Bunte Vorsätze am Ostendorfer-Gymnasium

27.9.2008, 00:00 Uhr
Bunte Vorsätze am Ostendorfer-Gymnasium

© De Geare

Wie eine bunte Perlenschnur säumen Hunderte von Schülern die beiden Brüstungen der Schulaula, sie klatschen, stampfen und johlen. Unten auf der Bühne spielt jedoch nicht etwa eine Teenieband auf, sondern eine Schülerin hat sich eben im Namen ihrer Klasse zu mehr Verantwortung für Andere bekannt. Sie gibt das Mikro weiter an einen Jungen, und auch seiner Rede folgt Johlen.

Die Ziele, die sich die rund 1000 Schüler des Ostendorfer-Gymnasiums gesetzt haben, sollen das neue Leitbild der Schule mit Leben füllen. Drei Jahre hat ein Forum aus Lehrern, Eltern, Schülern die Grundsätze und Zielsetzungen der Unesco-Projekt-Schule formuliert und damit eine gemeinsame Handlungsgrundlage geschaffen. Und da solche Worte ohne Taten nichts als hehre Ziele auf Papier sind, wollen sie die Schüler nun konkret umsetzen.

Mitmachen statt Übernehmen

«Ich finde es klasse, dass wir nicht einfach etwas vorgesetzt kriegen, sondern mitbestimmen dürfen», sagt die elfjährige Julia. Mit ihrer Klasse hat sie am Vormittag darüber gehirnt, wie der Leitsatz: «Individuelle Leistung wird wertschätzend wahrgenommen» zu etwas wird, hinter dem sie selbst stehen und das sie umsetzen können. Herausgekommen ist der Vorsatz: «Wir, die Klasse 6C, werden dieses Jahr niemanden wegen seiner Leistungen ausschließen, mobben und den Schwächeren helfen.»

Natürlich sei das mehr als nur ein guter Vorsatz. Schließlich wolle sie selbst ja auch nicht ungerecht behandelt werden, also sei auch klar, dass sie das nicht mache. «Und wenn ich beobachte, dass jemand zum Beispiel wegen einem Kopftuch gehänselt wird, werde ich ihm helfen», sagt sie. «Zur Not, mit Hilfe der anderen.»

Dutzende solcher Vorsätze zieren mittlerweile die grüne «Leitbild-Pinnwand», die das Jahr über in der Aula stehen bleibt. Inmitten des Publikums sitzt Rotraut Hopf, Leiterin der «AG-Leitbild» und lächelt zufrieden. Über drei Jahre hinweg hat die pensionierte Religionslehrerin die Grundsätze mit erarbeitet. Die verschiedensten Blickwinkel auf die Schule hat das zwölfköpfige Team gesammelt, hat sich bei den Schülern und Mitarbeitern erkundigt, was im Argen liegt, hat jedoch auch den Landrat, den Oberbürgermeister und vor allem die Bürger gefragt, was für ein Bild vom Ostendorfer sie haben.

Herausgekommen ist ein gemischtes Bild. Anspruchsvoll, vielleicht aber auch ein wenig elitär sei die Schule. Um zu zeigen, dass dem nicht so ist, lautet einer der Leitsätze: «Das OG steht in lebendigem Austausch mit seiner Umwelt.» Schön sei jedoch gewesen, dass viele die Schule mit dem Unesco-Projekt in Verbindung bringen, sagt Hopf. Denn auch deren Ziele sollen mit dem Schulleitbild vertieft werden. Fünf Ober- und 24 Unterpunkte umfasst es nun. Allerdings seien das keine Ziele, sondern Rahmenbedingungen. Deshalb die gemeinsame Aktion mit den Schülern.

Besonders freut sich Hopf darüber, dass sich die Schüler so viele konkrete Ziele gesetzt haben. «Wenn’s allgemein bleibt, wird es früher oder später im Papierkorb landen.» Eine zehnte Klasse will aber zum Beispiel die Patenschaft für ein Kind aus den Entwicklungsländern übernehmen, eine andere will den Kleinen aus der Fünften zur Seite stehen.

Doch auch über besonders hehre Ziele wie: «Wir werden dieses Jahr Schülern und Lehrern ein Vorbild sein und nicht rauchen, pünktlich zum Unterricht kommen und vorbildlich mitarbeiten», freut sich Hopf. Probieren könne man das schließlich und wenn’s klappt - umso besser.