Schloss Haimendorf: Stiftung lobt Sanierung

01.08.2011, 17:51 Uhr
Schloss Haimendorf: Stiftung lobt Sanierung

© Michaela Moritz

Für die Restaurierung der Brunnenhofanlage im Jagdschloss Rockenbrunn hatte Bolko von Oetingers Ehefrau Marie-Luise Fürer von Haimendorf – Edle von Oetinger bereits 1991 einen Anerkennungspreis der Hypo-Kulturstiftung erhalten, jetzt wurde die Instandsetzung des Schlosses, eines der bedeutendsten Adelssitze der Renaissance in Franken, mit einem der beiden Hauptpreise bedacht.

Ab Ende der neunziger Jahre hatte Marie-Luise Fürer von Haimendorf, die Erbin des Stammsitzes der Nürnberger Patrizierfamilie von Fürer, die Grundsätze der Restaurierung festgelegt und die Arbeiten in den ersten Jahren begleitet, sie verstarb im Jahr 2005. Bolko von Oetinger, einer der renommiertesten Unternehmensstrategieberater Deutschlands, setzte das Werk mit Unterstützung der drei Töchter in ihrem Sinne fort, bis es 2009 vollendet war.

„Schloss Haimendorf wurde mit größtmöglicher Sorgfalt instand gesetzt“, heißt es in der Begründung für die Denkmalpreis-Verleihung. „Eingriffe in die historische Substanz beschränkten sich auf ein Minimum. Der Einsatz der Bauherrschaft war herausragend. Professor Dr. von Oetinger übernahm mit seinen Kindern die Beaufsichtigung des Gebäudes während der Baumaßnahme. Persönlich überwachte er die Handwerker. (...) Seinem Engagement ist der hervorragende, denkmalfachliche Rang der Gesamtmaßnahme entscheidend mit zu verdanken. (...) Er übernahm mit der mehrere Jahre andauernden Restaurierungsmaßnahme nicht nur gesellschaftliche Verantwortung für das bedeutende bauliche Erbe der Familie seiner verstorbenen Frau, er gab mit seinem vorbildlichen Einsatz auch wesentliche Impulse für die Nürnberger Denkmallandschaft und ihre Erhaltung.“

Geschmackvolle Prächtigkeit empfing die Besuchergruppe nach Durchschreiten des Tores. Die Mieter der Nebengebäude und Bolko von Oetinger selbst haben die Schlossanlagen in Abstimmung gestaltet, mit Blumenakzenten und kleinen Sitzgruppen. Inmitten der kurzgeschnittenen Grünfläche im Zentrum prangte das Schloss im Abendlicht. Fachkundig, aber gleichwohl verständlich und unterhaltsam erzählte Bolko von Oetinger von der jüngsten Geschichte des 1565 in seiner heutigen Form erbauten Hauses, von den Detektivarbeiten, die zum Teil nötig waren, um die Ursache mancher Schäden aufzuspüren, von den Geheimnissen, die das Haus barg, und seinen Empfindlichkeiten.

© Michaela Moritz

So rührten die in den neunziger Jahren immer schlimmer auftretenden Risse in der Fassade daher, dass man im 19. Jahrhundert den das Gebäude umgebenden Wassergraben zugeschüttet und daraus einen Garten gemacht hatte. Bei den Forschungsarbeiten im Untergrund entdeckte man ganz nebenbei die Reste einer Burg, auf deren Sockel das Schloss erbaut ist. Schlecht durchdachte frühere Renovierungen hatten dem Schloss einen Hausschwamm beschert, und es ist alles andere als selbstverständlich, dass die Fenster sowohl den 30-jährigen Krieg als auch sämtliche wohlwollende Putzfrauen überstanden.

Ein nicht leichte Entscheidung war es, so von Oetinger, wie man die Fassade gestalten sollte. Früher leuchtete sie in verschiedenen Rosatönen hinunter zur Grünen Au, später auch mal weiß oder gelb („bunt wie bei Walt Disney“). Erst vor gut 100 Jahren verbannte man die Farbe, fand puren Sandstein und Putz schön. Schließlich plädierten die Denkmalexperten dafür, diesen Zustand beizubehalten.

In der Eingangshalle des Schlosses kann man die Farbfreudigkeit früherer Generationen an ausgewählten Stellen noch sehen. Der Wandschmuck in dieser Halle repräsentiert den Zeitgeschmack des ausgehenden 19. Jahrhunderts: eine Mischung aus Jagdtrophäen, religiösen Bildern und Totentafeln. „So hatte man das in der Bismarckzeit, und es wurde hier einfach nie verändert.“

Bei einem Rundgang um das ganze Schloss konnten die Gäste erleben, wie mächtig das dreigeschossige Gebäude mit seinem noch einmal dreigeschossigem Dachaufbau und zwei Ecktürmen dasteht. Immer wieder klackten die Fotoapparate.

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