Der Wolfstein öffnet ein Fenster in die Erdgeschichte

8.11.2012, 11:00 Uhr
Der Wolfstein öffnet ein Fenster in die Erdgeschichte

© Ralf Rödel

In den offiziellen Reden war es kein Thema, sonst aber im Fokus der Gespräche: Dieses sensationelle Vorkommen will der Freistaat mit Zustimmung der Stadt Neumarkt nun wieder verschütten (wir berichteten). „Nur noch ein Wunder kann den Aragonit retten. Er wurde Opfer behördlicher Ignoranz und Inkompetenz“, lautete dazu der stille, aber harsche Protest in einer Bilderschau über das Entstehen des Aragonit, die über eine Leinwand huschte.

Alles noch offen

Der Wolfstein öffnet ein Fenster in die Erdgeschichte

Ob das Wunder noch geschieht, ist offen: Am Montag dieser Woche war die Baufirma, die den Fund verschütten soll, auf dem Wolfstein und musste feststellen, dass es nicht gilt, ein Loch zu füllen. Der Fund findet sich an senkrechter Wand. Wenn hier Erdreich angeschüttet werden soll, das auch liegen bliebt, muss der halbe Burggraben verfüllt werden.

Hausherr und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Karl Novotny hatte die zahlreichen Gäste der Vernissage begrüßt und die Geschichte der Sanierung des Wolfstein Revue passieren lassen. Höhepunkt der Erfolgsgeschichte Wolfstein sei die Zusage der Stadt, dort ein Museum zu schaffen, sagte er: „Und dort werden dann auch diese Funde, die schon heute hier zu sehen sind, eine Heimat finden.“

Professor i.R. Gerd Tietz, der seit vielen Jahren die Wolfsteinfreunde und den Aragonit begleitet und auch maßgeblich an der Schau polierte, blieb betont unmineralisch: „Aragonit“, sagte er, „ist Kalk mit einer etwas anderen Struktur und deshalb relativ selten.“ Der Aragonit, der sich auf dem Wolfstein vor über elf Millionen Jahren gebildet hat, ist noch seltener in seiner Ausprägung. Nur noch in einer Höhle auf Malaysia findet sich ein ähnliches Vorkommen; auf dem Wolfstein lagern, so Tietz, 50 Prozent des weltweiten Bestandes. Das mache den Aragonit auch so wertvoll.

„Das ist ein Fenster in die Erdgeschichte“, sagte Professor Wolfgang Schmahl, Direktor der Mineralogischen Staatssammlung Bayerns der LMU München. Und was hinter diesem Fenster liege, wolle er von München aus, vielleicht auch mit Erlanger Kollegen, erforschen. Doch dazu sei es nötig, die Reste der Tropfsteinhöhle und alles andere im Burggraben in seiner jetzigen Form zu erhalten.

Denn damit ermögliche die Burg Wolfstein nicht nur einen Blick zurück in die Geschichte der vergangenen 1000 Jahre, sondern darüber hinaus auch zurück in die Millionen Jahre vorher. Und, zog er vor den Wolfsteinfreunden den Hut: Ihn begeistere, wie eine Privatinitiative hier eine Burg erhalte und so daran arbeite. Wo es doch günstiger wäre, altes Gemäuer verfallen zu lassen, um sich den Unterhalt zu sparen. „Dieser Einsatz begeistert mich.“

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