Verzweifelter Appell eines 405-Jährigen

21.8.2009, 00:00 Uhr

Schon das CD-Cover lässt Sammleraugen strahlen: Die ersten 300 sind handsigniert und nummeriert und mit einer besonders liebevollen Ausstattung versehen. Was noch besonders an dem Silberling ist: Kompositionen und Texte «illustrieren» einen Science-Fiction-Roman, den Golly derzeit schreibt und in dessen Endspurt es geht.

«Breeze The Creaze» entführen ins Jahr 2357. Henry Ewiger, ein superreicher Amerikaner, 1952 geboren und mittlerweile 405 Jahre alt, sehnt sich danach, endlich sterben zu können. Seit 2012 verwaltet eine intelligente «Rechnerheit» namens W.O.L.D. virtuell den Planeten. Das bleibt von der Menschheit weitgehend unbemerkt, sie hält sich immer noch für die Krone der Schöpfung, hat sich aber längst als Evolutionsfehler erwiesen.

W.O.L.D. jedenfalls lässt aus Studiengründen Henrys Tod nicht zu, möchte mehr über Kreativität und Gefühl erfahren. Es plant außerdem Großes mit ihm. Ewiger hat zu seinem 60. Geburtstag Klone aus seinen Stammzellen herstellen lassen, um im Bedarfsfall über ein persönliches «Ersatzteillager» verfügen zu können.

Ein paar Jahre später lässt er seinen gesamten Gehirninhalt drahtlos auf externe Speicher überspielen. Der Rechner verwaltet nun Henrys Klonfundus und sein Gehirn: Immer wenn Henry stirbt (aus welchen Gründen auch immer), wird sein alter Körper durch einen jungen Henry-Klon ersetzt; diesem wird just im selben Augenblick Henrys Bewusstsein überspielt, einschließlich der letzten Gedanken.

Die Erde ist am Ende

Wäre ja gar nicht so schlimm, wenn die Erde im Jahr 2357 noch irgend etwas Lebenswertes zu bieten hätte. Umweltverschmutzung, Klimakatastrophen, Raubbau an der Natur, Kriege und diverser anderer Wahnsinn haben Flora und Fauna großflächig und weitgehend zerstört. Aufgrund schleichender Selbstvergiftung und Kontaminierung gibt es nicht mehr viele Menschen, vielleicht noch 500 Millionen.

Der einsame und verzweifelte Henry lebt alleine in einer Biosphäre in Alaska. Sein Wissen ist mittlerweile ins Unermessliche angewachsen, da er direkt mit W.O.L.D. verbunden ist und von ihm das gesamte Menschheitswissen abrufen kann. Doch eines Tages wird er «verfrachtet». . .

Nun verlangt es der Inhalt des Romans, dass ein Projekt unterstützt wird, das in der Realität in Halberstadt stattfindet: In der kleinen, unscheinbaren Burchardikirche wird grob gesagt seit dem 1. Januar 2000 «Organ2/aslsp» aufgeführt. Dieses Musikstück soll bis zum Jahr 2639 andauern: Wohlgemerkt, die Musik erklingt, wenn alles gut geht, 639 Jahre lang ununterbrochen (Näheres im Internet unter: www.john-cage.halberstadt.de).

Henning Frank, Jule Weidinger und Golly wollen aus dem Erlös ihrer neuen CD 1000 Euro aufbringen, um sich damit auf einer kleinen Metalltafel in der Kirche zu verewigen und das Projekt am Leben zu erhalten.

Zu kaufen gibt es die neue CD «Re-inclonation» des Trios in der Kneipenbühne Oberweiling. Online-Bestellung unter www.golly.at