zeitraum (sehr grob geschätzt in den Jahren 2007 bis 2010) einschlägige Beobachtungen gemacht haben, so sollten sie sich an die Stadt Herzogenaurach wenden.

„Es bestehen auf Grund von Messungen im weiteren Verlauf der Weiherkette keinerlei Anhaltspunkte für ein Forttragen der Schadstoffe aus diesem Weiher“, werden in der Mitteilung überdies etwaige Befürchtungen beantwortet.

Auch sei das verunreinigte Material bereits so stark mit unbelasteten Sedimenten (Ablagerungen beziehungsweise Schlamm) bedeckt, dass auch bei Regenfällen sichergestellt sei, dass nichts davon fortgetragen wird.

Gleiches gelte nach unten für das Grundwasser. Auch hier sei durch die Bodenbeschaffenheit sichergestellt, dass keine Verunreinigung nach unten geschehen würden. Beides sei mit den Fachbehörden abgeklärt.

Nach der Testphase, die den Umgang der Entsorgung mit dem Material klären soll, werden voraussichtlich 6000 Tonnen Weihersediment ausgehoben und abtransportiert. Mit den Vorarbeiten befasst war bereits vor den Erkenntnissen zu den Belastungen des Weihers das Planungsbüro GBI. Andreas Zacherl, Andreas Seefeldt und Christian Siebenhaar sowie Gerhard Merkel vom Stadtbauamt erläuterten die Probleme am Schlagweiher noch einmal.

Durch einen Gutachter werden erst noch die exakt zu entsorgenden Mengen festgestellt. Bis Ende August

soll dies feststehen. Ziel ist, dass bis Ende des Jahres 2015 alles entsorgt und wieder hergestellt ist.

Der Baustellenverlauf der derzeitigen Erschließungsmaßnahmen ist davon nicht berührt./-eke

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