Rote Karte für Rassismus im Fußball: Projektwoche am Neumarkter WGG

21.1.2016, 11:30 Uhr
Rote Karte für Rassismus im Fußball: Projektwoche am Neumarkter WGG

© Günter Distler

Schon vor rund einem Jahr begann Projektleiter Thomas Kraus – Anhänger eines darbenden Münchner Fußballvereins – mit den Planungen für den Fünf-Tage-Marathon. „Es geht dabei nicht nur um Rassismus, sondern generell um Demütigung und Ausgrenzung im Fußball“, sagt er und spricht auch eigene negative Erfahrungen aus seiner Zeit als Jugendspieler an.

Freilich wisse er, sagt Kraus, dass bei der Leidenschaft, mit dem viele Fans ihren Verein unterstützen, leicht Worte fallen, die sie vor und nach dem Spiel niemals äußern würden. Nicht nur im Profifußball, auch im Amateurbereich, und nicht zuletzt in den Jugend-Ligen, wo oft die Eltern von außen Unruhe hineinbringen. „Es wird aber verkannt, wie tief diese Wörter oft gehen. Das kann Jugendliche für ihr Leben lang verletzen.“

Verletzende Schmährufe

Der Verbindungslehrer auf Seiten der Schwarzachtalschule Berg heißt Markus Fügl, ist ein Clubfan und hat selbst auch schon in höheren Amateurligen gekickt. „Die Anhänger des Gegners nannten mich oft ,den Türken‘“, erinnert sich der Sindlbacher an Schmährufe vom Spielfeldrand.

Rassistische Einstellungen treten also auch dann zu Tage, wenn gar kein „Ausländer“ mitkickt. Freilich konnte Thomas Kraus vor einem Jahr noch nicht ahnen, dass das Thema in unserer Gesellschaft so brisant werden wird.

Aber vielleicht sei es mal gut, vom großen Geschehen Abstand zu nehmen, meint WGG-Schulleiter Bernhard Schiffer, und die Rassismus-Problematik in einem kleineren und damit übersichtlicheren Rahmen zu hinterfragen. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Demütigungen und Tabubrüche im Sport.“

Rote Karte für Rassismus im Fußball: Projektwoche am Neumarkter WGG

© Zink

Vorurteile abbauen: Auch die Schulpartnerschaft der Berger Grund- und Mittelschule mit dem Gluck basiere auf diesem Gedanken, sagt die Berger Schulleiterin Theresa Altmann. Trennten doch Gymnasiasten und Mittelschüler schulisch fast schon Welten. Schon viele Aufsehen erregende Projekte haben Jugendliche beider Schulen auf die Beine gestellt. Erinnert sei nur an den Flashmob vor dem Neumarkter Rathaus. Mit ein Grund, warum Kraus bei Sponsoren offene Türen einlief, als er um Unterstützung für die Projektwoche bat.

Diese startet am Montag, 1. Februar, gleich mit zwei echten Promis: Ex-Club-Star Marek Mintal, Bergs Schulpate, und seine WGG-Pendant Frank-Markus Barwasser (fernsehbekannt als „Täschli-Träger“ Erwin Pelzig) kommen zum „Kickoff“ in der Sporthalle. Auch Landrat, OB und Staatssekretär Sibler sind dabei. Im Anschluss diskutieren die Ehrengäste mit Schülergruppen. Für Dienstag sind Aktionen wie Torwandschießen und Menschenkicker in den Pausen vorgesehen, auch zeigt das WGG „dem Rassismus die rote Karte“.

Das fairste Team gewinnt

Am Mittwoch, 3. Februar, rollt dann am Nachmittag beim „Fairnessturnier“ der Ball. Neben dem Gastgeber und der Schule Berg sind dazu fünf weitere achte Klassen aus weiterführenden Neumarkter Schulen eingeladen. „Hier geht es nicht ums Gewinnen, sondern um Fairness und Unterstützung“, sagt Kraus. Abgerechnet wird nach einem Punktesystem.

Rote Karte für Rassismus im Fußball: Projektwoche am Neumarkter WGG

© Weigert

Am Donnerstag wird nach einer Lesung von Journalist Ronny Blaschke, einem Experten in Sachen Gewalt im Fußball, ein Dokufilm über die Fußballliga im Getto Theresienstadt gezeigt. Am Freitag endet die Projektwoche mit Klassengesprächen und einem „Plenum“ in der Pausenhalle.

Für Eltern und die Öffentlichkeit wurde eine Talkrunde am Donnerstag, 4. Februar, um 19.30 Uhr im neuen Park Inn by Radisson Hotel ersonnen (Eintritt frei). Zum Thema „Foul oder fair? Was ist Fußball heute?“ diskutieren unter anderem Ex-Profi Markus Lotter, Schiedsrichter und Vertreter von Fangruppen. Um eine kurze Anmeldung in den Sekretariaten von WGG und Schwarzachtalschule wird gebeten.

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