„Stelle ist Gold wert“

5.2.2014, 08:00 Uhr
„Stelle ist Gold wert“

© Ralf Rödel

„Auf dieses seniorenpolitische Konzept können sie sehr sehr stolz sein“, findet Gisela Niclas, Vorsitzende des ASB Erlangen-Höchstadt, vor zahlreichen Gästen im — barrierefrei zugänglichen — Rathaussaal. Der demografische Wandel sei bereits im Gange, das Konzept sei hier richtungsweisend, es müsse weiter entwickelt werden, dann brauche man vor der Zukunft keine Angst zu haben, beschwört Niclas die anwesenden Politiker.

Zwar waren sich alle einig, dass die Fachstelle seit über sechs Jahren wertvollste Arbeit im Landkreis leiste, dennoch sei Fakt: die Förderung läuft Ende 2014 aus. „Die Fachstelle muss erhalten werden, dafür müssen die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, forderte Niclas. Auch Adelsdorf Bürgermeister Karsten und Landrat Eberhard Irlinger schlossen sich dieser Sicht uneingeschränkt an. Letzterer überreichte sogar eine kleine Spende.

Was macht die Fachstelle für pflegende Angehörige? Fachberaterin Rosi Schmitt, Altenpflegerin und Gerontotherapeutin und Motor der Initiative, stellte das vielfältige Leistungsspektrum vor: „Wir klären offene Fragen, zum Beispiel: Was ist zu tun, wenn ein Erkrankter aus dem Krankenhaus nach Hause kommt.“ Die Fachstelle berät und informiert über Hilfsmittel, finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, über die Krankheit, sie begleitet und unterstützt pflegende Angehörige und Betroffene. Die Fachstelle ist vernetzt mit Ärzten, ambulanten Diensten, Pflegeheimen, Behörden, Krankenkassen und Pflegekassen. Im vergangenen Jahr habe man 719 Beratungen durchgeführt.

Daneben sei die Entlastung von pflegenden Angehörigen ein wichtiger Faktor: „Man kann sich gar nicht vorstellen, was pflegende Angehörige leisten müssen“, weiß Rosi Schmitt. Die Fachstelle bietet Gesprächsgruppen und Kurse für Angehörige an und es gebe Betreuungsgruppen für Demenzkranke, wie zum Beispiel in Höchstadt und Röttenbach.

Tipps für den Alltag

Ein weiteres Aufgabenfeld der Fachstelle ist die Schulung und Fortbildung von ehrenamtlichen HelferInnen und auch von Angehörigen. „Familienangehörige kommen oft besser mit den Demenzkranken zurecht, wenn sie besser über die Krankheit informiert sind.“ In den Kursen werden praktische Tipps für Alltag gegeben und der Umgang mit den Kranken thematisiert.

Zurzeit gebe es insgesamt 67 ehrenamtliche HelferInnen, die auch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Sie seien jährlich rund 6000 Stunden im Einsatz. Klar sei, „dass es in Zukunft aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Pflegebedürftige und Demenzkranke und gleichzeitig immer weniger Menschen geben wird, die pflegen können. Daher muss dringend Bewegung in die Sache kommen“, appellierte die Fachberaterin.

„Das Angebot der Fachstelle ist Gold wert“, lobte dann Gerontopsychiater Professor Dr. Richard Mahlberg die „sehr gute Versorgungsstruktur in Mittelfranken“. Anschließend informierte er kurz über das Demenzsyndrom. Alzheimer sei in zwei Dritteln der Fälle Ursache von Demenz, an zweiter Stelle kämen Durchblutungsstörungen. Der größte Risikofaktor für Demenz sei das Alter, in der Regel trete sie ab 65 Jahren auf. In diesem Alter zeige bereits jeder Dritte kleine Auffälligkeiten, jeder Dritte über 85 Jahren sei demenzkrank. „Die gute Nachricht ist, dass zwei Drittel keine Demenz haben.“ Ab 95 Jahren sinke das Erkrankungsrisiko wieder.

Mahlberg hatte noch einige Zahlen im Gepäck: In Mittelfranken leben zurzeit 1720000 Menschen, davon sind 340000 über 65 Jahre alt, darunter wiederum sind 24000 an Demenz erkrankt. Diese Zahl wird bis zum Jahr 2050 auf 45000 ansteigen. Seine Prognose: „Wir werden gesünder älter, mit Ausnahme der Demenz.“ Daher werde es 2050 wesentlich mehr körperlich gesunde Demenzkranke geben als heute. „Auf diese Entwicklung müssen sich die Kommunen einstellen und ihren Alltag entsprechend einrichten“, stellte Mahlberg abschließend klar.

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