Störche suchen Kirchen-Asyl

23.3.2013, 08:00 Uhr
Sieht schon bequem aus: Dieser Storch hat es sich auf dem Dach der Höchstadter Stadtpfarrkirche gemütlich gemacht und hofft auf Asyl.

© Michael Müller Sieht schon bequem aus: Dieser Storch hat es sich auf dem Dach der Höchstadter Stadtpfarrkirche gemütlich gemacht und hofft auf Asyl.

Der Unbekannte hat viel Blut verloren. Eine große Wunde zieht sich über das gesamte rechte Bein des unberingten Storches, der bei Hesselberg abgestürzt ist. Noch ist er stark genug, um trotz seiner Verletzung zu fliegen. Das macht es für Edmund Lenz schwer, dem Vogel zu helfen. „Zum Glück hat er gestern noch gefressen“, sagt der Höchstadter, der sich im Landkreis um das Schicksal von Meister Adebar kümmert. Der Storchenvater geht davon aus, dass sich das verletzte Tier nicht mehr weit von Hesselberg entfernen wird. Sollte der Vogel noch schwächer werden, muss Lenz ihn betäuben, um eine Behandlung zu ermöglichen. „Noch hoffen wir aber das Beste.“

Dieser Optimismus scheint sich bei einem weiteren Storchenschicksal schon bewährt zu haben. Das Paar, das sich vergangenes Jahr in Höchstadt auf dem Schütte-Anwesen in der Kirchgasse angesiedelt hatte, konnte dort nicht bleiben. Der Hausbesitzer wollte den Horst loswerden, in dem die Störche 2012 erfolglos versucht hatten, Junge groß zu ziehen. Weil sie dort unerwünscht waren, haben die Störche jetzt Asyl bei der Kirche gesucht. Eigentlich hätten sie von ihrem alten Standort gar nicht vertrieben werden dürfen, weil der Nestbau bereits zum Brutgeschäft zählt.

Sieht solide aus

Auf dem rechten Giebel der katholischen Stadtpfarrkirche St. Georg bauen sich die Störche also derzeit ein neues Zuhause auf. Die Konstruktion sieht solide aus. „Wenn alles gut läuft, dann kann das Paar kommende Woche schon Eier legen“, sagt Lenz, der sich über den geglückten Umzug freut. Auch Andreas Sehm, Weißstorchbeauftragter am Landratsamt, ist glücklich über den Ortswechsel. Beide Experten bieten ihre Hilfe an, sollten sich von Seiten der Kirche Fragen ergeben. Ein Happy-End?

Storchenvater Edmund Lenz beim Frühlingsputz im Horst auf dem Alten Rathaus in Höchstadt.

Storchenvater Edmund Lenz beim Frühlingsputz im Horst auf dem Alten Rathaus in Höchstadt.

Es ist überlebenswichtig für die Jungstörche, die demnächst schlüpfen werden, dass ihre Eltern beim Hausbau sauber arbeiten. Wenn sich im Horst Wasserpfützen bilden, sterben die Embryonen in den Eiern an Unterkühlung oder die Jungvögel ertrinken. Deshalb bläst Edmund Lenz jedes Jahr zum Frühjahrsputz.

Mit der Drehleiter der Feuerwehr steigt er zu den Nestern auf und bereitet ein gemütliches Bett aus Heu für die Jungen. Zuerst aber muss der alte Dreck raus. Das Jahr über tragen die Störche viel (Plastik)-Müll und Lehm ins Nest. Wenn dann noch der eigene Kot hinzu kommt, kann das Wasser nicht mehr ablaufen. Deshalb hat der Storchenvater gestern in den Horsten auf dem Alten Rathaus und an der Alten Mälzerei in Höchstadt sowie in Gremsdorf und Adelsdorf eimerweise Dreck entfernt und frische Hackschnitzel und Heu aufgefüllt. Jetzt hofft er auf viele Eier. Und auf ganz viele Happy-Ends.

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