Neue Highspeed-Strecke nach Berlin: So war die erste Fahrt

30.8.2017, 19:38 Uhr
Neue Highspeed-Strecke nach Berlin: So war die erste Fahrt

© Martin Müller

303 Kilometer pro Stunde blinken während der Premierenfahrt auf der Geschwindigkeitsanzeige auf, während links und rechts die Lärmschutzwände und die Tunnel vorbeirauschen. Landschaftlich attraktiv ist die Strecke deshalb nun wahrlich nicht. 22 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 41 Kilometern reihen sich auf der knapp 107 Kilometer langen Neubaustrecke aneinander. Die einzelnen nimmt man dabei kaum mehr war, so schnell rast der Zug hindurch.

Künftig sollen hier täglich drei ICE-Sprinter rollen, die von München in 3:55 und von Nürnberg in 2:50 Stunden nach Berlin rauschen. "Das ist eine Kampfansage an das Flugzeug. Der attraktivste Weg von München nach Berlin wird künftig die Bahn sein", zeigt sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt überzeugt.

Bisher nutzen jährlich 1,8 Millionen Fahrgäste den Zug für die Fahrt zwischen München und Berlin, damit hat die Bahn einen Marktanteil von 20 Prozent. Diesen will sie durch die neue Strecke auf 40 Prozent erhöhen.

Abgesehen von den besonders schnellen Sprinter-Verbindungen, die bis auf Tempo 300 beschleunigen, wird stündlich ein ICE von Nürnberg nach Berlin verkehren, der öfter hält und nur auf Tempo 230 bis 250 kommt. Doch auch diese Verbindung ist noch etwa 90 Minuten schneller als die alte Strecke durch den Thüringer Wald.

Baustopps und Finanzierungsengpässe

Begonnen hat der Neubau zwischen Ebensfeld und Erfurt schon 1996, doch Baustopps und Finanzierungsschwierigkeiten haben die Fertigstellung gewaltig nach hinten verschoben. Die Folge: Bei Bauwerken wie der berühmten Itztalbrücke, die schon 2005 fertig war, muss bereits der Korrosionsschutz erneuert werden.

Jetzt aber soll alles laufen. Nur noch letzte Arbeiten am Schotterbett und an der Funkversorgung stehen an. An der Strecke ist das Zugbeeinflussungssystem ETCS installiert, sichtbare Signale gibt es deshalb nicht mehr. Alles wird direkt im Führerstand signalisiert.

Bei der Premierenfahrt funktioniert das noch nicht reibungslos. Zweimal legt das System eine Notbremsung hin und bremst innerhalb von zwei Kilometern von Tempo 300 bis zum Stillstand ab. Dadurch heizt sich eine Achse auch noch so stark auf, dass ein Bahnmitarbeiter aussteigen und das Bauteil kontrollieren muss.

Spätestens am 10. Dezember soll dann aber alles funktionieren. Zumindest auf der Neubaustrecke. Die Ausbaustrecke zwischen Nürnberg und Bamberg ist noch lange nicht fertig. "Das wird wohl noch bis 2028 dauern", glaubt Olaf Drescher, der das Großprojekt seit zehn Jahren leitet.

In Bamberg soll möglichst bis Ende des Jahres eine Entscheidung darüber fallen, ob die Strecke oberirdisch geführt wird, oder, wie von Teilen des Stadtrats bislang favorisiert, in einem Tunnel.

Ende Oktober will das Bundesverwaltungsgericht über den Fürther Verschwenk durchs Knoblauchsland urteilen. Gewinnt die Bahn, sollen Ende 2018 die Vorarbeiten beginnen, 2021 wäre die Strecke fertig. "Wenn die Stadt Fürth gewinnt, verzögert sich alles um sechs bis sieben Jahre. Dann müssen wir noch einmal ganz neu planen", meint Drescher.

Der Artikel wurde am 30. August um 21.32 Uhr aktualisiert. 

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