Eisenopfertiere wurden vor Kirche verscharrt

16.10.2009, 00:00 Uhr
Eisenopfertiere wurden vor Kirche verscharrt

© Etzold

Der 86-jährige Oberlehrer a.D. aus Mitterrohrenstadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Bräuche, die einst in seinem Heimattal praktiziert wurden, wieder in Erinnerung zu rufen. So auch Festbräuche rund um den Patroziniumstag des Heiligen Coloman, dem die Kirche in Oberrohrenstadt geweiht ist.

Aus Aufzeichnungen des früheren Heimatpflegers Gustav Fuchs aus Stöckelsberg weiß Jakob Meier von einem Brauch mit so genannten Eisenopfertieren. «Eine alte Frau hat Fuchs davon erzählt, die Bärbel.» Bei den aus dünnem Eisen gehämmerten Tieren, handelt es sich um Votivgaben. Man kennt diese «Opfer» vor allem aus Wallfahrtskirchen: in Verbindung mit einer Bitte um Erfüllung eines Wunsches und vor allem als Dank bei erfolgter Erfüllung, meistens bei der Genesung von Krankheiten.

Pferde und Rinder

Oft spiegeln die Weihegeschenke den Stiftungsgrund bildlich wider: Da hängen dann Krückstöcke, Beine, Arme oder Herzen an der Kirchenwand. Oder eben stilisierte Pferde, Rinder und Schweine. Denn ohne gesundes Vieh keine gesunde bäuerliche Existenz. Heute werden solche Votivgaben als Volkskunst geschätzt, die Opfertiere erinnern entfernt an die Skulpturen eines Lothar Fischer.

Über die Eisentiere hat die Bärbel nun folgendes erzählt: Am Patroziniumstag stellte der Mesner am Kirchentor von St. Coloman zwei Körbe auf, in dem einen lagen eiserne Pferde, in dem andern eiserne Rinder. Jeder Bauer, der in die Kirche ging, nahm sich die Zahl an Tieren heraus, die er im Stall hatte, und legte dafür sein Opfergeld in ein drittes Körbchen.

Während des Gottesdienstes sammelte der Mesner die Eisentiere wieder ein. Dann stellte er sie auf den Altar, wo sie mit Weihwasser besprengt, beweihräuchert und nach einem Bittgebet mit der (heute noch erhaltenen) Colomansmonstranz gesegnet wurde.

Im Zuge der Säkularisation im 19. Jahrhundert verbot die Kirche viele religiöse Volksbräuche, auch den mit den Eisenopfertieren. In Oberrohrenstadt wurde vor dem Kirchentor eine Grube ausgehoben, in der die Votivtiere verschwanden.

Bei Deining entdeckt

«Da es damals in der Filialgemeinde viele Pferde und Rinder gegeben hat, muss also die gleiche Anzahl dieser Eisentiere vor dem Tor vergraben worden sein», so Jakob Meiers Schlussfolgerung. Der Heimatforscher und Geschichtensammler wird deshalb am Sonntag an genau dieser Stelle solche Eisentiere aufstellen, die hier vor und nach dem Festgottesdienst (Beginn 9.45 Uhr) bewundert werden können.

Keine Nachbildungen, sondern alles Originale: Auf die Opfergaben aus Eisen - neben Tieren auch Arme und Beine, aber auch Hufeisen und Nägel - waren die früheren Besitzer der Labermühle bei Deining im Jahr 1972 gestoßen. Josef Zirngibl und sein Sohn Gerhard entdeckten sie bei der Trockenlegung der zur Mühle gehörigen Ulrichskapelle, direkt an der Grundmauer.

2005 hatte Gerhard Zirngibl die undatierten Fundstücke an den Förderverein der Ulrichkapelle übergeben. Diese lieh sie nun Jakob Meier für das Patronatsfest. Hat der Rohrenstädter doch beste Beziehungen nach Deining: Er war fast 20 Jahre lang Lehrer in Großalfalterbach und ist sogar Ehrenbürger der Gemeinde.