Ladehemmung: Darum ist Bayerns Polizei-Waffe veraltet

23.4.2016, 06:00 Uhr
Bayern ist das letzte Bundesland, dass die Polizei-Handfeuerwaffe P7 von  Heckler & Koch noch im Dienst hat.

© dpa Bayern ist das letzte Bundesland, dass die Polizei-Handfeuerwaffe P7 von Heckler & Koch noch im Dienst hat.

Der Augsburger Polizistenmord ist vielen noch in Erinnerung. Im Oktober 2011 verfolgte eine Streife verdächtige Personen. Die Flüchtigen waren bewaffnet, in einem Waldstück kam es zu einer Schießerei, ein Polizist wurde getötet. Das Magazin seiner P7 mit acht Patronen war komplett leer geschossen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) geht davon aus, dass der Beamte mit einer anderen Waffe eine größere Überlebenschance gehabt hätte. Denn neuere Modelle, wie sie in anderen Bundesländern im Einsatz sind, können mit einem Magazin bis zu 16 Schuss abfeuern.

Bayern ist das letzte Bundesland, in dem Polizisten die P7 noch verwenden. Die empfohlene Nutzungsdauer dieser Waffe liegt allerdings bei rund 20 Jahren. Kritik an der Pistole wurde schon Mitte der 90er Jahre laut, als es immer mehr folgenschwere Zwischenfälle gegeben hatte, bei denen meist versehentlich Schüsse abgegeben wurden. Der Schwachpunkt der Waffe: die sogenannte Handballensicherung am Griff. Der Beamte muss den Knauf mit der Hand fest umgreifen, um die Pistole zu entsichern. In dieser Stellung reicht nur ein schwacher Druck mit dem Zeigefinger am Abzug - und es löst sich ein Schuss.

"Wir eng das wird, haben wir in Augsburg gesehen"

Ein bayerischer Polizist schrieb an die Deutsche Polizeigewerkschaft im DBB (DPolG), die auf der Suche nach Rückmeldungen von Beamten war: "Meine P7 hat eigentlich bei jedem Schießtraining eine Ladehemmung. Ich hatte sie auch schon mehrfach diesbezüglich bei der Überprüfung bzw. Reparatur. Doch der Fehler tritt immer wieder auf. Ersatzteile gibt es nicht mehr und eine neue Ersatzwaffe gibt es auch nicht! Unser Gegenüber rüstet immer weiter auf und wir haben gerade einmal 16 Schuss dabei (zwei Magazine; Anm. d. Red.). Wie eng das wird, haben wir ja leider schmerzlich in Augsburg gesehen. Ich bin der Meinung, lieber eine neue Waffe mit größerer Magazinkapazität, als eine blaue Kontrollschaffneruniform."

Der Druck auf das Innenministerium wächst, vor allem mit der neuen Bedrohungslage durch mögliche Terrorangriffe im Land. Jetzt wird im Polizeipräsidium Schwaben Nord eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit der Beschaffung einer neuen Dienstwaffe für bayerische Polizisten befasst. Rund 30 Millionen Euro soll die Neuanschaffung kosten. Welche Waffe das sein wird, ist offen. Der Auftrag muss ausgeschrieben werden, der Hersteller mit dem besten Angebot bekommt den Zuschlag.

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