Wein in Holzkelchen

KAIRLINDACH - Ein ganz besonderes »Ding aus ERH« fertigt Rainer Nürminger: Man mag es kaum glauben - hauchdünne Weingläser aus Holz.

In einem Nebengebäude auf dem Bauernhof seiner Familie hat er sich eine Werkstatt eingerichtet. Im Ofen brennt ein Feuer, draußen im Stall surrt die Melkmaschine. Vor der Werkstatt warten Holzrohlinge in zwei Bottichen mit Wasser auf ihre Weiterverarbeitung. Ihre grobe Form lässt bereits erkennen, was aus ihnen werden soll. Aber erst wenn Rainer Nürminger die Holzklötze vier bis fünf Stunden bearbeitet hat, sind filigrane, hauchdünne Weingläser aus Holz entstanden.

»Holz liegt mir nahe«, sagt der 22-Jährige. Die Familie besitzt Wald, schon von klein auf ist er mit Holz aufgewachsen. Für ihn war klar, dass er Schreiner lernen wird. Seiner Leidenschaft, der Vollholzbearbeitung, geht er in seiner Freizeit nach. Im Internet hat er geschaut, was man aus Holz so alles machen kann. Und vor allem hat er geschaut, was bisher noch niemand hergestellt hat.

Gläser gab es noch nicht, also versuchte Nürminger sich daran. Er kaufte sich eine Drechselmaschine und Messer zum Ausdrehen. Es habe viele Fehlversuche gegeben, gibt er zu. Beim Drechseln brauche man schließlich den richtigen Winkel. Doch Nürminger gab nicht auf. Schließlich hielt er das erste Weinglas aus Holz in der Hand.

Die ersten Gefäße waren noch drei bis vier Millimeter stark. Jetzt fertigt er hauchdünne Holzgefäße von ein bis zwei Millimeter Dicke. Das Maß ist für ihn mittlerweile das Licht. Er stülpt das Holzglas über eine Glühlampe. »Wenn das Licht durchscheint, passt es«, sagt er.

Seine filigranen Kunstwerke fertigt er hauptsächlich aus dem Holz von Obstbäumen. Diese Hölzer sind feinporig und nicht so spröde wie Nadelhölzer. Kelche aus Kirsche, Quitte und Zwetschge stehen bei ihm in der Werkstatt. Aber auch Riegelahorn und Birke eignen sich.

Für das Lackieren sind etwa zehn Arbeitsgänge notwendig. Hauchdünn, Schicht um Schicht, trägt Nürminger den Lack auf. Er hat lange gesucht, bis er einen wasserdichten und dennoch lebensmittelechten Lack gefunden hat. Eine Auswahl der Holzgläser ist in der Sparkasse in Großenseebach ausgestellt.