Glanzvoller Auftakt

REGENSBURG - Bei schwülheißen Temperaturen noch am Abend deutlich über der 30-Grad-Marke blickt man selbst bei der Premiere über die Bekleidungsvorschriften hinweg. Da werden die Jacketts nur lässig über dem Arm getragen, die Krawattenknoten sind gelockert, wenn man sich nicht gleich mit offenem Hemd oder kurzärmlich auf den Weg gemacht hatte in das Thurn- und Taxis-Schloss.

Die Damen fächelten sich mit dem Fächer frische Luft zu, selbst Fürstin Gloria war im kurzen, schlichten Sommerkleidchen gekommen: Es war ein buchstäblich heißer Auftakt der Regensburger Schlossfestspiele mit dem üblichen Promi-Auftrieb am Eröffnungsabend, darunter übrigens auch Staatssekretär Albert Füracker in der ersten Reihe.

Sie feierten wie auch die weit über 3000 weiteren Festspielgäste eine fulminante La Boheme-Inszenierung des Slowenischen Nationaltheaters Ljubliana. Denn während die Figur des Marionettenspielers Parpignol, der die Fäden zieht und das Leben in seinen Händen hält, eigentlich nur eine kleine Nebenrolle spielt, gibt Regisseur Vinko Möderndorfer den Puppen eine Hauptrolle, unerbittlich zieht sich das „Schicksal“ in Form bunter Clowns durch die vier Akte, bis die sterbenskranke Mimi schließlich leblos auf ihrer Bettstatt darniederliegt.

Bis zu diesem Moment aber hatte Martina Zadro einen glanzvollen Auftritt hingelegt, die Sopranistin sang die Bohemians an ihrer Seite fast in Grund und Boden, einzig „Rodolfo“ Branko Robinsak und mit Abstrichen „Marcello“ Joze Vidic – zumindest nachdem dessen anfangs stark übersteuertes Mikro einjustiert worden war – konnten stimmlich halbwegs mit der Primadonna mithalten.

Doch insgesamt bot das Ensemble zweifellos eine ordentliche Gesamtleistung, viel Beifall gab es nach dem Schlussakkord auch für das Orchester unter der Stabführung von Jaroslav Kyzlink, der mit Puccinis wunderbarer Musik das Premierenpublikum verzauberte.

Wobei es vielen Gästen letztlich ziemlich egal ist, ob nun Mozart, Verdi oder Puccini gegeben wird, denn schließlich ist der Abend ein Gesamterlebnis: Zauberhaft wie immer die Stimmung im Ambiente des festlich illuminierten fürstlichen Schlosses, selbst weit nach Mitternacht genossen die Festspielbesucher in der inzwischen wunderbar lauen Sommernacht die stilvolle Atmosphäre und eisgekühlte Drinks.

Bei den Thurn- und Taxis-Schlossfestspielen jagt diesmal eine Attraktion die andere: Heute geht es weiter mit „Classic Meets Cuba“, am Dienstag bringen Regensburger Musiker Pink Floyds „The Wall“ und am Mittwoch steht der Höhepunkt mit Weltstar Placido Domingo auf dem Programm, ehe dann am Donnerstag „Tiger“ Tom Jones seine Greatest Hits präsentiert. Es folgen Adoro, Xavier Naidoo, ein Kindermusical und zum Abschluss am Sonntag die Tenorgala mit Piotr Beczala.

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