Besonderer Kabarettabend in Rüdenhausen
09.02.2014, 19:37 Uhr
Für Kleinkunst im besonderen Ambiente ist der Weinkeller zu einer geschätzten Adresse für Liebhaber von Kabarett und Magie, Kunst und Literatur auch aus der Metropolregion Nürnberg geworden.
In ihm hätten sich zweifellos auch Georg Franz Kreisler und Erich Kästner an einem Abend wohlgefühlt, den “Dschahli” Heinrich Karl den beiden zeitkritischen Autoren widmete. Mit denen sollten erste Kontakte in seiner Schulzeit für den Pianisten, Sänger und Rezitator den Anfang einer lebenslangen Seelenverwandtschaft bedeuten. Der Pädagoge aus Wiesentheid ließ nun mit ihren Werken schmunzeln und herzhaft lachen, zwischendurch aber auch ein wenig beklommen feststellen, wie zeitlos aktuell die Satire Kästners und Kreislers ist.
Von Bankiers und Poli-Tickern
Etwa beim Hymnus auf die Bankiers oder bei der Frage welcher Ticker der Poli-Ticker und ob er wirklich so von Nöten sei, wie er glaube. Ebenso in spitzzüngiger Gesellschaftskritik und düsteren Prognosen von Deutschlands unabweichlichem Ende durch den Geburtenrückgang - beschrieben 1928! Heinrich Karl sind sie zu Freunden geworden, die kritischen Zeitgenossen, die es trefflich verstanden, in eingängiger Umgangssprache Missstände auf die Satirefeder zu spießen. Mal subtil, mal mit viel Sprachwitz “frisch von der Leber gradheraus” und durchaus auch gerne mal mit tiefschwarzem Humor apokalyptisch überzeichnet.
Dem Publikum bringt der dritte “K” des ganz besonderen Kabarettabends die Autoren mit kurzer Vita nahe. Dabei mochte der mit seinen Kinderbüchern weltweit bekannt gewordene Kästner als Kabarettist “neu entdeckt” worden sein, während Kreisler mit teilweise bitterbösem Humor international zum Begriff geworden war. Wer mochte schon tierische Freude daran haben, Tauben im Park zu vergiften oder sich die vielfältigsten Formen ausdenken, sich der Geliebten zu entledigen? An der Neigung beider Autoren zum weiblichen Geschlecht sollte die Werkauswahl aus einem immensen Fundus keinen Zweifel lassen, ebenso wenig wie die ironischen Züge bei Beschreibungen zwischenmenschlicher Beziehungen, in Besonderheit der Ehe.
Gekonntes Wechselspiel
Heinrich Karl begeistert mit dem Wechsel pointierter Rezitation in “Originaltönen” und musikalischer Beiträge mit ihren Stimmungsbildern in Dur und Moll, macht Übereinstimmungen und die Unterschiede Kästners und Kreislers deutlich, “spielt” feinfühlig eigene Texte und Kompositionen ein. Ganz zur Freude auch des vierten “K” in der Runde: des Gastgebers Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen, der neben dem kulinarischen Part auch einen Einsatz als Triangelspieler hat.
Am 22. Februar verwandelt sich der fröhliche Weinkeller am Schloss in eine magische Unterwelt. In der agiert ab 19 Uhr “der einzige, letzte und deshalb größte maghrebinische Zauberkünstler, wo gibt überhaupt auf der ganzen Welt”. Als solcher ist “Mosche Karlo” alias Karlo Reichel vom "Altheimer Zauberkeller” weit über die Region hinaus bekannt. Platzreservierungen sind unter 09383/7044 oder karl@castell-ruedenhausen.de möglich. Auch für einen literarischen Abend am 29. März mit Wilhelm Wolpert, dem mit dem ”Frankenwürfel” geadelten Autor in ostunterfränkischer Mundart, gibt es noch Karten.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen