«Schluss mit dem Wanderzirkus“

19.4.2006, 00:00 Uhr
«Schluss mit dem Wanderzirkus“

Denn bisher war es fraglich gewesen, in welcher Klasse die TSH-Basketballer in der kommenden Runde auf Korbjagd gehen würden, was den Abteilungsleiter vor eine Gewissensfrage stellte: Weiterhin versuchen, trotz bescheidener Mittel mit den Krösussen in der Drittklassigkeit mitzuhalten? Oder ganz auf die Eigengewächse setzen? Dieser Schwebezustand in Sachen Planung scheint nun beendet.

Bekanntlich hatten die Herzogenauracher Korbjäger die Saison in der 1. Regionalliga als Drittletzter abgeschlossen. Und nach dem Beschluss, die erste Liga ab der kommenden Saison auf 18 Teams aufzustocken, hätte dieser Rang zunächst sogar reichen können für den Klassenverbleib. Doch inzwischen ist die Lage eine andere.

Zum einen hat der bayerische Zweitligist TB Weiden den Verzicht auf eine Zweitligalizenz erklärt und ist damit «technischer“ Absteiger aus dieser Klasse und würde damit automatisch in die Regionalliga zurückkehren. Außerdem ist auch der fränkische Nachbar Sellbytel Nürnberg zumindest auf dem sportlichen Weg abgestiegen. Zwar hofft man dort noch, eine der beiden «Wild Cards“ für die größere Liga zu erhalten, aber es ist fraglich, ob die Finanzkraft der Nürnberger tatsächlich reicht, um die Ligenleitung zu überzeugen.

Apropos Finanzkraft: In dieser Hinsicht war die TS Herzogenaurach in der vergangenen Saison laut Kaddatz-Daßler der Konkurrenz deutlich unterlegen: «Obwohl wir Leute hatten, die aus der Ersten und Zweiten Liga kamen, standen wir von Beginn an hinten drin. Das zeigt mir, dass das Niveau der Regionalliga ungefähr auf dem der Zweiten Liga vor sechs, sieben Jahren angekommen ist — sportlich und finanziell.“

Eine Konsequenz nach dem dritten direkten Abstieg aus der Regionalliga hat Kaddatz-Daßler gezogen: «Mit dem Wanderzirkus ist jetzt Schluss, wir setzen jetzt wieder auf unseren eigenen Nachwuchs. Von den bisherigen Spielern wollen wir keinen rauswerfen. Aber wir werden für niemanden mitbieten, wenn er von anderen Vereinen Angebote bekommt, bei denen Geld im Spiel ist.“ Vor allem Leistungsträger wie Angelos Plantzas oder John Kadmous dürften kaum zu halten sein, glaubt Kaddatz-Daßler.

Als Galionsfigur, um den herum eine neue «Longhorns“-Herde aufgebaut werden soll, hat der Basketball-Chef den 22-jährigen Patrick Schiele auserkoren: «Pat spielt seit den Minis bei uns und ist in jeder Hinsicht ein Vorbild.“ Dazu sollen sich die Cousins Peter und Frederic Simon sowie Tobias Neukirchner und Josip Prgic gesellen, die im Oberligateam stark auftrumpften und mit der TSH-Reserve noch den Klassenverbleib schafften. Und ganz junge Talente wie Sebastian Schiele und Markus Schönmüller sollen herangeführt werden.

Wer diese Mannschaft betreuen wird, dazu will sich Kaddatz-Daßler nicht äußern, der vorrangig die «Personalie Steffen Dauer“ zu einem guten Ende bringen will. Der Trainer der TSH-Zweitligadamen macht eine Vertragsverlängerung von einem schlagkräftigen Kader und besseren Trainingsbedingungen abhängig. Ob sein Kollege Herwig Picht bei Kaddatz-Daßler für das Herrenteams ähnlich hoch im Kurs steht, ist mehr als fraglich. Auch der will zum Thema kein Wort sagen — das riecht stark nach Abschied.