Balance ist fast alles beim Reiten

30.3.2014, 06:00 Uhr
Balance ist fast alles beim Reiten

© Hubert Bös

Davon ist Pferdewirtschaftsmeister Michael Putz aus Erlangen überzeugt. Und er versuchte auch, davon etwa 100 Ausbilder von Pferden und Reitern und Turnierrichter aus ganz Bayern bei einer Fortbildungsveranstaltung auf dem Reiterhof Mooswiese in Neumarkt zu überzeugen. Darunter waren natürlich auch viele überzeugte „Horsemen“ und „Horsewomen“, die schon aus ethisch-moralischen Gründen nur das Beste fürs Pferd wollen. Aber Putz wurde vor dem Fachpublikum nicht müde zu betonen: „Ein richtig gerittenes Pferd hat eine viel größere Lebenserwartung.“

Deshalb nannte Michael Putz als wichtigste Trainingsziele nicht Turnierschleifen und Championatserfolge, sondern die Gesunderhaltung des Pferdes. Bei dem Seminar der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ging Putz mit Hilfe zweier Reiterinnen sehr ins Detail. In der großen Halle an der Mooswiese demonstrierten die Amazonen im Sattel eines typischen Dressurpferdes und eines blutgeprägten Vielseitigkeitspferdes, was man alles richtig machen und was man sich vom erfahrenen Reitlehrer noch sagen lassen kann.

Dabei hatte auch mancher Amateur-Trainer und Ausbilder ein Aha-Erlebnis. Zum immer wieder strapazierten Basiswissen gehört, dass der Reiter täglich daran arbeiten muss, ein gutes Gleichgewicht im Sattel zu finden und das Pferd so möglichst wenig zu stören. „Gefühlvoll, aber bestimmt und selbstbewusst“ solle der Reiter mit Schenkel-, Gewichts- und Zügelhilfen auf seinen Vierbeiner einwirken.

 

Der Zügel nie die Bremse

 

Eine Faustregel von Michael Putz im wahrsten Sinn: „Ein Pferd darf nie die Erfahrung machen, dass die Hand, der Zügel, die Bremse ist.“

Der Pferdewirtschaftsmeister hatte zahlreiche Tipps für die tägliche Arbeit mit dem Pferd parat. Mancher Dressurreiter, der sich um ein „langes“ Bein bemüht, wird bei dem Rat erstaunt sein: Michael Putz empfiehlt, Dressurarbeit auch einmal mit kurzen Steigbügeln zu machen, um die Balance des Reiters nachhaltig zu verbessern. Warum nicht hin und wieder die gewöhnte Länge der Steigbügelriemen variieren? Drastische Regel des Trainers: „Mit kürzeren Bügeln kann ich alles reiten; ist der Bügel ein Loch zu lang, dann kann ich nichts reiten.“

Zur Erfolgkontrolle riet der Pferdewirtschaftsmeister den Reitern, im Alltag ihr Pferd zu beobachten: „Wenn Sie an die Box kommen und das Pferd wendet sich Ihnen freudig zu, dann können Sie beim Reiten nicht alles falsch gemacht haben.“ Allzu früh neigten Reiter heutzutage dazu, sich zu spezialisieren. Deshalb fordert Putz systematisches Training in Dressur, im Springen und durch das Reiten im Gelände.

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