Einmal Peking und zurück

24.6.2010, 00:00 Uhr
Einmal Peking und zurück

© Karlheinz Daut

 Galerist Richard Lutz präsentiert eine ganze Menge der Chinaimpressionen des Neumarkter Künstlers und stellt sie unter dem Titel: „Zeiträume“ aus. Dazu meint der Künstler: „Jedes Bild entsteht in einem ganz bestimmten Zeitraum, in einem Sekundeneindruck. Eine Stunde später würde vom gleichen Gegenstand, von der gleichen Landschaft ein ganz anderes Bild entstehen.“

Auch von China?, fragt man sich, wo doch die Bilder „Fünf Kubik Smog“ heißen oder „Lastende Gifte“ und Bernhard Maria Fuchs sie schon bei seinem letzten China-Aufenthalt gemalt hat – dieses Gewirr der Mega-Stadt Peking, die dichten Abgasnebel oder die sich windende Chinesische Mauer.

Vor gut zehn Tagen ist Fuchs von seinem vierten China-Aufenthalt zurückgekommen. Dort sollte er auf Einladung einer der vier Pekinger Universitäten („ein Riesenkomplex“) und deren „Akademie für Design und Kunst“ Vorträge und Vorlesungen halten. Dreieinhalb Wochen war er dort, hat zuerst versucht, einem kleineren Kreis von 20 bis 30 Studierenden seine Auffassung von „Landschaftsmalerei“ nahe zu bringen, was letztlich aber an Sprachproblemen scheiterte.

Dann wurde das Ganze in einen Hörsaal für 150 Zuhörer verlegt und einer Dolmetscherin anvertraut: „Wenn heute etwas geplant wird, muss es morgen noch lange nicht gelten“, so Fuchs. Aber die Professoren und Studenten waren begeistert von Fuchs: Sie sehen in ihm und seiner Malerei eine Fortsetzung ihrer eigenen chinesischen Tradition.

China gefällt

Auch die hält den Moment-Eindruck fest, findet schnell einsetzbare Kürzel für Vögel, Bewegungen – allerdings auch im Dienste einer stereotypen Wiederholbarkeit, die Fuchs überhaupt nicht will. Er zeigt an China das Bombastische, schier Endlose und den „unendlichen Dreck, der alles überzieht“, wegen der Luftverschmutzung und des mongolischen Wüstenstaubs.

Das alles hält Fuchs aber von einem positiven Gesamteindruck seiner Reise nicht ab: „Ich fühle mich in China mehr verstanden als hier.“ Um dem abzuhelfen, ist Bernhard Maria Fuchs derzeit in vielen Ausstellungen vertreten: seit vergangenem Wochenende in Freising („galerie 13“, Titel: „Horizont“), ab heute in Nürnberg.

Am 2. Juli eröffnet die Neumarkter Raiffeisenbank die gemeinsame Ausstellung von Fuchs und seiner chinesischen Austauschpartnerin Xu Yun. Ende Juli will ihn auch Jutta Kolb in ihrer Galerie in Kallmünz ausstellen. Kurz vor der Ausstellungseröffnung in Nürnberg erzählt er, worauf es ihm bei seiner Malerei ankommt: Fuchs arbeitet schnell, intuitiv, möchte in seine Bilder möglichst viel von der „Wahrheit des Augenblicks“ packen, wenn er entschieden hat, wo und wann er malt.

Die Entscheidung, ob ein Bild besteht, trifft er bei einer intensiven, kritischen Sichtung in seinem Atelier: nachgebessert wird nichts. Ob er dann nicht besser fotografieren sollte? „Das Foto ist eine Lüge“, meint Fuchs, „denn alles ist in Bewegung, und ich möchte eine ganze Spanne, eine Zeitspanne festhalten.“ Auch auf seinen kleinformatigen „Niemandsland“-Bildern, die er jetzt in Nürnberg zeigt und die Erinnerungen der großen Seelen-Landschaften wiedergeben, die daneben hängen.

Sich in einer Landschaft wiederzufinden, treibt Fuchs schon wieder zu Reiseplänen: die Donau bis zur Mündung hinunter. „Da könnte ich im Vorüberfahren Landschaftseindrücke sammeln und in mich aufnehmen“ – Sichtungssitzung ist dann in der Schiffskabine. UWE MITSCHING

Die Ausstellung in Nürnberg ist bis zum 24. Juli zu sehen, geöffnet ist dienstags bis freitags von 15 bis 18.30 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 15 Uhr. Am 11. Juli findet um 11 Uhr ein „Hintergründe“-Gespräch mit Bernhard Maria Fuchs statt.