Lichterscheinung sorgte in Franken für Aufregung

16.3.2015, 16:00 Uhr
Ein Meteorit zeigte sich am Abend über den Dächern Frankens. (Symbolbild)

© dpa Ein Meteorit zeigte sich am Abend über den Dächern Frankens. (Symbolbild)

Während es sich viele Menschen beim "Tatort" vor dem Fernseher bequem gemacht hatten, spielte sich gegen 20.45 Uhr am Nachthimmel ein leuchtendes Spektaktel ab, das so manchen Beobachter ratlos zurück ließ. Schnell machte die Meldung von dem grell-grünen Feuerball im Internet die Runde. Auf der Facebook-Seite der Nürnberger Nachrichten schreibt eine Nutzerin, dass sie gerade aus dem Fenster geschaut hat, als "im Tatort die Leiche gezeigt wurde. Ich dachte ich seh nicht richtig!" Auf Twitter mussten Chuck Norris, Horst Seehofer und Aliens als Erklärung herhalten.

Inzwischen steht fest, dass die Himmelserscheinung nicht nur in Franken zu sehen war. Sowohl aus München, als auch aus Augsburg liegen Meldungen vor, dass dort ganz Ähnliches beobachtet wurde. Fachleute nehmen an, dass es sich um einen verglühenden Meteoriten gehandelt hat,der über Österreich, Bayern und Baden-Württemberg hinweg gezogen ist.

Zahlreiche Bürger in Süddeutschland hatten sich am Sonntagabend an die Polizei gewendet, weil sie ein helles Licht am Nachthimmel gesehen haben. So meldeten sich viele Menschen bei diversen Dienststellen, wie das baden-württembergische Lagezentrum in Stuttgart und die Münchner Polizei auf Anfrage am späten Abend bestätigten.

Feuerwehr und Polizei in Unterfranken ausgerückt

In Aschaffenburg gingen gegen 21 Uhr per Notruf zwei Sichtungen ein, bei denen sogar davon gesprochen wurde, dass zwei Flugkörper abgestürzt sein könnten. Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei machten sich sofort auf den Weg, konnten vor Ort aber nichts weiter feststellen.

Wie die Polizei mitteilte, wurde um 20.45 Uhr in Höchberg bei Würzburg eine Leuchterscheinung in Richtung Süden gemeldet und nahezu zeitgleich auch in Helmitzheim im Landkreis Kitzingen. Drei weitere Beobachtungen von auffallenden Lichterscheinungen gab es aus dem Bereich Schweinfurt.

Experte erklärt Phänomen

Der Spezialist für Meteor- und Meteoritenfälle, Thomas Grau vom ERFM (European Research Center for Fireballs and Meteorites), erklärte auf Anfrage von nordbayern.de, dass es sich bei dem, was die Menschen in der Nacht auf Montag am Himmel sahen, lediglich um einen Meteor, also eine Lichterscheinung handelte. "Dringt ein Objekt aus dem All, wie dieses mit 15 bis 25 Kilometern pro Sekunde durch die Erdatmosphäre, detoniert es und zerfällt in einzelne Moleküle. Bei dieser Detonation entstand auch der Knall, den einige Menschen warnahmen", erklärt Grau.

Finden diese Moleküle wieder zusammen, entsteht ein bläuliches Licht. Erst wenn Gesteinsbrocken auf der Erde gefunden werden, spricht man von einem Meteoriten. Das kann in diesem Fall laut dem Experten jedoch noch Tage dauern, da erst alle Daten gesammelt und analysiert werden müssen, um den genauen Standort zu finden - höchstwahrscheinlich in der Südschweiz. Ob überhaupt Gestein auf die Erde aufgetroffen ist, ist laut Thomas Grau unsicher, da die meisten dieser "Eindringlinge" aus dem All, die durch die Erdatmosphäre dringen, völlig verglühen.

Laut Grau hätte ein solches Ereignis auch durchaus gefährlich werden können. In Tscheljabinsk ist 2013 der größte Meteor der seit 100 Jahren in die Erdatmosphäre eingetreten. Die durch den Meteoriteneinschlag entstandene Druckwelle hat rund 1500 Menschen verletzt, 3700 Gebäude wurden beschädigt und eine Fabrikhalle stürzte ein.

Meteorit auf Boden aufgeschlagen?

Die weitaus spektakulärsten Meldungen kommen aber aus der Schweiz. Dort wird inwischen davon ausgegangen, dass der Meteorit sogar auf dem Boden aufgeschlagen sein könnte. "Die Meldungen deuten klar auf einen Meteoriten hin. Aufgrund der akustischen Begleiterscheinung wäre es möglich, dass er den Erdboden erreicht hat", wird Markus Griesser von der Sternwarte Eschenberg auf dem Internet-Portal "20 Minuten" zitiert. Ob dem tatsächlich so war, werden aber erst die Untersuchungen in den kommenden Tagen zeigen.

Der  Astrophysiker Erich Wenger von der Universität Bern sprach im Schweizer Fernsehen von einem alltäglichen Himmelsereignis. Es handle sich um ein Objekt aus dem All, wie er gegenüber SRF sagte. Laut Wenger ist es mit hoher Geschwindigkeit bis in die untere Erdatmosphäre durchgedrungen und dort verglüht. Wegen der hohen Geschwindigkeit des Meteorits entstand dabei eine Luftdruckwelle – deshalb der Knall.

Kleinere Meteoriten verglühen meist in der oberen Erdatmosphäre. Beim aktuellen Fall muss es sich laut Wenger daher um einen größeren Meteoriten als üblich gehandelt haben, der es bis zur unteren Atmosphäre geschafft hat.

Ein Video, das den Flug des Meteoriten zeigen soll, wurde angeblich am Sonntagabend in Tirol aufgenommen und ist auf YouTube zu sehen.

Ebenfalls auf YouTube zu sehen: Ein Video einer Teleskopaufnahme aus Blaustein in Baden-Württemberg vom selbigen Abend:

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