Greyhounds von der Rennbahn Kruppach haben die Ruhe weg

1.7.2014, 11:00 Uhr
Greyhounds von der Rennbahn Kruppach haben die Ruhe weg

© Wolfgang Fellner

Sie werden gezüchtet, um zu jagen. Nicht ein Tier, sondern den Erfolg. Auf einer Rennbahn irgendwo in Irland. Den schnellen Erfolg, das schnelle Geld. Verlierer sind da nicht gefragt, werden ausgemustert. Aber nicht nur erwachsene Sprinter erwischt dieses Los, auch junge Greyhounds, oft nur ein halbes Jahre alt, werden schon aussortiert. Weil abzusehen ist, dass sie zu langsam sind für die wilde Hatz nach dem letzten Kick. Hier greift die Greyhoundhilfe Deutschland ein, die sich dieser Tiere liebevoll annimmt.

Szenenwechsel: Die Sonne knallt auf den Hof der Grafs in Kruppach. Es ist ein sonniger Samstag, die vierbeinigen Pensionsgäste in Peggy Bells Country World, die den Grafs gehört, sind in ihren Zimmern. Draußen, im Innenhof hinter der großzügigen Durchgangsschleuse, staken rund 20 Greyhounds still, vorsichtig umher. Drei, vier haben sich schnell in den Schatten zurück gezogen, haben die langen Beine eingeklappt und sich zusammen gerollt in der Kühle.

Die anderen haben nicht so schnell die Ruhe gefunden. Zwei, drei streichen an den grünen Grenzen entlang, die anderen beschnuffeln sich, reiben die Köpfe aneinander. Keiner bellt.

Greyhounds von der Rennbahn Kruppach haben die Ruhe weg

© Wolfgang Fellner

Heute ist der große Tag für die Greyhound-Freunde. Sie treffen sich mit ihren Tieren in Kruppach bei Familie Graf, die zwar keine Greyhounds, aber Galgos hat. Die Greyhounds sollen hier fotografiert werden für einen Kalender; durch den Verkauf will die Greyhound-Hilfe zum einen Geld sammeln für ihre Arbeit. Zum anderen soll auf das Anliegen des Vereins aufmerksam gemacht werden.

„Die Tiere kennen nur Zwingerhaltung und die Rennbahn“, sagt Petra Schmid, die mit acht Greyhounds aus Günzburg in die Oberpfalz gekommen ist. Die Tiere sind nicht nur sozial, anpassungsfähig, lieb, zurückhaltend und absolute Schmuser, lobt sie, sondern auch intelligent: „Mein Rüde hat nicht lange zugeschaut, dann hat er gewusst, wie sich der Kühlschrank öffnen lässt“, sagt sie und lächelt. Sie hat derzeit zwei Hunde frisch von der Rennbahn in ihrem Haushalt — keine leichte Aufgabe. Sind sie erzogen, werden sie weiter vermittelt. Die Tiere sind anfangs nicht an den Umgang mit Menschen gewöhnt, haben auch sonst nie Sozialverhalten, auch untereinander, gelernt. Ihr einziger Lebenszweck: Von null auf hundert sprinten, Rennen gewinnen, dann: Aus.

Das aber, finden die Greyhound-Freunde, sei zu wenig für ein Hundeleben. Sie lernen den Tieren Umgang, Disziplin, Verhalten. Damit sie ihr Leben nach der Rennbahn leben können. Wobei sich der Laie vom athletischen Aussehen der Tiere nicht täuschen lassen sollte. Der große Brustkorb, die langen, eleganten Läufe, der sportliche Eindruck: Es handelt sich bei den Greyhounds um Sprinter. Ähnlich dem schnellsten Landlebewesen, dem Gepard, sind sie schnell, das aber nur über ein paar hundert Meter. Haben sie dann den Hasen, ist gut. Wenn nicht, bleiben sie hungrig. Denn länger ist die Höchstleistung nicht abrufbar. Wie sagt Heinz Graf lachend: „Wer sich einen Greyhound anschaffen will, braucht nicht unbedingt gutes Schuhwerk, aber eine gute Couch.“

Seine Frau Clelia kann da nur zustimmend nicken und Sarah Schmidt-Wegener, die ebenfalls einen Greyhound ihr eigen nennt, zuhause in Neumarkt und Studentin in München ist, bestätigt: „An der Uni fragen mich viele, was das für ein toller Hund ist. Der ist ganz ruhig, ganz entspannt.“ Solange er keinen Hasen oder ähnliches sieht. Sei es ein Westie, ein Shizu oder Malteser. Da kommt halt der Jagdtrieb durch.

In Peggy Bells Country World haben sie nun erst einmal die Bilder für den Kalender aufgenommen; über 1000 Bilder hat Christian Schmidt-Wegener bei der stundenlangen Sitzung gefertigt. Nicht immer nur adelig, sondern vor allem auch lustig; dazu haben sie die Greys auch mal verkleidet. Vertrieben wird der Kalender von der Greyhound-Hilfe Deutschland, ab Anfang August kann er auf ihrer Internet-Seite bestellt werden.

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