Schüler sehen klarer dank der Nebelbrille

20.1.2017, 14:00 Uhr
Schüler sehen klarer dank der Nebelbrille

© Foto: Franz Xaver Meye

Marcel Engelhardt, Schüler der 12. Klasse der Maximilian-Kolbe-Fach- und Berufsoberschule, schlüpft in einen über zehn Kilo schweren sogenannten gerontologischen Anzug, streift sich Manschetten um Fußfesseln und Hände, setzt sich Nebelbrille und Kopfhörer auf und zieht sich Halskrause sowie Handschuhe über: So könnte sich der 18-Jährige fühlen, wenn er 60 Jahre älter ist.

Marcel musste sich hinlegen und dann, beschwert mit den Gewichten, wieder aufstehen oder eine Treppe hinabgehen. Für den sportlich durchtrainierten jungen Mann kein Problem, aber manche junge Schülerin hatte schon Schwierigkeiten dabei.

Herausforderung Schnürsenkel

Weitere Aufgaben warteten auf die Klassen: Mit Nebelbrille, die einen schlecht sehen lässt, und Handschuhen, die die Verknöcherungen der Gelenke im Alter simulieren, Schuhe aus- und anziehen. „Das Zubinden ist schon nicht leicht“, erzählt ein Schüler. „Aber da hatte ich schon als Kind meine Probleme“, schmunzelt er.

Einen Gürtel anlegen, die Jacke zuknöpfen, die Geldbörse aufmachen und das darin enthaltene Geld zählen, Verlorenes aufheben: Für junge Menschen geht das alles hopp hopp; im Alter dagegen viel, viel langsamer.

Und gerade Letzteres sollten die jungen Menschen bei einigen anderen Übungen erfahren. „Da kann man sich gut in die Situation der Älteren hineinversetzen“, sagt eine Schülerin über ihre Erfahrung. „Jetzt habe ich mehr Geduld, wenn ein Älterer vor mir an der Kasse im Supermarkt steht und langsam nach einem Zwei-Euro-Stück im Geldbeutel sucht“, schildert ein Jugendlicher seine Erfahrung nach dem Projekt im Fach Religion, das noch weitere Aspekte beinhaltete.

Allein im großen Haus

Rechtsanwältin Karen Larsen-Lion, Seniorenbeauftragte in Pyrbaum, erläuterte den Klassen, wie sich der demographische Wandel, also mehr ältere Menschen, weniger Jüngere, auswirkt. Wer in einem großen Einfamilienhaus wohnt, auf den kommen im Alter besondere Herausforderungen zu, wenn es gilt, das Haus und den Garten in Schuss zu halten.

Die Schüler durften in Gruppen verschiedene Rollen übernehmen: Die einen spielten die pflegenden Angehörigen sowie die älteren Menschen, eine weitere den Gemeinderat. Gemeinsam ging es dann darum, praktikable Lösungen zu erarbeiten. Mehrgenerationenhäuser könnten für die Bewältigung des Alltags helfen. Die Alten profitieren von den Jungen und umgekehrt. Eine gute Nachbarschaft hilft weiter, wenn man die Augen offen hält für die Sorgen nebenan.

Leben im Heim

Sozialpädagogin Angelika Lederer vom BRK-Heim in Woffenbach berichtete den Klassen über ihre tägliche Arbeit und die Schüler lernten gleichzeitig mögliche zukünftige Arbeitsfelder im Bereich Gesundheits- und Altenpflege kennen. Mit einem Impulsfilm zum Thema Demenz endete das Projekt.

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