"Oslo-Methode" rettet Eingeklemmten nach schwerem Unfall

30.05.2015, 09:44 Uhr
Schlussendlich gelang es den Einsatzkräften, den verletzten mit der sogenannten "skandinavischen Rettungsmethode" aus dem Fahrzeug zu befreien.

© Feuerwehr Schlussendlich gelang es den Einsatzkräften, den verletzten mit der sogenannten "skandinavischen Rettungsmethode" aus dem Fahrzeug zu befreien.

Ein Pkw war zwischen Reichenschwand und Ottensoos offensichtlich mit hoher Geschwindigkeit in einer langgezogenen Kurve nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und gegen zwei Bäume und ein Verkehrsschild geschleudert. Dabei wurde ein 19-Jähriger im Heck des Wagens eingeklemmt, der Fahrer, ein 40-jähriger Hersbrucker hing auf der Fahrerseite aus dem Wagen. Er war mit den Beinen massiv im Fußraum eingeklemmt.

Der Aufprall war so stark, dass sich das Auto förmlich um einen der Bäume gewickelt hatte. Die tief im Fahrzeug steckenden Bäume, sowie der rohrförmige Fuß des Verkehrszeichens, der ebenfalls in den Wagen eingedrungen war, forderten das ganze Know-how der alarmierten Rettungskräfte zur Befreiung der beiden Unfallopfer.

Im ersten Notruf war zunächst von einem umgestürzten Baum auf der Fahrbahn die Rede. Wenige Minuten später teilte ein zweiter Anrufer der Integrierten Leitstelle dann einen schweren Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Personen an dem selben Ort mit.

Einsatzkräfte rückten mit schwerem Gerät an

Daraufhin wurden um kurz vor 3 Uhr die Freiwilligen Feuerwehren aus Ottensoos, Rüblanden, Speikern, Reichenschwand, Neunkirchen am Sand und Lauf an der Pegnitz, sowie drei Rettungswägen, zwei Notärzten und des Einsatzleiters Rettungsdienst alarmiert. Für die Ottensooser Feuerwehr war es der erste Einsatz, bei dem sie mit Schere und Spreizer ein Unfallopfer aus einem Pkw retten mussten - die Wehr verfügt erst seit kurzem über hydraulisches Rettungsgerät.

Nachdem der Wagen aufwendig gesichert und eine Rettungsbühne in Stellung gebracht wurde, konnte der Insasse im Heck des Fahrzeuges nach knapp 30 Minuten mithilfe von Schere und Spreizer aus dem Wrack befreit werden. Er kam mit schweren Verletzungen in die Erlanger Uniklinik.

Schwieriger gestaltete sich die Rettung des schwerst eingeklemmten Mannes auf dem Fahrersitz. Vorerst gelang es den Rettungskräften nicht, den Mann, bei dem starker Alkoholgeruch festgestellt wurde, zu befreien. So entschlossen sich die Rettungskräfte zu einer außergewöhnlichen Rettungsmethode, die hierzulande äußerst ungebräuchlich ist: sie hängten Ketten an der Front und am Heck das Wagens an und zogen den Wagen mit Hilfe des Laufer Rüstwagens und eines Greifzuges förmlich auseinander, um den Mann zu befreien.

In Fachkreisen spricht man von der "Oslo-Methode" (oder auch "skandinavische Rettungsmethode"), da die Feuerwehren in nördlichen Ländern nicht flächendeckend über Rettungsscheren verfügen und daher andere Verfahren zur Unfallrettung einsetzen, als in Deutschland üblich.

So konnte der Pkw-Fahrer nach etwa einstündiger Arbeit der Hilfskräfte auf ein Rettungsbrett gezogen werden. Er kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Nürnberger Süd-Klinikum.

Wie sich bald herausstellte, war das Unfallfahrzeug nicht zugelassen, die Kennzeichen waren zudem gefälscht.